"Hier müsste man mal Urlaub machen"
Besucher haben festgestellt, dass die Bergstraße unheimlich viel zu bieten hat

Infos und Musik: Das Begleitprogramm konnte sich sehen lassen. Fotos (3): Dorn
Von Karin Katzenberger-Ruf
Weinheim. Oberbürgermeister Heiner Bernhard war zufrieden. Nach dem offiziellen Auftakt des Blütenwegfests gab es an der Station des Obst-Wein- und Gartenbauvereins Lützelsachsen nämlich Apfelwein und Bratwurst. Das hat dem Weinheimer Stadtvater offenbar richtig gut geschmeckt. Wandern ohne eine zünftige Einkehr ist ja auch nur halb so schön ...
Der Verein weihte gestern auch seinen Obstlehrpfad ein. Dieses Projekt ist in das "Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept" Blühende Badische Bergstraße (Ilek) eingebunden. Auf der Strecke zwischen Hohensachsen und Lützelsachsen gab es sogar eine symbolische Scheckübergabe - die Metropolregion unterstützt Ilek mit 10.000 Euro.
Die offizielle Einweihung der "Zielwegweiser" stand ebenfalls auf dem Programm. Entlang der Bergstraße gibt es davon 150 Stück. Sie stehen für die Vernetzung zwischen Blütenweg, Neckar- und sogar Nibelungensteig, indem sie mit Kilometerangaben auch auf weiter entfernte Ziele sowie auf die nächsten Einkehrmöglichkeiten hinweisen.
Die gab es beim Blütenwegfest in gehäufter Form auf dem Ilek-Markt am Schützenhaus. "Ich weiß gar nicht, was ich nehmen soll", sagte eine Besucherin und entschied sich schließlich für eine Kartoffelsuppe. "Wunderschön" sei der Weg vom Schlosspark in Weinheim bis hierher gewesen, sagte sie. Aber jetzt habe sie erst einmal Hunger.
Im Schlosspark gab es mehrere Führungen. Zwei Kilometer weiter südlich am Judenbuckel reihten sich Stationen rund um die Natur aneinander. Kulinarisch bewegte sich das Angebot zwischen Kräutertöpfchen und Wildschweinbratwurst. Bei Ilek geht es bekanntlich um den Erhalt und die Pflege der einzigartigen Kulturlandschaft entlang der Bergstraße. Dazu gehören Streuobstwiesen ebenso wie Weinberge oder Nutzgärten. Es gab und gibt aber auch verwilderte Grundstücke. Inhaber oder Pächter, denen die Bewirtschaftung zu viel ist oder die das vielleicht aus Altersgründen gar nicht mehr schaffen können, sollten sich mit der Ilek-Grundstücksbörse in Verbindung setzen.
Umgekehrt können Menschen, die Spaß an einem Stück Land hätten, nachfragen, ob jemand ein paar Quadratmeter zu verkaufen oder zu verpachten hat. Sogar eine Tauschbörse für Obst und sonstige Produkte ist eingerichtet. "Eine tolle Idee", fand ein junger Mann, der sich vorstellen könnte, ein Grundstück zu übernehmen und mit seiner Familie dort die Wochenenden zu verbringen. Schon zum Auftakt des Blütenwegfests nahmen viele Wanderer den steilen Anstieg von Hohensachsen aus in Kauf. "Wir haben vor, bis zum Schlosspark zu wandern", riefen drei junge Frauen. Irgendwo solle es Ziegenmilcheis geben, sagte eine von ihnen. Das wolle sie unbedingt probieren.
Über das herrliche Wanderwetter freute sich ein Ehepaar, das sich die gleiche Strecke vorgenommen hatte. "Ist das ein Rundweg?", wollte ein Mann in Höhe Schützenhaus wissen. Er war von Mannheim nach Lützelsachsen gekommen. Nein, es war kein Rundweg. Also musste er sich entscheiden, ob er von dort Richtung Hohensachsen oder Richtung Weinheim wandern wollte. Er entschied sich mit Blick auf den Flyer, den ihm jemand in die Hand gedrückt hatte, für Weinheim. Allerdings hätte ihn auch das "Quittenprojekt" interessiert. Dieser Stand befand sich aber am Ausgangspunkt Hohensachsen. Vielleicht schaffte er es auch noch dorthin, wenn er den Shuttlebus nimmt? Die Prospekte, die an den Ständen auslagen, fanden reißenden Absatz. Und das war gut so. Denn viele Gäste wussten bisher gar nicht, was die Bergstraße alles zu bieten hat.
"Eigentlich müsste man einfach mal hier Urlaub machen, statt ins Ausland zu reisen", fand eine junge Mutter. Sie wolle sich das ernsthaft überlegen, fügte sie an und packte einen Stapel Prospekte in ihren Rucksack, Darunter auch einen mit der Aufschrift "Ferienstraße". Diese reicht in dem Fall von Heidelberg bis Darmstadt.



