Fischkinderstube Edingen-Neckarhausen: Wer pflegt sie denn nun?

Einer Zusage auf der Spur: Gemeinde dachte, Edinger Angler übernehmen Pflege - Die wollen davon nichts wissen - Chronologie einer Recherche

14.10.2016 UPDATE: 15.10.2016 06:00 Uhr 3 Minuten, 3 Sekunden

Wer übernimmt denn nun die Pflege der Fischkinderstube? Die Fischerei steht nach wie vor zu ihrer Aussage, sich um das Seitengewässer zu kümmern. Gras mähen oder Büsche schneiden gehört aber nicht zu ihren Aufgaben. Foto: Pilz

Von Maren Wagner

Edingen-Neckarhausen. Es gibt Projekte, die dauern so lange, dass am Ende kaum jemand noch weiß, was er am Anfang einmal gesagt hat. So ein Projekt ist die Fischkinderstube zwischen Edingen und Neckarhausen. Seit 2010 befasst sich der Gemeinderat damit, in der jüngsten Gemeinderatssitzung fiel der Startschuss.

Gesprochen wurde dabei auch über die Pflege des Seitengewässers. Aus den Reihen des Gremiums hieß es, die Edinger Angler würden sich darum kümmern. Das wollte sich die RNZ von Hans-Jürgen Weißling, Vorsitzender des Anglervereins, bestätigen lassen. Das Telefonat aber setzte eine Recherche in Gang, an deren Ende nur eines ganz sicher ist: Geht es ums Geld, muss die Gemeinde in die Tasche greifen.

> Hans-Jürgen Weißling, Vorsitzender des Anglervereins in Edingen, sagt, die Angler hätten die Pflege nie zugesagt: "Das ist ein Hirngespinst. Das hat irgendjemand vielleicht mal als Wunsch geäußert." Vor einigen Jahren habe es aber eine Versammlung gegeben, bei der Jürgen Hauck, Präsident des Badischen Sportfischerverbands, gesagt habe, die Pflege sei Sache der Fischerei. Das sei protokolliert worden.

> Bei Dominik Eberle, Mitarbeiter im Bauamt, laufen alle Fäden zur Fischkinderstube zusammen. Er begibt sich auf die Suche nach dem Protokoll.

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> Wolfgang Reuther, Vorsitzender der Rhein-Neckar Pachtgemeinschaft und ehemaliger Präsident beim Landesfischereiverband, war maßgeblich an der Idee der Fischkinderstube beteiligt. Er sagt, die Pflege der Fischkinderstube wollte der Edinger Anglerverein übernehmen, verweist aber auch auf das Protokoll mit Haucks Aussage. Reuther schränkt ein, was unter Pflege gemeint ist. Die Fischer werden sicherlich nicht den Rasen mähen oder die Büsche schneiden: "Es geht um die ehrenamtliche Pflege der Ein- und Auslaufbauwerke, also um die Funktionssicherheit der Fischkinderstube." Wenn ein Baum hängen bleibe, würden die Fischer ihn wegräumen. Dass die Gemeinde das Gras mähen müsse, habe bereits Alt-Bürgermeister Roland Marsch den Räten gesagt.

> Michael Schramm ist Geschäftsführer des Landesfischereiverbands in Stuttgart und mit der Fischkinderstube vertraut. Er habe die Info, dass der örtliche Fischereiverein als Pate die Pflege der Fischkinderstube übernimmt. Damit meint er die Edinger Angler.

> Dominik Eberle vom Bauamt findet das Protokoll einer Besprechung vom 16. September 2014. Dort steht: "Herr Hauck, Präsident des Badischen Sportfischerverbandes, ergänzte, dass es für die Fischerei eine Selbstverständlichkeit sei, Pflege und Säuberung zu übernehmen, da die Fischkinderstube auch ein Projekt für die Fischerei sei."

> Jürgen Hauck, Vorsitzender des Sportfischervereins in Neckarhausen und Präsident des Badischen Sportfischerverbands, sagt, auch er habe läuten hören, dass die Edinger Angler die Pflege übernehmen wollten. Er erinnert sich aber noch an seine Aussage, dass dies Sache der Fischerei sei. "Dazu stehe ich weiterhin." Allerdings soll die Fischkinderstube eine Eigendynamik entfalten können, Eingriffe sollten so niedrig wie möglich gehalten werden. Wenn der Pflegebedarf da sei, werde man bei der Fischerei ein Konstrukt finden, wen man dafür abbestelle, sagt Hauck: "Wenn wir zwei bis drei Leute aus Neckarhausen haben und zwei bis drei aus Edingen, dann kriegen wir das hin."

> Die RNZ stößt auf einen Artikel vom 18. März 2010. Inhalt ist eine Gemeinderatssitzung, in der die Fischkinderstube Thema war. Dietrich Herold von der UBL, heißt es dort, sagte, die Unterhaltung des Seitengewässers übernehme der Anglerverein Edingen.

> Dietrich Herold räumt ein, dass er nie ein schriftliches Angebot der Angler gesehen hat. Es habe einfach immer im Raum gestanden, dass sie die Pflege übernehmen. Zudem habe ihm Wolfgang Reuther, als er noch Präsident des Landesfischereiverbands war, gesagt, dass das für die Angler selbstverständlich sei. Dass zur Pflege nichts Schriftliches festgehalten wurde, sei ein Versäumnis gewesen: "Wir haben das nie konkret festgezurrt. Das hätten wir machen können."

> Bürgermeister Simon Michler teilt mit, für die Unterhaltung der Fischkinderstube sei eine Spende über einen "beachtlichen Betrag" eingegangen. Wie hoch die Spende ist und von wem sie kommt, dürfe er nicht sagen. Fraglich ist auch, wie lange das Geld ausreicht.

> Die RNZ stößt auf einen Artikel über eine Jahreshauptversammlung der Edinger Angler vom Februar 2014. Dort heißt es, Vorsitzender Weißling habe mitgeteilt, dass er auf sein Angebot, dass der Verein die Pflege der Fischkinderstube übernehmen würde, noch keine Antwort aus dem Rathaus erhalten habe.

> Dominik Eberle vom Bauamt findet keine Unterlagen mehr zum Angebot.

> Hans-Jürgen Weißling wiederholt, er habe nie ein Angebot gemacht. "Bevor ich nicht weiß, was da auf uns zukommt, wäre es ja abenteuerlich, wenn ich da etwas zugesagt hätte."

> Frank Lorho, Pressesprecher des Umweltministeriums in Stuttgart, sagt, es gebe keine Chance auf eine Förderung für die Unterhaltung der Fischkinderstube. Geht etwas kaputt, zahlt die Gemeinde dafür. "Man weiß bei der Beantragung eines Projekts doch schon, dass man es unterhalten muss", sagt Lorho. Nach wie vor aber gilt, dass der Gemeinderat 2010 einen Beschluss gefasst hat, dass die Fischkinderstube die Gemeinde nichts kosten dürfe. Das schließt auch die Unterhaltung ein.

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