Edingen-Neckarhausen: Kirchengemeinde will sich von ihren Gebäuden trennen
Nur Kirche selbst soll im Besitz der evangelischen Gemeinde bleiben - Sanierungskosten für andere Gebäude zu hoch

Bald rollen die Bagger an: Pfarrhaus und -büro im Amselweg werden abgerissen. Das teilten Pfarrer Matthias Schipke, Kirchengemeinderats-Vorsitzende Ute Nimtz und KGR Hans-Peter Körner gestern auf einer Pressekonferenz mit. Foto: Kraus-Vierling
Von Stephan Kraus-Vierling
Edingen-Neckarhausen. Zu wenige Mitglieder, zu viel Platz: Die evangelische Gemeinde in Edingen trennt sich von ihren Gebäuden. Verkauft werden sollen Pfarrhaus, Pfarrbüro und Gemeindehaus mit dem Kindergarten am Amselweg sowie die Gebäude in der Anna-Bender-Straße. Im Besitz der Gemeinde bleibt nur die Kirche an der Hauptstraße. Hier soll ein neues Gemeindehaus gebaut werden. Das teilten Pfarrer Matthias Schipke, die Vorsitzende des Kirchengemeinderats (KGR), Ute Nimtz, und deren Kollege und Kopf des Gebäudeausschusses, Hans-Peter Körner, gestern in einem Pressegespräch mit.
Der gegenwärtig auf drei Standorte verteilte Gebäudebestand sei für die rund 2500 Mitglieder zählende Kirchengemeinde "gut um die Hälfte" zu groß, sagte Körner. Seit vielen Jahren hätten sich zudem notwendige Sanierungsarbeiten angestaut. Mittlerweile lägen die Kosten dafür bei rund zwei Millionen Euro. Da sei es, sagte Pfarrer Schipke, besser, ein neues Gemeindehaus an der Kirche zu bauen. Auch dafür sind zwei Millionen Euro veranschlagt. Im Juni soll es Gespräche mit Dekanat und Oberkirchenrat geben. Um einen Teil des Neubaus zu finanzieren, müsse man sich vom übrigen Bestand trennen, so der Pfarrer.
Das bisherige Pfarrhaus im Amselweg 7 mit rund 700 Quadratmetern Grundstück wird verkauft. Das Haus steht wie das Pfarrbüro und der Komplex Amselweg 11 mit Gemeindesaal und Martin-Luther-Kindergarten auf Abriss. Die Firmen seien "schon angefragt", die Auflösung des Erbpachtvertrags mit der Pflege Schönau soll erfolgen. Das Pfarrbüro zieht vorerst in die vorderen Erdgeschossräume des Edinger Schlösschens; der Förderverein wechselt in Räume darüber. Ein Haus oder eine Wohnung für die vierköpfige Pfarrerfamilie will man als Dauerlösung anmieten.
Der Gebäudebestand am Amselweg stammt aus den frühen 1970er Jahren. Noch heute gehört das Wiesengrundstück der Kommune, es soll nun mit einem Teil des größeren Bodenbesitzes der Pflege Schönau getauscht und für den dringend erforderlichen Kindergarten-Neubau am Amselweg eingebracht werden. Die Trägerschaft bleibt bei der Kirchengemeinde. Dasselbe gilt für den Melanchthon-Kindergarten. Diesen, und den "mit Seele gefüllten Anna-Bender-Saal", so Schipke, will man nach dem Verkauf erhalten wissen. Wünschenswert sei, dass die Kommune das Gebäude übernimmt. Dessen Wert schätzt Körner auf 700.000 Euro - "eher etwas mehr", sagte Pfarrer Schipke: "Wir geben’s aus der Hand, aber wir wollen nicht, dass es kaputt gemacht wird".
Angesprochen wurde auch der Sanierungsbedarf in der Kirche, vor allem des Glockenturms und der Orgel. Auch bei der Heizung sei einiges zu tun. Hier biete sich eine Kombi-Lösung mit dem Neubau an. Der soll, so der Wunsch der Kirchengemeinde, bis zum Reformations-Jubiläum 2017 stehen. "Für uns ist wichtig", so Ute Nimtz, " dass uns jetzt keine Steine in den Weg gelegt werden."



