Edingen-Neckarhausen: Gemeinderat will kein Ghetto in den Wingertsäckern
Neubaugebiet: Das Gremium lehnte Vorschlag zu eingeschossigen Gartenhofhäusern ab. Das Planungsbüro soll neue Varianten vorlegen.

Rathaus Edingen-Neckarhausen. Foto: Reinhard Lask
Edingen-Neckarhausen. (nip) Eine Bebauung der Wiese in den Wingertsäckern gegenüber der Bäko ist seit langem in Planung. Das Verfahren ruht jedoch seit 1995, weil sich eine Lösung der Lärmbelastung durch Verkehr und den Betrieb selbst als zu kompliziert erwies.
Einer Wiederaufnahme des Verfahrens hatte der Gemeinderat auf Vorschlag der Verwaltung vor Monaten bereits zugestimmt, jetzt legte das Planungsbüro Peter Fischer in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch auf Basis der schalltechnischen Untersuchung einen ersten städtebaulichen Entwurf vor. Fischer schlug dem Gemeinderat eine Bebauung mit eingeschossigen Gartenhofhäusern, sogenannten Atriumhäusern, vor.
Entgegen der ursprünglichen Planung, so Fischer, könne man keine zweigeschossigen Reihenhäuser errichten. Denn ansonsten müsste man zum "vollständigen Schutz vor Lärmeinwirkungen" eine U-förmige Lärmschutzanlage um das Plangebiet bauen, die so hoch wie die höchstgelegenen Aufenthaltsräume sein würde. "Für heutige Verhältnisse sind die Gartenhofhäuser eine ungewöhnliche Form", meinte Fischer.
Doch zum Lärmschutz seien sie gut geeignet und er glaube, dass diese Häuserform hier "neu belebt" werden könnte. "Wir müssen mit den Lärmemissionen umgehen", argumentierte er angesichts kritischer Fragen aus dem Gemeinderat. Eine Reihenhausbebauung umzusetzen, bei der es keine Aufenthaltsräume im oberen Geschoss gebe, sei "schwer zu realisieren".
Markus Schläfer (CDU) gefiel der Entwurf nicht. Er sprach von einem "ghettoähnlichen Konstrukt", sein Fraktionsvorsitzender Bernd Grabinger ergänzte, man würde dort gerne "mehr Leute unterbringen". Lärmschutz ließe sich doch heutzutage in die Häuser integrieren.
Auch Klaus Merkle von der Unabhängigen Bürgerliste UBL-FDP/FWV war nicht überzeugt: "Wir würden gerne noch etwas Anderes zu sehen bekommen." Bürgermeister Simon Michler meinte, das könne sicher nicht schaden, "aber ob es schöner wird, weiß man nicht".
Thomas Hoffmann (Offene Grüne Liste) vermisste ökologische Aspekte im Entwurf: "Wir würden auch gern Alternativen haben, die etwas höher gehen." Er erinnerte an das beschlossene Klimaschutzkonzept, dem man doch Bebauungspläne unterwerfen sollte. Grabinger konterte, es sei "Standard, nach Enef", also energieeffizient, zu bauen. Fischer bestätigte, dass der Klimaschutz inzwischen besonderes Gewicht bekommen habe.
"Es gibt bereits Pläne für eine Reihenhausbebauung, die muss man nur wieder hervorholen", erklärte Irene Daners (SPD). Ihr Fraktionsvorsitzender Thomas Zachler brachte den vorhandenen Grünstreifen auf der gegenüberliegenden Seite zwischen Autohaus und Bäko als Standort für eine Lärmschutzwand ins Spiel.
Möglich sei das schon, erklärte Fischer. Vorausgesetzt, der Streifen sei zwei bis zweieinhalb Meter breit. Ob man so eine Wand dort wolle, sei eine andere Sache.
Der Planer verließ die Sitzung mit der Vorgabe, drei, vier neue Entwurfsvarianten auszuarbeiten. "Dann setzen wir uns wieder zusammen. Auch zum Thema Lärmschutz", kündigte Michler an.



