Edingen-Neckarhausen: Bürgermeister Michler sieht für Grundgewann keine Chance
Vorentwurf für neuen Flächennutzungsplan sieht hier Wohnbebauung - BI wirft Mittelgewann-Befürwortern Hintergedanken vor

Das sogenannte Grundgewann liegt jenseits der RNV-Bahnlinie und schließt an das Mittelgewann an. Im Vorabentwurf eines neuen Flächennutzungsplans ist es als mögliche Entwicklungsfläche zu finden. Foto: sti
Von Maren Wagner
Edingen-Neckarhausen. Selten haben Flächennutzungspläne für die Bürger in Edingen-Neckarhausen eine so große Rolle gespielt wie derzeit. Im Streit um eine Bebauung des Mittelgewanns wird das Planungsinstrument von der Bürgerinitiative "Bürgerbegehren Mittelgewann" kritisch beäugt. Das Misstrauen ist so groß, dass bereits der Vorentwurf für einen neuen Flächennutzungsplan (FNP) einen Aufschrei auslöst.
Grund ist das 10,3 Hektar große Grundgewann, das sich an das Mittelgewann anschließt und im Vorentwurf als mögliches Baugebiet zu finden ist. Die BI wirft den Befürwortern des Mittelgewanns vor, beim Vorantreiben des Neubaugebiets Hintergedanken zu haben: Eine Bebauung im Mittelgewann sei "ein Wegbereiter für eine Bebauung im Grundgewann", heißt es in einem Schreiben. Die RNZ ist dem nachgegangen.
> Warum gibt es den Flächennutzungsplan? Edingen-Neckarhausen gehört mit 17 Kommunen zum Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim. Die Mitglieder erstellen einen gemeinsamen FNP, der vom Regierungspräsidium in Karlsruhe (RP) genehmigt werden muss. "Der Flächennutzungsplan ist der Entwicklungsrahmen, in dem sich die 18 Gemeinden bewegen dürfen", sagt Martin Müller, Geschäftsführer des Nachbarschaftsverbands, "ohne den FNP könnte es geschehen, dass Gemeinden überall im Außenbereich auf ihren landwirtschaftlichen Flächen bauen."
> Warum soll es einen neuen FNP geben? Schon 2006 hat der Nachbarschaftsverband beschlossen, den FNP fortzuschreiben. Unter anderem sei absehbar gewesen, so Müller, dass militärische Konversionsflächen in Heidelberg, Mannheim und Schwetzingen frei werden für Wohnraum. Das RP wollte diese Flächen nur genehmigen, wenn es an anderen Stellen im Nachbarschaftsverband Abstriche beim Bauland gebe.
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> Was könnte sich für Edingen-Neckarhausen ändern? Der Vorentwurf des FNP, der Ende 2015 und 2016 im Nachbarschaftsverband und mit dem RP abgestimmt wurde, sieht vor, dass Edingen-Neckarhausen von rund 45 Hektar geplanter Wohnbaufläche knapp 15 Hektar abgibt. Dadurch könnte es Verschiebungen zum aktuellen FNP geben. Neben dem Grundgewann mit 10,3 Hektar könnten einige kleine Entwicklungsflächen hinzukommen. Andere Flächen könnten beschnitten werden oder ganz rausfallen, zum Beispiel das Kappeseck mit knapp 17 Hektar. Diese Entwicklungsfläche steht nicht mehr im Vorentwurf, nachdem absehbar wurde, dass es den S-Bahnhof in Neckarhausen nicht geben wird. Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel soll aber eine Voraussetzung für ein Baugebiet sein. Weil diese Anbindung in Edingen besser gegeben ist, rückte das Grundgewann in den Vorentwurf.
> Warum hat Edingen-Neckarhausen im Vorentwurf weniger Fläche für möglichen Wohnbau als im aktuellen FNP? Zum einen liegt das an den Konversionsflächen in der Region, für deren Genehmigung die anderen Kommunen mögliches Bauland abgeben mussten. Zum anderen bemängelte das RP, dass der Bedarf an Entwicklungsfläche in Edingen-Neckarhausen zu groß bemessen worden sei. Da diese Kritik auch anderen Kommunen galt, hat der Nachbarschaftsverband eine Bedarfsplanung aufgestellt. Deren Ergebnis ist der Vorentwurf.
> Wann könnte der neue FNP in Kraft treten? "Wenn alles gut läuft, könnte der FNP gegebenenfalls 2019 in Kraft treten", sagte Müller. Gültig wäre er 15 Jahre.
> Welche Bedeutung hat der Vorentwurf? "Für mich ist das kein Entwurf sondern ein Arbeitspapier, das völlig irrelevant ist", sagt Bürgermeister Simon Michler.
> Warum wurden die Bürger noch nicht informiert? Zunächst war es laut Müller vom Nachbarschaftsverband wichtig, dass das RP dem Vorentwurf zustimmt. Im nächsten Schritt sollen im Herbst dieses Jahres Gemeinderäte, Bürger und Verbände wie der Naturschutzbund beteiligt werden. "Wir werden breit diskutieren, welche Flächen aufgenommen werden", sagte Bürgermeister Michler. Ob das Grundgewann stehen bleibe, sei momentan noch Kaffeesatzleserei.
> Will die Verwaltung im Grundgewann ein Neubaugebiet? Das Grundgewann sei als Entwicklungsfläche "praktisch unmöglich", sagte Michler, weil die Landwirtschaft davon stark betroffen wäre. Das Gebiet sei bei keinem Politiker in Edingen-Neckarhausen ein Thema: "Ich kennen niemanden, der das Grundgewann als Baufläche möchte und werde mich wahrscheinlich dagegen aussprechen, es in den Flächennutzungsplan aufzunehmen."
> Ist das Mittelgewann Wegbereiter fürs Grundgewann? "Das hat Null Komma Null miteinander zu tun", sagte Michler. Sollte das Mittelgewann als Neubaugebiet kommen, sei die Wohnbauentwicklung in Edingen für die kommenden Jahrzehnte abgeschlossen.



