Edingen-Neckarhausen: BI Mittelgewann brachte Niströhre für Steinkauz an

Laut Nabu wurden keine Tatsachen geschaffen: Das Vorkommen der gefährdeten Eulenart sei nachweisbar

27.02.2017 UPDATE: 28.02.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden

Edingen-Neckarhausen. (nip) Ein "komischer Kauz" ist gemeinhin ein merkwürdiger Mensch, ein Sonderling, der etwas exzentrisch erscheint. Auch der Steinkauz mag es eigenwillig. Beim Brüten muss es schon eine besondere Nisthöhle sein, da hat er Ansprüche: Trocken, gut belüftet und mardersicher sollte sie sein, am Besten in alten Baumhöhlen oder Kopfbäumen gelegen.

Auch bei der Wahl ihres Lebensraums ist die kleine Eule nicht so anpassungsfähig wie etwa der Waschbär: In Mitteleuropa ist der Steinkauz auf weitgehend waldfreie Tieflagen unterhalb 500 Höhenmeter beschränkt. Im Mittelgewann in Edingen ist das Vorkommen der Eulenart nachweisbar, sagt Sebastian Olschewski, stellvertretender Vorsitzender der Nabu-Gruppe in Heidelberg. Mit einem Bestand von deutschlandweit nur 6000 Paaren steht der Steinkauz auf der Roten Liste in der Kategorie "stark gefährdet".

Am Samstagvormittag wollten Naturschutzbund und die Bürgerinitiative "Rettet das Mittelgewann" (vormals BI "Bürgerbegehren Mittelgewann") dem Steinkauz durch das Anbringen einer weiteren Niströhre das Leben etwas leichter machen - solange sein Lebensraum dort nicht durch eine großflächige Bebauung beschnitten wird.

Am 26. März stimmt der Ort per Bürgerentscheid ab, ob die Bebauung der Edinger Außenrandlage für bis zu 600 Menschen auf knapp elf Hektar gewollt wird oder nicht. "Das hier ist ein Kerngebiet des Biotopverbunds. Zwar gesetzlich nicht geschützt, aber von Nachbarschaftsverband und Umweltbehörden hoch anerkannt", stellt Olschewski während der Aktion fest.

Der Nabu hat ein Gutachten zum Mittelgewann erstellt und kommt darin zum Schluss, dass das Areal mit altem Streuobstbestand auch gefährdeten Tierarten wie dem Steinkauz eine Heimat bietet oder anderen gefährdeten Arten einen Rückzugsort bieten kann. So schaffe man hier keine Tatsachen, sagt Sebastian Olschewski, denn der Steinkauz habe sich das Mittelgewann bereits als Revier auserkoren.

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Als Teil des Projekts "Eulen nach Heidelberg tragen - eine Initiative für Tiere der Nacht", mit 15.000 Euro unterstützt von der Klaus-Tschira-Stiftung, werden an geeigneten Stellen im Umland Niströhren angebracht, um heimische Eulenarten zu fördern. Am Vereinsheim des Motorradclubs "Nomads" bringen Olschewski und BI-Sprecher Stefan Brendel in luftiger Höhe an einem alten, knorrigen Walnussbaum waagrecht eine neue Höhle an. "Das ist die Luxusversion für den Steinkauz", meint Olschewski. Die Röhre ist mit Dachpappe vor Nässe geschützt, wird mit Nistmaterial befüllt und soll rund 20 Jahre haltbar sein.

Die Frage, was mit dem Walnussbaum, der Höhle und dem Steinkauz passiert, wenn die Bebauung kommt, kann BI-Sprecher Enzio Ermarth nicht beantworten. "Daran will ich nicht denken." "Die Befürworter sagen, es gibt doch eine Ausgleichsfläche von fast vier Hektar. Aber die alten Baumbestände hier im Mittelgewann wären unwiederbringlich verloren", kommt es aus den Reihen der rund 25 Teilnehmer an der Aktion.

Michael Fuchs nimmt alles auf Video auf. Er und Folker Fenkl von "b-copter - Luftaufnahmen" lassen das Gelände später von einer Drohne überfliegen. Es gehe darum, die Baumbestände zu dokumentieren und Ergebnisse zu kommentieren, sagt Sebastian Olschewski.

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