2015: Ein Jahr, das Weinheim nicht vergisst

Die Flüchtlingsdiskussion und das Thema Rechtsextremismus prägten 2015 ebenso wie die Weinheimer Hilfsbereitschaft.

31.12.2015 UPDATE: 31.12.2015 06:00 Uhr 3 Minuten, 33 Sekunden

Das Jahr der Konzerte: Rund 14.000 Besucher feiern im Schlosspark Stars wie Andreas Bourani. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim. Kein Zweifel: 2015 war kein einfaches Jahr für Weinheim. Die Flüchtlingsdiskussion wollte einfach nicht abebben, ein erneuter NPD-Parteitag und gewaltsame Gegenproteste brachten der Stadt Dutzende Negativschlagzeilen ein - und die Baupolitik in den Südortsteilen ist problematischer denn je. Dass es aber auch Erfreuliches zu berichten gab, zeigt der RNZ-Jahresrückblick.

Asylbewerber: Die Zahl der Asylbewerber und Flüchtlinge nimmt ungeahnte Dimensionen an: War Ende 2014 noch von drei Standorten für je 80 Menschen die Rede, leben aktuell knapp 700 Geflohene in Weinheim. Im G.U.P.S.-Hotel, im Ebert-Park-Hotel, in der Winzerhalle, im Diesbach-Druckhaus sowie in Containern an der Stettiner Straße sind Unterkünfte entstanden. Weitere kommen nächstes Jahr in die Heppenheimer Straße und an den Schleimweg.

Buntes Weinheim: Das Bündnis "Weinheim bleibt bunt" organisiert Spaziergänge, Mahnwachen oder Infostände. Als die rechtsextreme NPD am 21. November ihren Bundesparteitag in der Stadthalle abhält, kommen Tausende Weinheimer zum bunten Kulturfestival in die Werderstraße.

Christdemokraten im Clinch: Es gärt in der CDU. Als Roger Schäfer sein Amt als Weinheimer Ortsverbandsvorsitzender niederlegt, muss er sich heftige Vorwürfe gefallen lassen. Die übrigen Ortsverbände stärken ihm den Rücken.

Dramatischer Engpass: Am Zweiten Weihnachtsfeiertag brennt es im Technikraum der GRN-Klinik. Es kommt zum Stromausfall, neun Intensivpatienten werden evakuiert.

"Erste Friedhofsglocke": Bislang fehlte dem Weinheimer Friedhof ein Geläut. Dank privater Spenden entsteht ein Glockenturm - in dem jetzt die Glocke der entwidmeten Lukaskirche läutet.

Frühere Karrillonschule: Im Gebäude der früheren Karrillonschule entsteht für über fünfeinhalb Millionen Euro ein Bildungshaus. Im Dezember zieht die Musikschule Badische Bergstraße ein.

"Gute Hallen für gute Sportler"? Am 9. Dezember erfahren die Vereine aus Lützelsachsen und Oberflockenbach, dass in Sachen Sporthallen von 2016 an Pause ist - sofern sich die Verwaltung bei den nächsten Etatverhandlungen durchsetzt. Dafür klappt die Sanierung der Hohensachsener Mehrzweckhalle.

Haushaltsprobleme: Die zunehmende kommunale Aufgabendichte, die damit verbundenen (Personal-)Kosten, die Sanierung der Schullandschaft und der Neubau von Sporthallen sind schlicht zu viel. OB Bernhard spricht von einer bevorstehenden Finanzzäsur.

Integratives Bauen: Spätestens nach zwei Jahren endet sie, die vorläufige Unterbringung von Asylbewerbern durch den Rhein-Neckar-Kreis. Auch wenn die in Weinheim lebenden Asylbewerber nicht "eins zu eins" in die Anschlussunterbringungen der Zweiburgenstadt kommen, muss die Stadt Unterkünfte vorhalten. Eine Standorteinigung ist jedoch nicht in Sicht (siehe weiteren Bericht).

"Je suis Charlie": Sowohl nach der Ermordung von Journalisten des Satiremagazins "Charlie Hebdo" im Januar als auch nach den Anschlägen auf Pariser Vergnügungsstätten im November solidarisieren sich Hunderte Weinheimer mit den Opfern - öffentlich, auf dem Marktplatz.

Kita Bärenbande: Im Baugebiet Lützelsachsen Ebene kommt es zu einem Engpass bei der Kinderbetreuung. Weite Teile der Kita Bärenbande stehen Anfang des Jahres leer, weil der Kitaträger "Kunterbunt" keine "geeigneten" Erzieherinnen findet. Mehrere Stadträte monieren dagegen, dass der freie Träger Bewerberinnen scheinbar grundlos weggeschickt hat.

Landesturnfest: Eine zweifellos erfreuliche Nachricht: Das Landestreffen der Turner findet 2018 in Weinheim statt. Der Gemeinderat nimmt die Rolle der Stadt als Gastgeberin im Januar gerne an.

Matchbox: Theater, Tanz, Performancekunst, Musik und Literatur: All das ist im Matchbox-Kulturprogramm der Metropolregion enthalten. Das "Denkfest" steigt im September in Weinheim.

NPD-Parteitag: In der Stadthalle tagt am 21. und 22. November die rechtsextreme NPD. Gewaltbereite Gegendemonstranten greifen am 21. November Polizisten an, 16 Beamte werden verletzt.

OBV: Der Vater von OB Heiner Bernhard, Heinrich Bernhard, wird von Kennern nur "OBV" genannt. 2015 wird der OBV geehrt: für 70 Jahre Engagement fürs Gesangswesen.

Polizeiarbeit: Nach dem NPD-Bundesparteitag gerät die Polizei in die Kritik. Die Polizeiführung zeigt eigenes Videomaterial. Dort ist zu sehen, wie zum Teil ungeschützte Polizisten angegangen werden. Der Gemeinderat sperrt Stadthalle und Engelbrecht-Haus für überregionale Parteiveranstaltungen.

Qualität im Einzelhandel: Eine Studie bescheinigt der Zweiburgenstadt beste Einzelhandelsbedingungen. Tatsächlich tut sich was: Die Weinheim Galerie gewinnt "Modepark Röther" als Hauptmieter, in der Karlsbergpassage zeichnet sich ein Wechsel ab - und das Fachmarkzentrum am alten Güterbahnhof wächst.

"Richtig Bahnfahren": Der Hauptbahnhof geht in den Umbau, die Bahnsteige werden länger und barrierefreier.

Schlossparkkonzerte: Wow. Die Auftritte von Roger Hodgson, Max Herre oder Andreas Bourani begeistern 14 000 Fans im Schlosspark - der eine Konzertkulisse bietet, die an ein gigantisches Amphitheater erinnert. Kehrseite der Medaille: Die Nachbarschaft ist erbost, der Verkehr kaum zu bewältigen.

Theater Anu: Ebenfalls ein Sommerhit: Das Berliner Theaterensemble Anu verwandelt den Exotenwald in eine Traumwelt. Es ist ein Höhepunkt in einem Kulturjahr, das auch mit dem "Theater am Teich" oder dem Stadt-Lesen glänzt.

"Unter Corpsstudenten": Hunderte Corpsangehörige feiern im Mai auf der Wachenburg. Die RNZ ist dabei. Der Redakteur erlebt einen aufschlussreichen Abend - er wird die "studentischen Traditionen" in Zukunft noch besser einordnen können.

"Vorbildliche Hilfsbereitschaft": Ende Oktober besuchen rund 500 Weinheimer eine Infoveranstaltung, die sich mit der Frage befasst, wie Flüchtlingen geholfen werden kann. Rund um die Unterkünfte bilden sich Helferteams.

Wechsel im Gemeinderat: Die Weinheimer Liste bricht auseinander: Elke König zieht sich aus dem Gremium zurück, Christina Eitenmüller macht fraktionsfrei weiter. Für König rückt Simon Pflästerer ins Gremium auf. FDP-Stadträtin Susanne Krüger hört aus privaten Gründen auf. Wolfgang Wetzel rückt nach.

"X-mal hilft das Ehrenamt": Sie erhalten nicht nur die Flüchtlingsarbeit aufrecht, die vielen Ehrenamtlichen in der Zweiburgenstadt. Politik, Sport, Kultur, Bildungshilfen: Ohne die Freiwilligen wäre vieles undenkbar. Deshalb ein dickes Dankeschön an alle "Ehrenamtler", ausnahmsweise ohne konkreten Anlass.

Yeter: "Familie Yeter hat es geschafft", titelt die RNZ am 27. Juli. Die von Handwerkspfusch Betroffenen können - vielen Spendern sei Dank - in ein frisch renoviertes Eigenheim ziehen.

Zweiburgentalente: Weinheims Unternehmen beschreiten neue Wege, um die besten Auszubildenden in die Stadt zu locken. Unter dem Schlagwort "Zweiburentalente" entstehen eine neue Website und ein neues Konzept für Berufsmessen.

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