Bammental/Neckargemünd

Wird der B45-Radweg niemals gebaut?

Behörde sieht wegen des Naturschutzes "keine Möglichkeit" - Abgeordnete Albrecht Schütte und Hermino Katzenstein sind sich uneins

12.12.2019 UPDATE: 13.12.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden
An der viel befahrenen Bundesstraße B 45 gibt es nur einen schmalen Gehweg. Einen Radstreifen sucht man vergeblich. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Bammental/Neckargemünd. Es ist ruhig geworden um den geplanten Radweg entlang der Bundesstraße B 45 zwischen Bammental und Neckargemünd. Und das hat auch seinen Grund, wie Recherchen der RNZ ergaben. Denn dieser Radweg wird so schnell nicht, ja vielleicht sogar nie gebaut. Und das, obwohl es entlang der viel befahrenen Bundesstraße keinen Radstreifen, sondern auf einer Seite nur einen schmalen Gehweg gibt. Und das auch nur in Teilen.

Die Absage kommt vom Regierungspräsidium in Karlsruhe, das für Bundesstraßen und damit auch den Bau eines Radwegs neben einer solchen Straße zuständig ist: "Aufgrund der vielfachen naturschutzfachlichen Betroffenheiten im Umfeld der B 45 (unter anderem Naturschutzgebiete, Biotope, Überschwemmungsflächen) sieht das Regierungspräsidium Karlsruhe derzeit keine Möglichkeit einen Radweg entlang der B 45 anzulegen", teilt dessen Sprecherin Irene Feilhauer auf RNZ-Anfrage mit. Außerdem sei "in vertretbarer Entfernung" ein Radweg entlang der Kreisstraße zwischen Neckargemünd und Wiesenbach vorhanden. "Eine weitere Bearbeitung durch das Regierungspräsidium ist deswegen aktuell nicht vorgesehen", so Feilhauer.

Albrecht Schütte (links) ärgert sich über seinen Kollegen Hermino Katzenstein. Fotos: Alex

Auch der Rhein-Neckar-Kreis wird nicht in die Bresche springen, wie dessen Sprecherin Silke Hartmann verdeutlicht: "Gerne möchten wir klarstellen, dass es seitens des Rhein-Neckar-Kreises nie zur Debatte stand, dass wir diesen Radweg ab der Bundesstraße B 45 bauen", erklärt sie. "Der Rhein-Neckar-Kreis hat nicht die Mittel und personellen Kapazitäten, um Vorhaben Dritter zu planen und zu realisieren." Zuständig für Planung und Bau des Radweges, der im Zielnetz des Radnetzes Baden-Württemberg enthalten ist, sei das Regierungspräsidium. "Auch der Rhein-Neckar-Kreis würde es begrüßen, wenn das dafür zuständige Land Baden-Württemberg dort einen Radweg planen und bauen würde", so Hartmann. "Bislang wurde ein Radweg an der B 45 zwischen Bammental und Neckargemünd leider nicht in den Maßnahmenplan für Radwegebau des Landes und das Radwegebauprogramm des Landes aufgenommen."

Wenn es nach Albrecht Schütte (CDU) geht, ist hieran sein Kollege Hermino Katzenstein (Grüne) Schuld. Der Landtagsabgeordnete aus Bammental meint damit ein "Vorpreschen" Katzensteins im vergangenen Jahr, wie er es nennt. So habe der Grüne entgegen einer Absprache "einseitig" – in erster Linie wegen der B 37-Radspur zwischen Neckargemünd und Heidelberg – einen Termin mit dem Verkehrsministerium vereinbart, obwohl für den B 45-Radweg im Hintergrund gute Gespräche mit dem Regierungspräsidium gelaufen seien.

Auch interessant
Neckargemünd-Heidelberg: An Pfingsten kommt die B37-Radspur
Neckargemünd: Sanierung der Gehwege auf Friedensbrücke "nicht absehbar"

"Die Anfrage beim Ministerium hat dazu geführt, dass eine schriftliche Stellungnahme der Naturschutzbehörden vorgelegt werden muss", sagt Schütte. "Wir hätten aber erst reden sollen, denn mündlich wäre mehr möglich gewesen." Schütte wirft Katzenstein vor, dass dieser seinen Fokus zu sehr auf die Radspur auf der B 37 zwischen Neckargemünd und Heidelberg legt und lediglich dieses Ziel verfolgt. "Er setzt sich lieber dafür als für das Hinterland ein." Schütte ist bekanntlich ein Gegner der B 37-Radspur. Nun habe man die Situation, dass mit Regierungspräsidium und Landratsamt zwei Behörden den Radweg nicht planen werden, obwohl Geld dafür da sei. "So kann man nicht vorgehen", meint Schütte. "Das ist hochgradig ärgerlich."

Hermino Katzenstein sieht das alles anders. "Das Regierungspräsidium hat abgeblockt, weil es zu viel zu tun hat", erklärt der Neckargemünder. "Ohne das Regierungspräsidium ist der Radweg aber nicht möglich." Katzenstein betont, dass sein "Vorpreschen" beim Verkehrsministerium immerhin dafür gesorgt habe, dass die Radspur an der B 37 im kommenden Jahr eingerichtet wird. "Sonst würde es diesen Verkehrsversuch nun nicht geben", betont er.

Albrecht Schütte sieht noch eine Möglichkeit – nämlich, dass die Gemeinden den Radweg planen. Nur ein Weg entlang der B 45 ergebe Sinn. Alle anderen Varianten – entlang der Bahnlinie, auf dem Hollmuth-Rücken und neben der Elsenz – seien komplizierter umzusetzen und hätten steile Abschnitte. Die Fläche entlang der B 45 steht jedoch unter Naturschutz. Die Bedenken der Behörden könne er nur teilweise nachvollziehen, so Schütte. So sei auch im Tal des Biddersbachs zwischen Wiesenbach und Langenzell ein Radweg gebaut worden. "Man muss die Naturschutzbehörden überzeugen", meint er. Vorher ergebe eine Planung keinen Sinn. Das Problem: Wenn die Gemeinden den Weg planen und er nicht gebaut wird, bekommen sie auch kein Geld für die Planung. Der Abgeordnete fordert, dass das Ministerium umdenkt. "Die Situation ist schwierig", meint Schütte. "Im Moment sind wir in einer Sackgasse."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.