Eisenbahnbrücke bleibt Brummi-Bremse
Immer wieder bleiben Laster an dem nur 3,10 Meter hohen Bauwerk hängen - Landratsamt sieht "keine Handlungsmöglichkeit mehr"

Kratzer und Dellen: Die Spuren der Kollisionen sind unübersehbar - so wie eigentlich die Schilder, die diese verhindern sollen. Foto: Alex
Von Christoph Moll und Benjamin Miltner
Bammental. Diese Brücke ist hart im Nehmen. Mehrmals im Jahr muss die Bahnunterführung in der Hauptstraße - es ist eine der niedrigsten in der Region - einen Treffer einstecken. Regelmäßig bleibt nämlich ein Lastwagen an dem gerade einmal 3,10 Meter hohen Bauwerk hängen - so wie vor wenigen Wochen. Die Folge: Obwohl die Nehmerfähigkeiten der Brücke unbestritten sind, wird sie jedes Mal auf Schäden untersucht. Dann darf mehrere Stunden kein Zug fahren. Den jüngsten Unfall nahm Jürgen Heß vom Meckesheimer "Verkehrsforum 2000" nun zum Anlass, um zu fragen: "Wann reagieren die Verantwortlichen endlich?"
Jürgen Heß hat bereits vor fünf Jahren dem Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg, das für die Verkehrssicherheit auf dieser Landesstraße 600 zuständig ist, Vorschläge unterbreitet, wie Brummi-Fahrer effektiver gewarnt werden können. "Damals wurden aber nur zusätzliche und größere Schilder aufgestellt", so Heß. "Trotzdem übersieht immer mal wieder ein Lastwagen-Fahrer die Höhenbegrenzung oder denkt nicht an die Höhe seines Fahrzeuges." Die immer wieder auftretenden volkswirtschaftlichen Schäden durch die Sperrung der Bahnstrecke und der Straße würden weitere Maßnahmen rechtfertigen.
Hintergrund
Hintergrund Eisenbahnunterführung
> Die Eisenbahnunterführung befindet sich in der Hauptstraße zwischen der Friedensbrücke beim E-Werk und dem Ortskern. "Jedes Jahr bleiben hier mehrere Laster hängen", berichtet Polizeisprecher Norbert Schätzle.
Hintergrund Eisenbahnunterführung
> Die Eisenbahnunterführung befindet sich in der Hauptstraße zwischen der Friedensbrücke beim E-Werk und dem Ortskern. "Jedes Jahr bleiben hier mehrere Laster hängen", berichtet Polizeisprecher Norbert Schätzle. Dies hat sich auch durch eine bessere Beschilderung nicht geändert. In der Vergangenheit krachte es durchschnittlich drei Mal im Jahr. Meist trifft es Gewerbetreibende in hohen Sprintern oder Kleinlastern, die nicht aus der Gegend kommen und sich auf Navigationsgeräte für Autos verlassen. Diese beinhalten meist keine Durchfahrtshöhen. Betroffen sind auch "Hobbyfahrer" mit Umzugslastern. Der größte Schaden entsteht in der Regel am Fahrzeugaufbau, die Brücke bekommt - abgesehen von ein paar Schrammen - fast nie etwas ab, weil die Fahrer vorausahnend ihr Tempo reduzieren. Die Feuerwehr wurde früher häufiger zu Unfällen gerufen, berichtet Kommandant Timo Winkelbauer. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass das Ablassen der Luft aus den Reifen reicht, um festgefahrene Laster wieder flott zu machen. Für die Feuerwehr bleibt die Mini-Unterführung aber ein Thema: "Wir müssen bei jedem neuen Fahrzeug darauf achten, dass es nicht höher als 3,10 Meter ist", sagt Winkelbauer. (cm)
Heß schlug - weil Änderungen am Bauwerk ausgeschlossen seien - eine "Höhenbake" an einer Kette quer über die Straße vor. "Diese müsste natürlich ausreichend weit vor der Brücke aufgestellt werden, damit der Fahrer noch reagieren kann, wenn sein Aufbau an das Blechschild knallt", so Heß. Als Alternative dazu sieht er gelbe Warnblinklichter. Damit die Anwohner nicht durch Dauerblinken gestört werden und damit der Warneffekt größer ist, sollten diese nur dann leuchten, wenn sich ein zu hohes Fahrzeug nähert. Dies könne durch eine Lichtschranke geschehen.
Auch im Gemeinderat war die Unterführung unlängst Thema. Friedbert Ohlheiser (CDU/BV) skizzierte die Folgen bei einer Beschädigung der Brücke und einer Sperrung der Bahnstrecke: "Dann wäre Bammental für Wochen vom öffentlichen Nahverkehr abgehängt." Bürgermeister Holger Karl berichtete, dass die Gemeinde "zig Mal" beim Landratsamt nach weiteren Maßnahmen gefragt habe und stets eine klare Absage erhalten habe. Es sei nicht einmal ein weiteres Warnschild möglich.
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"Aus verkehrsrechtlicher Sicht besteht an der kritischen Bahnunterführung keine Handlungsmöglichkeit mehr", teilte Silke Hartmann als Sprecherin des Landratsamtes mit. Auf die Sperrung für Fahrzeuge, die höher als 3,10 Meter sind, werde mehrfach - unter anderem durch große Tafeln - hingewiesen. Die angeregten Höhenportale würden nicht verkehrsrechtlich angeordnet, weil es sich um "Maßnahmen außerhalb der Straßenverkehrsordnung" handle. Von Gaiberg kommend könne ein solches Portal nicht angebracht werden, weil es auch den Verkehr beeinträchtigen würde, der zulässigerweise noch vor der Unterführung abbiegen möchte. Es werde nun nochmals geprüft, "ob es andere innovative Höhenportale gibt, die technisch umsetzbar sind", so Hartmann. Auch bei der nächsten Verkehrsschau werde das Thema vor Ort besprochen.



