Brücke fiel kurz nach Mitternacht
Eine Nacht intensiver Arbeit auf der Autobahn - Befürchtetes Verkehrschaos blieb weitgehend aus

Mit mächtigen Greifzangen und Meißeln rückten die Bagger der Brücke zwischen Tairnbach und Balzfeld zu Leibe. Kurz nach Mitternacht war die Brücke selbst abgebrochen, Widerlager und Mittelpfeiler folgten. Die Autobahn war für 24 Stunden gesperrt worden. Foto: Kloé
Balzfeld/Tairnbach. (oé) Für ihn ist es bereits der siebte Brückenabriss, seit die Arbeiten an der A 6 begonnen haben. Und doch ist Michael Endres, der Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der ViA6West, immer wieder fasziniert. Und die Szenerie an der Autobahnbrücke zwischen Balzfeld und Tairnbach ist in der Tat filmreif.
Die über der Brücke aufsteigenden Staubwolken wirken gespenstisch im Licht der Scheinwerfer, die die Baustelle taghell erleuchten. Vier Bagger mit mächtigen Greifzangen und ebensolchen Meißeln (die Werkzeuge sind bei Bedarf in wenigen Sekunden ausgetauscht) machen sich an dem Bauwerk zu schaffen und brechen Betonstück für Betonstück heraus - bis die Brücke schließlich nachgibt und in sich zusammensackt. Kurz nach Mitternacht in der Nacht von Samstag auf Sonntag ist es soweit. Praktisch eine Punktlandung, wie Endres sagt. Und dies trotz der Verzögerung, die durch die kurzfristig erforderliche Abdeckung eines Fernmeldekabels entstanden war.
Der Abbruch der Brücke war der Höhepunkt einer arbeitsintensiven Nacht, an der Endres zufolge rund 50 Mitarbeiter verschiedener Bauunternehmen beteiligt waren. Kurz nach 20 Uhr hatte alles begonnen, nachdem die Autobahn zwischen Wiesloch/Rauenberg und Sinsheim voll gesperrt worden war. Die Polizei und der Verkehrskoordinator der ViA6West waren die Strecke nochmals abgefahren, um sicherzustellen, dass niemand mehr auf der Autobahn unterwegs war. Dann konnten die Baukolonnen loslegen. Als Erstes wurde eine beschädigte Schilderbrücke kurz vor der Ausfahrt Rauenberg ausgetauscht, wie Salem Salem erläutert. Als Ingenieur arbeitet er seit fünf Jahren auf der Autobahn, zuerst auf der A5, jetzt auf der A6, wo er für die Erhaltung der Strecke zuständig ist.
Derweil haben auf der Fahrbahn in Fahrtrichtung Mannheim (sie war ursprünglich einmal die Überholspur und wird jetzt vor allem von den schweren Lastzügen befahren) die Arbeiten zur Erneuerung der Asphaltdecke begonnen. Im Sommer war die Fahrbahn schon einmal während einer Nachtsperrung provisorisch repariert worden. Dieses Mal hatte man mehr Zeit.
Auf einer Länge von 4,5 Kilometern wurde die Straßendecke der Lkw-Spur abgefräst und eine neue Asphaltdecke aufgebracht. Spurrinnen und Wülste von bis zu zehn Zentimetern Höhe hatten aus Sicherheitsgründen keine andere Wahl gelassen. Die Gefahr vor allem für Motorradfahrer und Pkw mit Anhänger wäre zu groß gewesen, so Endres. Seinen Worten zufolge wurden seit dem frühen Morgen 1500 Tonnen neuer Asphalt aufgebracht, die das Asphaltwerk Sinsheim bereithielt (ein zweites Asphaltwerk stand zudem in Bereitschaft). Zuvor waren drei Fräsen hintereinander unterwegs und ebensoviele Spezial-Kehrmaschinen, die die Fahrbahn für den neuen Asphalt sauber fegten.
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Auch diese Arbeiten blieben im Zeitplan, ebenso wie der Brückenabriss, der von zahlreichen Zaungästen mit Kameras interessiert verfolgt wurde. Gestern Nachmittag ging ViA6West-Pressesprecher Endres davon aus, dass alles pünktlich fertig wird, wahrscheinlich sogar vor der Zeit. Allerspätestens um 20 Uhr am Sonntagabend soll die Autobahnsperrung wieder aufgehoben sein.
Unterdes blieb das befürchtete Verkehrschaos weitgehend aus. Zwar gab es auf der Autobahn vor den Ausfahrten Sinsheim und Wiesloch/Rauenberg lange Staus, doch auf der Umleitungsstrecke der B 39 in Richtung Sinsheim floss der Verkehr in der Nacht und auch tagsüber zumeist ohne größere Stopps. Rückstaus gab es vor allem an der Ampelanlage bei der Ausfahrt Rauenberg - und zwar sowohl auf der B 39 wie auf der Kreisstraße nach Dielheim. Ein Teil des Verkehrs war auf diese Route ausgewichen. Vor allem für die Anwohner der Ortsdurchfahrten in Eschelbach und Dühren, aber auch in Dielheim und seinen Ortsteilen war die Belastung dennoch hoch. Gestern Nachmittag rechnete ViA6West-Sprecher Endres damit, dass sich die Situation zum Abend hin, wenn der Rückreiseverkehr aus dem Wochenende einsetzt, noch einmal zuspitzen könnte.



