Bäume, Ziegel, Ampel, Trampolin

Diese Einsätze hatte die Feuerwehr wegen "Sabine" um Wiesloch-Walldorf

"Für einen Sturm war es relativ ruhig" - Schäden im Wald halten "sich in Grenzen"

10.02.2020 UPDATE: 10.02.2020 18:00 Uhr 3 Minuten, 35 Sekunden
Die Walldorfer Wehr mussten eine Ampelanlage auf der L723 demontieren, die beschädigt worden war. Fotos: Feuerwehr Walldorf

Von Armin Rößler

Rund um Wiesloch-Walldorf. "Ich habe in der Nacht schwer Angst gehabt", sagte der Walldorfer Revierförster Gunter Glasbrenner am Montag der RNZ. Nach einigen Stunden auf Inspektionstour durch die Gemeindewälder in Walldorf, Hockenheim und Reilingen urteilte er aber: "Ich bin zufrieden und glücklich." Denn Sturm "Sabine" hat am Montag zwar bundesweit heftig gewütet, es mit der Region aber ganz offensichtlich vergleichsweise gut gemeint.

Was den Wald angeht, hatte der Förster Angst vor sogenannten "Flächenwürfen", es sei, zumindest in seinem Revier, aber zum Glück bei "Einzelwürfen" geblieben. Rund 80 entwurzelte Bäume hatte Glasbrenner gestern gegen 13.30 Uhr schon gezählt, "wir sind am Aufsägen, schmeißen die dann rechts und links der Wege wieder in den Wald". Es gab nach seinen Worten "keinen Waldweg, der nicht blockiert ist" – von Bäumen, größeren oder kleineren Ästen. Zwei Drittel dieser Bäume seien schon vorher "dürr und krank" gewesen, so Glasbrenner, es habe aber auch gut ein Drittel gesund wirkender Bäume erwischt.

"Der Wald ist aufgelichtet, da wirft’s auch gesunde Bäume um", sagte der Förster. So sei im Tierpark ein Baum auf eine Scheune gestürzt, ein anderer am Schulzentrum auf einen Fahrradständer. In einigen Fällen habe sich gezeigt, dass die Wurzeln schon von Maikäfer-Engerlingen geschädigt gewesen seien. Insgesamt hat Gunter Glasbrenner aber weit Schlimmeres erwartet: "Es hält sich in Grenzen."

Trotzdem warnte das Kreisforstamt gestern vor den Nachwirkungen des Sturmtiefs. Denn der Waldbesuch ist laut Amtsleiter Manfred Robens auch in den nächsten Tagen noch sehr gefährlich: "Häufig treten Astabbrüche oder umstürzende Bäume erst mit Verzögerung nach einem Sturm auf. Das Kreisforstamt warnt deshalb dringend vor den Gefahren im Wald und rät von Waldspaziergängen bis Ende dieser Woche ab."

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Während teilweise der Bahn- und Busverkehr ruhte, ließ sich die SWEG von Sturm Sabine nicht abschrecken. "Alle Busse sind planmäßig ausgerückt", berichtete Jürgen Schichta (Leiter der SWEG-Busleitstelle in Wiesloch) auf RNZ-Anfrage. Es habe "keinen Unfall" gegeben, "gar nichts, alles im grünen Bereich". Allerdings seien nur "relativ wenige Schulkinder" mitgefahren. Wie bereits gestern gemeldet, hatte das Kultusministerium Eltern die Entscheidung überlassen, ob der Schulweg für ihre Kinder zumutbar ist.

"Dünn" sei die Zahl der anwesenden Schüler, berichtete dann auch Christian Annuschat, stellvertretender Schulleiter des Ottheinrich-Gymnasiums Wiesloch. Von seiner eigenen zehnten Klasse seien "12 von 24 da" gewesen, immerhin seien aber im Lauf des Vormittags, als der Wind abflaute, noch einige Schüler "eingetrudelt". Und: "Die Kollegen sind alle da", so Annuschat.

Das konnte aus Dielheim Patrick Merz, Rektor der Leimbachtalschule, bestätigen: "Die Lehrer sind vollständig da", bei den Schülern sei es dagegen "extrem dünn", und zwar durchgehend von der 1. bis zur 10. Klasse. "In manchen Klassen sind es nur vier Schüler, da ist es schwer, vernünftig Unterricht zu machen." Die gute Nachricht: Das Übergangsdomizil, die Containerschule, scheint stabil errichtet worden zu sein: "Es pfeift ein bisschen komisch durch die Winkel", das sei aber auch schon alles.

Obwohl das Polizeipräsidium Mannheim am Montag bis 15 Uhr insgesamt über 160 Einsätze in seinem kompletten Einzugsbereich meldete, bei denen es zum Glück aber keine Personenschäden gegeben hat, fällt das Fazit der Feuerwehren in der Region trotz heftiger Böen und starker Niederschläge wesentlich entspannter aus: "Für einen Sturm war es relativ ruhig", sagte der Walldorfer Kommandant Frank Eck auf RNZ-Anfrage. Er berichtete von elf Einsätzen, hauptsächlich wegen "Kleinigkeiten". Gegen 3.38 Uhr wurden die circa 20 Einsatzkräfte erstmals alarmiert, bis 10.55 Uhr waren alle Einsatzstellen abgearbeitet.

Spektakulärster Fall: Der Sturm beschädigte die Ampelanlage auf der L723 an der Auffahrt zur A5, die kurz nach 6.30 Uhr demontiert werden musste, während die Polizei die Verkehrsregelung übernahm. Schon früh hatte ein Baum auf der B291 in Höhe der Einfahrt Carl-Zeiss-Straße gelegen. Im Lauf der Nacht wurden weitere umgestürzte Bäume gemeldet, die alle beseitigt wurden. Ein Schornstein stürzte in der Wilhemstraße vom Dach eines Wohnhauses, die restlichen Teile wurden durch die Feuerwehr entfernt. Und auch am Feuerwehrhaus lösten sich Ziegel vom Dach und mussten gesichert werden.

Laut Marco Friz, dem stellvertretenden Kommandanten der Abteilung Wiesloch, blieb es "in der Kernstadt eher ruhig". Er zählte lediglich sechs Einsätze, zu denen auch ein Fehlalarm der Brandmeldeanlage am Berufsschulzentrum gehörte. Die Wieslocher Wehr konnte dafür aber die Kameraden in Mauer mit der Drehleiter unterstützen. "Zum Glück wurde niemand verletzt", als ein Trampolin fast 400 Meter weit durch die Gegend geweht wurde. Ob der Ausfall der Straßenbeleuchtung in Altwiesloch dem Sturm geschuldet war, ließ sich gestern nicht klären. In Frauenweiler stürzte im Zeisigweg eine Mauer um, im "Unteren Wald" ein Baum.

Umgestürzte Bäume wurden aus Baiertal gemeldet, so auf dem "Baiertaler Buckel" und unter anderem musste die Straße zwischen Baiertal und der L612 zwischen Dielheim und Horrenberg vorübergehend gesperrt werden – hier kam dann auch der Bus der SWEG nicht durch und hier war in der Nacht schon die Dielheimer Wehr im Einsatz gewesen. Sie hatte laut ihrem Kommandanten Günter Miksch direkt hinter der Abzweigung der L612 einen quer über der Straße liegenden Baum entfernt.

Sonst konnte Miksch nur "ein umgestürztes Verkehrsschild" melden, "ganz ruhig" blieb es auch für Julian Haupt, Abteilungskommandant der Rauenberger Wehr. Der einzige Einsatz führte nach Malschenberg, wo es einige Ziegel von einem Dach geweht hatte. Auf Gemarkung Malschenberg war in der Nacht auch die Malscher Wehr aktiv, die laut Ute Schwab zu einem umgefallenen Baum gerufen wurde und diesen beseitigte. Vier Einsätze zählte St. Leons stellvertretender Kommandant Markus Blaß: In der Marktstraße fiel gegen 13 Uhr ein Baum erst auf eine Straßenlampe und dann auf ein parkendes Auto. Außerdem gab es auch hier lose Dachziegel und eine abgerissene Jalousie zu vermelden.

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