Ausflug in die Wieslocher Geschichte
Von den Römern bis zur Neuzeit, von der PZN bis zur ersten Tankstelle der Welt - Broschüre wurde von Autoren aus der Stadt mitverfasst

Bei der Vorstellung der Broschüre im Bürgerhaus des Alten Rathauses: (v.li.n.re.) OB Dirk Elkemann, Klaus Rothenhöfer, Ines Adam, Bürgermeister Ludwig Sauer, Dr. Melanie Mertens, Manfred Kurz, Dr. Adolf Suchy, Dr. Heinz Schweinfurth und Volker Kronemayer. Foto: Pfeifer
Wiesloch. (hds) Der Verein "Badische Heimat" steht für "badische Identität", existiert seit fast 100 Jahren und hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich um Kultur, Denkmalschutz, Lebensbedingungen und historische Begebenheiten zu kümmern. Eine Broschüre, die viermal pro Jahr unter dem Vereinstitel erscheint, widmet sich in ihrer jüngsten Ausgabe mit insgesamt acht Beiträgen und Aufsätzen der Weinstadt Wiesloch.
Die Themenfelder reichen von der Historie über das PZN bis hin zum Leben und Wirken des Johann Philipp Bronner, Georg Schweinfurths Reisen nach Afrika werden reflektiert, ein Beitrag über die "Elektrische Bahn" zwischen Wiesloch und Heidelberg ist ebenso enthalten wie ein Blick auf die historische Fahrt der Bertha Benz mit ihrem Tankstopp in Wiesloch. Abgerundet wird der Wiesloch-Teil mit einem Text über die Aktion "Echt.Wiesloch", mit dem der Bogen zur heutigen Zeit gespannt wird. Die Hefte sind zugleich eine Chronik und ein Spiegelbild des aktuellen Geschehens in Baden, mit historischen Beiträgen und Zukunftsperspektiven.
Bei der Vorstellung des Heftes im Bürgerhaus des Alten Rathauses freute sich Oberbürgermeister Dirk Elkemann, dass die Wahl diesmal auf Wiesloch gefallen sei: "Wir sind stolz darauf", bedankte er sich bei Dr. Volker Kronemayer, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins, der zur Vorstellung der Broschüre nach Wiesloch gekommen war. "Leider ist es uns aus Platzgründen nicht möglich gewesen, die gesamte Bandbreite der Stadt in dem Heft abzubilden", sagte Kronemayer. Dennoch werde durch die Auswahl der Themen ein guter Eindruck vom Ort der "ersten Tankstelle der Welt" vermittelt. "Die regionalen Schwerpunkte liegen uns stets am Herzen und wir wollen diese miteinander verknüpfen, denn die Publikation erscheint landesweit." Entscheidend sei dabei, Autoren aus der jeweiligen Stadt gewinnen zu können, denn diese hätten stets einen engen Bezug zu den jeweiligen Geschichten.
Dr. Adolf Suchy ist einer von jenen, die Geschichtliches zu Papier gebracht haben, und dies gleich zweimal. So beschäftigt er sich zunächst mit dem Leben des umtriebigen Apothekers, Weinexperten und Naturwissenschaftlers Johann Philipp Bronner, um sich in einem weiteren Beitrag mit Bertha Benz und ihrem historischen Halt in Wiesloch zu befassen. "Noch vor nicht allzu langer Zeit gab es in Wiesloch ein eher rudimentäres Verständnis von Geschichte", blickte er zurück und erwähnte die Abbruchabsichten für die Alte Stadtapotheke, die in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts aufgekommen waren. Nach der Übernahme der Stadtapotheke im Jahre 1983 durch seine Frau hatte sich Suchy intensiv um die Historie und deren Bewahrung gekümmert. "Das haben wir als Verpflichtung gesehen", betonte er.
Einen Ausflug in die Geschichte unternahm der ehemalige Kulturamtsleiter der Stadt, Manfred Kurz. In seinem Streifzug, aus dem er wichtige Passagen vortrug, ging es um die Vorgeschichte Wieslochs und die Römerzeit, über die Ersterwähnung des Ortes im Jahr 801 wird ebenso gesprochen wie über die Marktrechte und die Kurpfälzische Zeit und auch berühmte Wieslocher werden aufgezählt. Nicht fehlen darf in seinen Ausführungen auch das Handwerk und die Entwicklung der Industrie. Über Details der privaten Überlandbahn, der einstigen elektrischen Straßenbahn-Verbindung zwischen Heidelberg und Wiesloch, gibt Klaus Rothenhöfer einen wissenswerten Überblick und beschreibt die damalige Situation, die zur Einführung dieser Strecken geführt hatte. "Wir hatten schon eine moderne Verbindung nach Wiesloch zu einer Zeit, als in Heidelberg der Personenverkehr noch mit Pferdekutschen organisiert wurde", erzählte er.
Mit dem PZN beschäftigt sich Dr. Melanie Mertens vom Landesamt für Denkmalpflege mit Sitz in Karlsruhe. Sie geht auf die besondere Architektur ein, beschreibt die Planungs- und Baugeschichte und gibt einen umfassenden Überblick über die außergewöhnliche Charakteristik der Gesamtanlage, stets mit anschaulichem Bildmaterial unterlegt, wie auch die anderen Vorträge an diesem Abend.
Karin Hirn, die bei der Vorstellung der Broschüre nicht anwesend sein konnte, geht in ihrem Aufsatz auf den Aufstieg und Niedergang der "Vereinigten Leder- und Schuhfabrik Steingoetter-Greif" ein und beschreibt darin jenes Unternehmen, das insbesondere Ende des 19. Jahrhunderts die Industrielandschaft in Wiesloch geprägt hatte. In Vertretung von Renate Germer, die über Georg Schweinfurth und dessen Aktivitäten und Forschungsreisen nach Afrika viele Einzelheiten zusammengetragen hat, übernahm es Heinz Schweinfurth aus einer verwandtschaftlichen Seitenlinie des Afrikaforschers, einen ausgiebigen Einblick in dessen Wirken zu geben, ehe Ines Adam von der Verwaltung mit der Kampagne "ECHT.Wiesloch" den Schritt in die Neuzeit unternahm und aufzeigte, wie sich die Große Kreisstadt gegenüber Online-Handel und Einkaufszentren positioniert.
Abgerundet wurde die Broschüren-Vorstellung durch die Beiträge der "Scones", die mit ihren Mundart-Texten Popklassikern mit "kurpfälzischem Gebabbel" einen neuen, liebenswerten Anstrich verpassten.
Info: Das Heft "Badische Heimat" ist im Rathaus an der Anmeldepforte zu den üblichen Öffnungszeiten zu erwerben.



