Region ist mit guten Tropfen bestens versorgt
Das Weingut Fellini holte neun Goldmedaillen. Viele Preise gab es für weitere Winzer.

Von Georg Wipfler
Freiburg/Wiesloch. Großartig schnitten die hiesigen Winzer bei der Landesweinprämierung in Freiburg ab. Die Preise wurden am Donnerstag verliehen. In den vergangenen Jahren gab es zwar eine wahre Flut an verschiedenen Prämierungsveranstaltungen, doch bei den Weinkennern und der Winzerschaft genießt die Badische Landesweinprämierung, ausgerichtet vom Badischen Weinbauverband in Freiburg, höchstes Ansehen.
Dies liegt darin begründet, dass die Prüfer in Freiburg die Bewertung der angestellten Gewächse in einer Blindverkostung vornehmen. Konkret heißt das, dass die Prüfer, die aus der Weinwirtschaft und dem Verband kommen, die Weinerzeuger oder die Herkunft der Gewächse nicht kennen. So stehen Aussehen und Geschmack des Weines im Vordergrund, was schon so manche Überraschung brachte.
Überraschend war es in diesem Jahr nicht, dass die Winzer aus und rund um Wiesloch wieder mit zur Spitze Badens gehörten. Die wahre Überraschung war, dass das Rauenberger Weingut Fellini, das unter der Leitung von Tim Fellhauer steht, neun Goldmedaillen erringen konnte. Ein grandioser Erfolg für den noch jungen Tim Fellhauer, der 2017 den Betrieb von Vater und Seniorchef Bernhard übernahm und sich schon in jungen Jahren in die Geschichtsbücher eingetragen hat. Denn die neun Goldmedaillen sorgen dafür, dass der Ehrenpreis für den Kraichgau in diesem Jahr an das Rauenberger Weingut geht.
Früher, als noch die Anzahl der Medaillen ausschlaggebend für die Vergabe des Ehrenpreises war, hatte der Winzerkeller Wiesloch, heute "Winzer von Baden", den Preis regelmäßig errungen – aufgrund der hohen Anzahl an vorgestellten Weinen. Vor Jahren wurde dieses Prozedere geändert. Es wurde ein Quotient aus sämtlichen Weinen des Weinerzeugers und den prämierten Weinen gebildet. Damit erhielten die kleineren Weingüter auch eine Chance. In den letzten Jahren ging so der Ehrenpreis oft nach Malsch oder Dielheim.
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Der Erfolg von Tim Fellhauer kommt nicht von ungefähr. In den letzten Jahren hat man immer wieder Weine vorgestellt und den Wettbewerb mit den Mitbewerbern am Markt angenommen. Gold- und Silbermedaillen bei der Landesweinprämierung waren die Folge, eine stetige Verbesserung der Gewächse führte nun zu einem der größten Erfolge für das Weingut Fellini. Papa Bernhard ist stolz auf die Erfolge des Sohnemanns, der schon jetzt in die Fußstapfen des Vaters getreten ist. Der Ehrenpreis wurde am Donnerstag im Rahmen einer Feierstunde bei der Prämierung im südbadischen Freiburg verliehen.
In einer ersten Stellungnahme zeigte sich das Weingut Fellini Stolz auf das erreichte. "Bei uns wird schon im Weinberg die Basis für Qualität geschaffen. Unsere Reben gedeihen auf Lößlehm, Keuper und Gesteinsverwitterungen. So haben die Rebstöcke beste Voraussetzungen, um optimal zu gedeihen. Sorgfältig und akribisch arbeiten wir das ganze Jahr über in den Wingerten mit dem Ziel, nur die beste Qualität ins Weingut zu bringen", sagt Tim Fellhauer. Im Einklang mit der Natur greife der Betrieb nur so viel ein wie es nötig sei. "Dadurch gewinnen wir extraktreiche Erträge, die wir für unsere Weine benötigen. Die Qualität des Lesegutes steht bei uns genauso im Vordergrund wie die Kellerarbeit", erklärte er die Philosophie des Weingutes.
Dazu gehört auch der Ausbau der Rotweine im großen Holzfass oder Barrique, aber auch exklusive Weißweine erhalten im Holz ihre Abrundung. Mit dieser Herangehensweise trifft Tim Fellhauer genau den Zeitgeist. Gefragt sind im Moment sogenannte "Terroir-Weine". Dabei bezieht sich der Begriff Terroir schon längst nicht mehr nur auf den Boden, auf dem die Reben wachsen. Mit diesem Begriff wird auch die Umgebung beschrieben: Hierzu gehört das Klima ebenso wie die umgebende Vegetation oder die Handschrift des Winzers.
Und seine Handschrift hat Tim Fellhauer nachhaltig in seinen Weinen hinterlassen. Diese haben einen hohen Wiedererkennungswert und sind feinfruchtig bis großvolumig ausgebaut. Damit liegt er genau im Trend zur Freude von Seniorchef Bernhard Fellhauer. Die prämierten Gewächse stammen zum großen Teil aus dem letzten Jahrgang, zur Anstellung kamen die traditionellen Burgundersorten, Riesling und Auxerrois. Wie das Weingut Fellhauer mitteilt, fällt die Verleihung des Ehrenpreises genau mit dem 25-jährigen Betriebsjubiläum zusammen, das man zu einem späteren Zeitpunkt – wegen der Corona-Pandemie wurden die Feierlichkeiten aufgeschoben – groß feiern will.
Aber in der Region gab es noch weitere Medaillengewinner. Die "Winzer von Baden", traditionell bei der Landesweinprämierung stark vertreten, bekamen 13 Gold- und 15 Silbermedaillen verliehen, dazu wurden drei Sommerweine ausgezeichnet. Ein schöner Erfolg, der zeigt, dass die Genossenschaftswinzer edle Tropfen produzieren können.
Freude kam in diesem Jahr auch bei Winzer Harald Kempf aus Malsch auf. Alle fünf präsentierten Tropfen wurden mit Gold belohnt. "Darunter war in diesem Jahr auch ein Weißburgunder, der auf Anhieb die höchste Auszeichnung bekam. Das zeigt, dass wir auch im Weißweinbereich stark sind, und spornt uns für die nächsten Jahre an", sagte Kempf.
Äußerst zufrieden war man 2021 mit der Ausbeute beim Weingut von Rüdiger Bös in Malsch: ein Seriensieger, was den Ehrenpreis anbelangt, ganze neun Mal in Folge wurde das Weingut so gewürdigt. In diesem Jahr wurde Bös mit zwölf Gold- und drei Silbermedaillen belohnt. "Wir gratulieren allen Kollegen aus der Region zu den Erfolgen, dies zeigt, wie hoch die Qualität der Kraichgauer Weine ist", sagte Bös. "Bei uns im Weingut sind wir stolz auf die insgesamt 15 Medaillen, bestätigen diese doch unsere gute Arbeit der letzten Jahre."
"Als wir im Frühjahr die fünf frisch abgefüllten Weine zur Landesweinprämierung angestellt haben, dachten wir nicht daran, dass diese alle eine Medaille erhalten würden", berichtete Winzer Volker Barth aus Malschenberg. Umso mehr freue man sich im Weingut über die drei Gold- und zwei Silbermedaillen. "Dies zeigt, dass das qualitätsorientierte Handeln im Weinberg und im Keller belohnt wird. Das gibt uns Mut, in Zukunft weiter den eingeschlagenen Weg konsequent zu verfolgen", so Volker Barth.
Angesichts der Vielzahl der Auszeichnungen in der Region und der Dichte der prämierten Weingüter rund um Wiesloch steht eines fest: Die Weinfreunde in der Region sind mit guten Tropfen bestens versorgt.