Altenbach goes Hollywood

Dafür blieben die Schüler gern länger (plus Trailer)

Dreharbeiten an Altenbacher Grundschule für Film "Warum ich hier bin" - Regisseurinnen und Protagonist im Olympia-Kino zu Gast

12.02.2020 UPDATE: 14.02.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Adham, Hassan, die Regisseurinnen Mieko Azuma (hinten) und Susanne Mi-Son Quester sowie Ahmad (v.l.) waren mit ihrem Film im Olympia-Kino zu Gast. Foto: Dorn

Von Karin Katzenberger-Ruf

Hirschberg-Leutershausen. Altenbach goes Hollywood? Nicht ganz, doch der Bergstadtteil von Schriesheim hat es immerhin ins Kino geschafft. Dies innerhalb des Films "Warum ich hier bin", den der Heidelberger Produzent Wolfgang Latteyer nach der Flüchtlingswelle 2015 im Kopf hatte. Unter anderem wollte er Kinder aus Syrien zu Wort kommen lassen. Das war vor allem betreffs Drehgenehmigung an Schulen schwierig.

Als er gerade eine kurzfristige Absage aus München erhalten hatte, traf er auf die Leiterin der Grundschule Altenbach, Anja Münster-Doubravsky. Dies bei ein einem Yoga-Kurs bei der TSG 78 Heidelberg. In entspannter Atmosphäre kam man ins Gespräch und der Stein ins Rollen.

Beim "Film-Special" im Olympia-Kino in Leutershausen beantworteten Regisseurinnen Mieko Azuma und Susanne Mi-Son Quester sowie der inzwischen 13-jährige Ahmad die Fragen aus dem Publikum. Während der Dreharbeiten wohnte er mit seinen Eltern und den beiden jüngeren Brüdern noch in Altenbach und besuchte die dortige Grundschule.

Er ist zwar nur einer von fünf Protagonisten, die in dem Film von ihrer Flucht erzählen und Einblick in ihr heutiges Leben gewähren. Doch immerhin 13 von 20 Drehtagen gingen mit ihm über die Bühne. Dreharbeiten im Schulunterricht sind in Baden-Württemberg nicht erlaubt. Doch die anderen Kinder in der Klasse waren von der Sache so begeistert, dass sie für nachgestellte Szenen gerne länger blieben.

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Mit dem Film wollte Wolfgang Latteyer demonstrieren, dass es im Laufe der Geschichte immer wieder Flüchtlinge gab. Deshalb kommt dort auch "Frau Schiller" zu Wort, die von ihrer Kindheit in Ostpreußen erzählt und auf der Flucht unter anderem eine abenteuerliche Trittbrettfahrt mit dem Zug erlebte. Ebenso Leila, die in den 1990er Jahren wegen des Jugoslawien-Kriegs nach Deutschland floh. Sie hat Bombeneinschläge hautnah erlebt, war dankbar, im Aufnahmelager einfach mal wieder eine Nacht durchschlafen zu können und sagt heute, sie habe nun zwei Heimatländer. Lena kam mit ihrer Familie nach dem verheerenden Erdbeben 2013 in Japan von Tokio nach Düsseldorf.

Fußballstar "Cacau" – von 2003 bis 2012 Stürmer beim VfB Stuttgart und inzwischen DFB-Integrationsbeauftragter – ist der "Promi" unter den Protagonisten. Er war 18 Jahre alt, als er Brasilien verließ, um in Deutschland seine sportliche Karriere zu starten. Was verwunderte ihn kurz nach der Ankunft am meisten? Etwa, dass es auf deutschen Autobahnen keine Schlaglöcher gab und er an seinem damaligen Wohnort tagsüber kaum einem Menschen begegnete.

Der Film hat bei allem ernsten Hintergrund viele erheiternde Momente. Nicht nur was die Interviews betrifft. Ironie und Witz stecken auch in den Animationsszenen. Dieses Stilmittel haben die Regisseurinnen ihrer Schilderung nach bewusst eingesetzt, um das Leben "vor der Flucht" zu skizzieren.

Lediglich die Geschichte von "Frau Schiller" ist zusätzlich mit altem Fotomaterial dokumentiert. Weil die Animation so aufwendig sei und eine Minute einen Monat Arbeit bedeute, habe jeder Protagonist seinen eigenen Zeichner bekommen, hieß es dazu.

Damit nochmals zu Ahmad. Er besucht inzwischen die Gemeinschaftsschule in Schwetzingen, wo die Familie nun lebt. Doch in Altenbach hat es ihm offenbar viel besser gefallen.

Demnächst ist der Film mit dem Prädikat "wertvoll" auch auf DVD erhältlich. Dann kann er auch an anderen Schulen oder Einrichtungen gezeigt werden.

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