Von der Selbsthilfeinitiative zur Institution
Der Festakt verdeutlichte, was bei der Eingliederung von Menschen mit Behinderungen erreicht worden ist.

Von Günther Grosch
Weinheim. Familienunterstützender Dienst, Schulbegleiter und Schulassistentinnen an Regelschulen für benachteiligte Kinder, ein umfangreiches Freizeit-, Sport- und Bildungsangebot sowie ein Fahrdienst, der mit seiner aus 60 Autos und Kleinbussen bestehenden "weißen Flotte" täglich bis zu 3400 Kilometer zurücklegt. "Damit Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung dort hinkommen, wo sie hin möchten", so der Geschäftsführer der Lebenshilfe Weinheim, Oliver Andres.
Es ist eine einzigartige Solidargemeinschaft, eine große Familie und eine in der Zweiburgenstadt inzwischen tief verwurzelte Institution, die sich 1963 aus einem Selbsthilfeverein betroffener Eltern von geistig und körperlich behinderten Kindern heraus entwickelte. Aus zarten Wurzeln ist sechs Jahrzehnte später ein mächtiger Stamm geworden. Auf den Verein Lebenshilfe werde gehört, wenn er sich für eine inklusive Gesellschaft einsetzt und den Betroffenen damit eine echte Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglicht, wie die Festredner betonten.
Unter dem Motto "Glück empfinden zu können, ist eine Fähigkeit, die Menschen mit und ohne Behinderung verbindet", feierte die Lebenshilfe Weinheim am Sonntag deshalb nicht nur Geburtstag. Mit ihrem Programm sorgten die Protagonisten der Einrichtung gemeinsam mit Externen vor gut 200 Gästen in der Aula des Privatgymnasiums dafür, dass auch gedankliche Barrieren abgebaut und überwunden werden. So fand es nicht nur der Erste Vorsitzende des Vereins, Oliver Kümmerle, "bemerkenswert, welche Wertschätzung der Lebenshilfe entgegengebracht wird und wie sie von den Bürgern dieser tollen Stadt integriert wurde". Die praktische Unterstützung betroffener Familien bleibe weiter der Auftrag.

"Vivida banda", der Jugendchor der Evangelischen Gemeinde an der Peterskirche unter der Leitung von Anne-Christine Langenbach und der Begleitung von Simon Langenbach am Klavier, eröffnete die Feierstunde. Die Lebenshilfe verbessere mit ihrer Arbeit Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat die Lebensqualität von Menschen mit Handicap und deren Angehörigen, so
Von Günther Grosch
Weinheim. Familienunterstützender Dienst, Schulbegleiter und Schulassistentinnen an Regelschulen für benachteiligte Kinder, ein umfangreiches Freizeit-, Sport- und Bildungsangebot sowie ein Fahrdienst, der mit seiner aus 60 Autos und Kleinbussen bestehenden "weißen Flotte" täglich bis zu 3400 Kilometer zurücklegt. "Damit Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung dort hinkommen, wo sie hin möchten", so der Geschäftsführer der Lebenshilfe Weinheim, Oliver Andres.
Es ist eine einzigartige Solidargemeinschaft, eine große Familie und eine in der Zweiburgenstadt inzwischen tief verwurzelte Institution, die sich 1963 aus einem Selbsthilfeverein betroffener Eltern von geistig und körperlich behinderten Kindern heraus entwickelte. Aus zarten Wurzeln ist sechs Jahrzehnte später ein mächtiger Stamm geworden. Auf den Verein Lebenshilfe werde gehört, wenn er sich für eine inklusive Gesellschaft einsetzt und den Betroffenen damit eine echte Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglicht, wie die Festredner betonten.
Unter dem Motto "Glück empfinden zu können, ist eine Fähigkeit, die Menschen mit und ohne Behinderung verbindet", feierte die Lebenshilfe Weinheim am Sonntag deshalb nicht nur Geburtstag. Mit ihrem Programm sorgten die Protagonisten der Einrichtung gemeinsam mit Externen vor gut 200 Gästen in der Aula des Privatgymnasiums dafür, dass auch gedankliche Barrieren abgebaut und überwunden werden. So fand es nicht nur der Erste Vorsitzende des Vereins, Oliver Kümmerle, "bemerkenswert, welche Wertschätzung der Lebenshilfe entgegengebracht wird und wie sie von den Bürgern dieser tollen Stadt integriert wurde". Die praktische Unterstützung betroffener Familien bleibe weiter der Auftrag.

"Vivida banda", der Jugendchor der Evangelischen Gemeinde an der Peterskirche unter der Leitung von Anne-Christine Langenbach und der Begleitung von Simon Langenbach am Klavier, eröffnete die Feierstunde. Die Lebenshilfe verbessere mit ihrer Arbeit Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat die Lebensqualität von Menschen mit Handicap und deren Angehörigen, so Oberbürgermeister Manuel Just. Auch wenn man mit Blick auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderung noch nicht dort angekommen sei, wo man stehen könnte, so registriere er dennoch ein Umdenken in der Gesellschaft.
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Auch in Weinheim sei in den letzten 30 bis 40 Jahren das Bewusstsein dafür gewachsen, vor welchen Herausforderungen Menschen mit Behinderung Tag für Tag stehen. Deshalb sei es wichtig und richtig, dass durch das Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung die Rechte dieser Personengruppe noch einmal gestärkt wurden.
Man sei in einer toleranten, weltoffenen und modernen Gesellschaft angekommen, so Just, wenn für jeden unerheblich sei, ob sein Gegenüber Mann oder Frau, hell- oder dunkelhäutig ist, wie seine sexuelle Orientierung ist, "und ob er eben ein Handicap hat oder nicht". Dank der Lebenshilfe werde diese Vielfalt sichtbar, so der OB abschließend. Nicht zuletzt würden infrastrukturelle wie menschliche Barrieren abgebaut.
"Theo ist fit wie ein Turnschuh, und alle machen mit: Stepp nach rechts und Stepp nach links, denn das bringt’s": Mitglieder der Wohngruppe "Club 8 Inklusive Musikband", die "Lebenshilfe Montags-Sportler" und der "Tanz-Club Lebenshilfe" lockerten das von Ulli Potofski, den viele als Sportreporter des Senders Sky kennen, kurzweilig moderierte Programm zwischen den Redebeiträgen auf.
Mareike Merseburger übernahm den Part des aus privaten Gründen verhinderten Lebenshilfe-Bundesvorstandsmitglieds Professor Theo Klauß. Als in den 1950er- und 1960er-Jahren noch niemand von Inklusion oder sozialer Teilhabe sprach, hätten betroffene Eltern für ein besseres Verständnis der Öffentlichkeit gegenüber den besonderen Problemen der geistig Behinderten geworben und überall im Land den Zusammenschluss von deren Eltern und Freunden angeregt.
Diese waren zwar nicht mehr wie in der kurz zuvor überwundenen menschenverachtenden Nazizeit von Ermordung bedroht, so Merseburger: "Behinderte Menschen gehörten aber noch keineswegs dazu." Sie wurden nicht als Persönlichkeiten wertgeschätzt, und es gab für sie keinen Zugang zu den Orten der Bildung und Arbeitswelt, zur Kultur, zum eigenständigen Wohnen, "und oft konnten sie auch nicht an der Nachbarschaft teilhaben". Dies wollte die Lebenshilfe ändern. Dennoch liefen Menschen auch heute noch Gefahr, nicht dazu zu gehören, ihre Persönlichkeit nicht entwickeln und ihre Talente nicht entfalten zu können. "Deshalb braucht es die Lebenshilfe als Brückenbauer, Begleiter und Ermutiger auch weiterhin."
Auf die seit 40 Jahren bestehende Zusammenarbeit und das gemeinsam erarbeitete Bildungsprogramm von Lebenshilfe und Pilgerhaus als Netzwerkpartner verwies Pilgerhaus-Vorstand Uwe Gerbich-Demmer. Teilhabe zu ermöglichen, laute das Ziel, ebenso wie Angebote zu schaffen, die sich an den Wünschen und Bedürfnissen des Einzelnen orientieren. Dabei mache man einander keine Konkurrenz, sondern stimme sich ab. Dass die Herausforderungen nicht kleiner würden, verhehlte er nicht. "Und wann ist Inklusion beendet?" Antwort: "Wenn wir uns nicht mehr darüber unterhalten müssen."