Eine Schreibwerkstatt soll die Integration erleichtern
Es soll eine Schreibwerkstatt nach Göttinger Vorbild entstehen

Mit einer Matinee in Rauenberg, an der auch die Bürgermeister Peter Seithel (Rauenberg) und Sibylle Würfel (Malsch), teilnahmen, fiel der Startschuss für eine Schreibwerkstatt als Integrationsprojekt. Foto: privat
Rauenberg. Manch ein Zuhörer war tief berührt, als Claudia Torres, Angeline Fischer, Doddiew Emphob und Ana-Maria Weinrauch von der Göppinger Schreibwerkstatt bei einer Matinee ihre ergreifenden Gedichte und Kurzgeschichten vortrugen. Ort der Veranstaltung war das Sprachkompetenzzentrum "Mund-Werk", in das die Integrationsbeauftragte Daniela Lieske und die Leiterin des Zentrums, Ulrike Ihle-Herzel, gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern eingeladen hatten.
Groß war die Freude beim Wiedersehen zwischen manchen Autorinnen und Mitgliedern des Kulturforums Südliche Bergstraße, denn auf Anregung der 2. Vorsitzenden Anne Maennchen, waren sie bereits im März 2016 in Wiesloch zu Gast, um eigene Werke vorzustellen. Anne Maennchen war es auch, die nach dieser Veranstaltung den Kontakt zu Ulrike Ihle-Herzel suchte, um bei der Einrichtung einer eigenen Schreibwerkstatt in unserer Region eine Verbündete zu finden. Ebenso wie die junge Integrationsbeauftragte des Gemeindeverwaltungsverbands Rauenberg, engagiert sie sich für diese Idee und lud mit Unterstützung des Kulturforums zu dieser Matinee ein, um das geplante Projekt vorzustellen.
Nach der Einrichtung von Frauen-Deutschkursen, regelmäßig stattfindenden Sprech-Cafés für Frauen und Kinder aller Nationalitäten und syrischen Abenden soll nun die geplante Schreibwerkstatt in Rauenberg unter der Trägerschaft des Kulturforums SB eine weitere Möglichkeit sein, "Integration zu leben". Als Kooperationspartner konnten die VHS Wiesloch, die Seelsorgeeinheit Letzenberg, die Evangelische Paulusgemeinde Wiesloch und das Sprech-Café Wiesloch gewonnen werden.
Was noch fehlt, sind einige großzügige Sponsoren, damit ein Pilotprojekt und danach auch noch weitere Schreibwerkstatt-Seminare durchgeführt werden können. "Wir werden erst starten, wenn die Anschubfinanzierung gesichert ist", betonte Anne Maennchen. Aktuell zeigt sich die Gruppe zuversichtlich und freut sich über Spenden des Evangelischen Kirchenbezirks Südliche Kurpfalz, des Lions-Club Wiesloch und der Raiffeisen Privatbank Wiesloch-Baiertal.
Mit großem Respekt für die künstlerische Leiterin der Schreibwerkstatt, Andrea Maier, und r beeindruckt vom literarischen Können der Autorinnen lauschten die Gäste in den beiden Seminarräumen den zu Papier gebrachten Texten. Die Autorinnen berichteten, jede in ihrem eigenen Stil, über Eindrücke, Gefühle und Erfahrungen. Unter anderem las Angeline Fischer sehr fantasievoll einen Text über ihre Kindheit vor, Claudia Torres schilderte in ihrem Gedicht "Ich bin nicht mehr ich" ihre Ankunft in Deutschland, Ana-Maria Weinrauch ließ die Zuhörer an ihren Gedanken zum Thema "Was ist es bloß mit diesem Anfang…?" teilnehmen und Doddiew Emphob ließ das von der Kurzgeschichte betroffene Publikum an dem Leben einer Frau teilhaben, die sich von ihrem gewalttätigen Mann lösen konnte.
In einer Abschlussdiskussion bekamen die interessierten Gäste im Schatten des großen Kirschbaums Antworten auf ihre Fragen. So informierte Andrea Maier über ihre Arbeitsweise. Texte, die die Frauen schreiben, werden vorgelesen und gemeinsam in der Gruppe wird dann, wenn einmal ein Wort fehlt, überlegt, welches Wort passend wäre. Ein sehr vertrauensvoller Umgang miteinander sei hierfür Voraussetzung. Auch über ihre Anfangsängste berichteten die Frauen. So erzählte Doddiew Emphob sehr offen darüber, welche große Überwindung es sie gekostet habe, deutsch zu sprechen und zu schreiben.
Sehr motiviert und mit Vorfreude auf ein Wiedersehen verabschiedete sich die Göppinger Gruppe. Wenn die geplante Pilotphase der eigenen Schreibwerkstatt in Rauenberg abgeschlossen ist, steht vielleicht ein Gegenbesuch in Göppingen an. Das wünschten sich alle Beteiligten aus ganzem Herzen.
Sobald die Finanzierung gesichert ist, wollen sich die Teilnehmer der Rauenberger Scheibwerkstatt zum Thema LebensWeise - "(Wieder) Heimat finden in mir selbst" mit ihren Gedanken und Gefühlen auseinandersetzen und diese in eigenen Texten verarbeiten. Ab Oktober sind ein Kurs für Frauen mit ausländischen Wurzeln sowie einer für Frauen und Männer aller Nationalitäten geplant. Die Kooperation hofft auf einen erfolgreichen Start und sieht durch das Erstellen und die Veröffentlichung der Texte in Heftform, entsprechende dem Vorbild der Göppinger Gruppe, die Möglichkeit, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Vorurteile sollen abgebaut und Räume der Begegnung und Empathie geschaffen werden. "Das", so Ulrike Ihle-Herzel, "ist eines der vorrangigsten Ziele unserer Kooperation."
Info: www.kulturforum-sb.de und www.mundwerk-sprachzentrum.de