Bürger fürchten den Verkehrsinfarkt
Sechspuriger Ausbau der A 6 beginnt - Ab 21. August ist die Kreisstraße zwischen Dielheim und Rauenberg fünf Monate lang gesperrt

Das Brückenbauwerk unter der A 6 zwischen Dielheim und Rauenberg wird im Zuge des Autobahnausbaus abgerissen und neu gebaut. Dafür ist zunächst eine fünfmonatige Sperrung der Kreisstraße ab 21. August erforderlich. Foto: Endres
Von Michael Endres
Dielheim. Vor allem die Berufspendler in der Region müssen sich auf staureiche Zeiten einstellen: Die Sperrung der Autobahnunterführung zwischen Dielheim und Rauenberg wird die ohnehin schon angespannte Verkehrssituation dramatisch verschärfen - und das für 20 Wochen. Dann geht nämlich nichts mehr über den Buckel der Kreisstraße 4170, Autos und Lastwagen werden weiträumig umgeleitet. Das marode und zu enge Bauwerk unter der Autobahn wird nämlich im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der A 6 komplett erneuert.
Das geschieht in zwei Abschnitten: Ab dem 21. August rücken hier die Bagger an und reißen den nördlichen Teil der rund 50 Meter langen Unterführung auf Dielheimer Seite ab. In fünf Monaten soll dann die Durchfahrt neu gebaut werden. Allerdings ist das nur der erste Streich. Ende 2019 kommt dann der andere Teil der Brücke Richtung Rauenberg dran - ebenfalls mit 20 Wochen Vollsperrung der wichtigen Verbindungsstraße. Das gaben die Vertreter des Baukonsortiums "ViA6West" bei der gut besuchten Informationsveranstaltung am Mittwochabend in der Dielheimer Kulturhalle bekannt. Laut Verkehrszählung nutzen täglich bis zu 10.000 Autofahrer und 300 Lkw die Kreisstraße.
Hintergrund
Der Startschuss für den Ausbau der A 6 zwischen Sinsheim und Wiesloch fällt am 7. August. Dann wird der Verkehr auf dem 10,8 Kilometer langen Streckenabschnitt auf die andere Fahrbahnseite umgelegt. 4:0 nennt sich das. Alle Autos und Laster fahren auf der
Der Startschuss für den Ausbau der A 6 zwischen Sinsheim und Wiesloch fällt am 7. August. Dann wird der Verkehr auf dem 10,8 Kilometer langen Streckenabschnitt auf die andere Fahrbahnseite umgelegt. 4:0 nennt sich das. Alle Autos und Laster fahren auf der Spur Richtung Heilbronn, die beiden jetzt existierenden Fahrstreifen Richtung Wiesloch werden dann saniert. Die Verschwenkung beginnt rund 800 Meter nach der Anschlussstelle Sinsheim und endet kurz vor der Anschlussstelle Wiesloch bei der großen Steinmauer. Für den Schwerverkehr gibt es eine Fahrbahnbreite von 3,25 Meter, für Pkw eine Breite von 2,70 Meter. Im gesamten Baustellenbereich gilt Tempo 80. Fünf Jahre sind für die Sanierung und den Ausbau dieses Autobahnabschnitts vorgesehen. Auch für die Rettungskräfte eine Herausforderung: Bei einem Unfall oder Fahrzeugbrand werden die Feuerwehren Sinsheim und Wiesloch immer gleichzeitig alarmiert, sollte eine Rettungseinheit im Stau stecken bleiben. (end)
Die Straßensperrung und Umleitung des Verkehrs rief dann auch im Publikum massive Bedenken hervor, zumal die Autos und vor allem die Lastwagen weiträumig über die B 45 Meckesheim, Zuzenhausen, Sinsheim respektive in der anderen Richtung über Wiesloch umgeleitet werden sollen. "Da ist der Infarkt schon vorprogrammiert", hieß es aus den Reihen der Besucher, die für einen regen Meinungsaustausch mit den Vertretern des Baukonsortiums sorgten.

"Wir haben alle Varianten durchgespielt, mit der fünfmonatigen Vollsperrung der Unterführung haben wir das kleinste Übel", erklärte Unternehmenssprecher Gerald Hauke (Foto: Endres). Einzige Alternative zur Vollsperrung wäre eine wochenweise Sperrung der Unterführung gewesen, "das hätte jedoch das gesamte Bauvorhaben auf fast 30 Wochen verlängert", sagte er.
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Weiträumig aufgestellte Schilder sollen frühzeitig die Kraftfahrer auf die Straßensperrung und die Umleitungsstrecke hinweisen, "es lässt sich nicht verhindern, dass Ortskundige dann die Schleichwege nutzen", meinte Bürgermeister Thomas Glasbrenner. Allerdings wehrte er sich gegen die offizielle Freigabe von Feld- und Weinbergwegen, "das ist zu gefährlich und die Wege sind dafür völlig ungeeignet", sagte er. Eine Bürgerin befürchtete mit der Vollsperrung der Straße zwischen Dielheim und Rauenberg eine Verlagerung durch Tairnbach, "wenn sich hier zwei größere Fahrzeuge in der Ortsmitte begegnen, geht nichts mehr". Auch wurde eindringlich auf das innerorts geltende Tempo 30 des Mühlhausener Ortsteils hingewiesen, "ich hoffe, dass hier auch die Polizei kontrolliert". Wichtig sei ebenso ein Lkw-Durchfahrtsverbot, "sonst haben wir in Tairnbach den Verkehrsinfarkt".
Massive Bedenken, einen Großteil der Fahrzeuge durch Altwiesloch umzuleiten, hatte ein anderer Betroffener: "Da steht man jetzt schon morgens im Dauerstau", unterstrich er. Und was wird mit dem Schulbus? Hier gab es die Empfehlung, einen früheren Bus zu nehmen, damit dann die Kinder rechtzeitig in der Schule sind. Unternehmenssprecher Gerald Hauke war jedoch überzeugt, dass die Verkehrsproblematik nicht so dramatisch sein wird, "in ein paar Tagen hat sich das eingependelt", versuchte er zu vermitteln.
Deutlich geringere Auswirkungen wird der Neubau der Brücke über die Autobahn zwischen Balzfeld und Tairnbach haben. Hier wird nächstes Jahr eine Behelfsbrücke unmittelbar neben dem jetzt existierenden Bauwerk eingehängt, hieß es, "mit maximal zwei Tagen Vollsperrung dieser Strecke". Danach wird die bestehende Brücke abgerissen und neu gebaut - das tangiert dann wieder den Verkehr auf der Autobahn.
Nicht endgültig geklärt wurde auf der Informationsveranstaltung der Baubeginn und Gestaltung der Lärmschutzwand bei Balzfeld und Dielheim. Hier rückte auch die Optik in den Vordergrund, "schließlich müssen wir die nächsten 50 Jahre die Lärmwand angucken", sagte ein Balzfelder Gemeinderat. Für die Straßenmeisterei wird es eine Betriebszufahrt geben, wobei eine Gesprächsteilnehmerin befürchtete, dass aus der Betriebszufahrt einmal eine reguläre Abfahrt von der A 6 werden könnte. "Das ist nicht geplant", versicherte Unternehmenssprecher Hauke. Außerdem soll diese Betriebszufahrt mit einer Schranke versehen werden, "damit nur die durchkönnen, die das auch dürfen".



