Altbürgermeister Dr. Jürgen Criegee ist verstorben
Criegee hatte 24 Jahre lang die Geschicke der Astorstadt gelenkt - Er war ein "Bürgermeister der leisen Töne"

Walldorfs Altbürgermeister und Ehrenbürger Dr. Jürgen Criegee ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Archiv-Foto: Pfeifer
Walldorf. (rö) Im Alter von 84 Jahren ist am vergangenen Freitag Walldorfs Altbürgermeister und Ehrenbürger Dr. Jürgen Criegee verstorben. Criegee hatte 24 Jahre lang, von 1974 bis 1998, die Geschicke der Astorstadt gelenkt. Zu den Meilensteinen seines Wirkens gehörte die Ansiedlung des Softwareunternehmens SAP im Jahr 1977, von der Walldorf bis heute profitiert: durch hohe Gewerbesteuereinnahmen und eine immer noch wachsende Zahl an Arbeitsplätzen. Er selbst bezeichnete die Verlagerung des Betriebssitzes der SAP von Mannheim nach Walldorf im letzten großen Interview mit der RNZ im Februar 1998 als den "größten Erfolg meiner Amtszeit" und sagte damals: "Walldorf hat mit der SAP einen Sechser im Lotto gewonnen."
Und trotzdem war es ihm persönlich viel wichtiger, statt mit kommunalen Großprojekten mit positiven Charaktereigenschaften verbunden zu werden: "Freundlichkeit, Umgänglichkeit, Sachlichkeit, Humor", nannte er selbst. Bei seiner Verabschiedung aus dem Bürgermeisteramt bescheinigte ihm im Namen des Gemeinderats Theo Streu darüber hinaus nicht nur ein "äußerst erfolgreiches Wirken", sondern auch einen "behutsamen Umgang mit Steuergeldern" - so hat Criegee nie ein Dienstfahrzeug benutzt und öffentliche Termine möglichst mit dem ÖPNV wahrgenommen - und nannte ihn treffend einen "Bürgermeister der leisen Töne". Als solcher, das bescheinigte ihm sein Nachfolger Heinz Merklinger im Rahmen der Verabschiedung, habe er über eine "lautlose, aber wirksame Verwaltungs- und Menschenführung" verfügt und mit einem kooperativen Führungsstil seinen Mitarbeitern immer die Chance zur Selbstverwirklichung gegeben. Criegee, so Merklinger, habe sich stets in den Dienst der Gemeinde gestellt, oft unter Hintenanstellung seiner persönlichen Interessen und Belange, und sei stets Ansprechpartner der Bürger gewesen.
Jürgen Criegee wurde am 21. Juli 1934 in Marburg an der Lahn geboren. Er wuchs in Karlsruhe auf, machte sein Abitur am dortigen Markgrafen-Gymnasium und absolvierte das Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen, München und Berlin. Nach der zweiten juristischen Staatsprüfung trat Criegee in die Finanzverwaltung des Landes Baden-Württemberg ein. 1965 erhielt er durch die rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen den akademischen Grad "Doktor der Rechte" verliehen und war nach einer zweijährigen Beschäftigung beim Finanzamt Konstanz ab Oktober 1964 in Villingen-Schwenningen stellvertretender Leiter des Finanzamts. 1973 wurde er im zweiten Wahlgang zum Nachfolger von Wilhelm Willinger als Bürgermeister Walldorfs gewählt, zwei Wiederwahlen schlossen sich 1981 und 1989 an.
Zu den wichtigsten Entscheidungen in seinen 24 Jahren als Bürgermeister gehörten die Durchsetzung der Westumgehung, auch gegen viel Kritik, Erweiterungen im schulischen Bereich, Sanierungsmaßnahmen in der Innenstadt, die Altenwohnungen der Astorstiftung sowie ganz besonders die Übernahme der Stromversorgung und die Gründung eigener Stadtwerke.
Der Verstorbene war 1969 in die FDP eingetreten und hatte seine Partei ab 1979 im Kreistag vertreten, zwischen 1989 und 2004 war er Fraktionsvorsitzender gewesen. Dazu kam die Arbeit in zahlreichen weiteren regionalen Gremien, so zunächst im Regionalverband Unterer Neckar, dem späteren Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald und dem Raumordnungsverband Rhein-Neckar, nach Auflösung dieser Verbände Ende 2005 im Verband Region Rhein-Neckar und im dortigen Planungsausschuss.