Hüffenhardt

Pflicht-Aufgaben Kindergarten, Feuerwehr und Brandschutz stehen an

Die nächste Großinvestition in der Gemeinde ist ein neues Feuerwehrfahrzeug.

09.06.2022 UPDATE: 10.06.2022 06:00 Uhr 5 Minuten, 35 Sekunden
Die Gemeinde Hüffenhardt ist finanziell nicht auf Rosen gebettet; gleichzeitig werden die Anforderungen und damit die Pflichtaufgaben immer größer. Foto: Thomas Kottal
Interview
Interview
Walter Neff
Bürgermeister von Hüffenhardt

Von Stephanie Kern

Hüffenhardt. Letzter Stopp beim RNZ-Besuch in den Gemeinden rund um Mosbach ist Hüffenhardt. Bürgermeister Walter Neff berichtet über das vergangene Jahr und die anstehenden (Pflicht-)Aufgaben: Naturkindergarten, Feuerwehr und Brandschutz stehen auf der Agenda.

Der Jahreswechsel ist zwar schon ein bisschen her, aber vielleicht wagen wir trotzdem den Blick zurück: Was hat Hüffenhardt im Jahr 2021 beschäftigt?

Es waren hauptsächlich die "normalen" Themen. Wir haben die Grundsatzentscheidung zum Naturkindergarten getroffen, in der Brühlgasse wurden Schwachstellen im Kanal ausgebessert und auch die Asphaltdecke erneuert. Das hat sich leider etwas verzögert, weil sich dann auch Anwohner entschieden haben, infrastrukturelle Einrichtungen zu erneuern. Man muss leider sagen: Es blieb wenig Raum für die Kür – einerseits aufgrund der Pandemie, andererseits natürlich auch aufgrund der Finanzen.

Apropos Finanzen: 2021 rechnete die Verwaltung mit fast einer Million Euro Minus, für das laufende Jahr hat Kämmerer Stefan Salen ein Minus von 450.000 Euro prognostiziert. Was kann man da als Gemeinde eigentlich gestalten?

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Der Gestaltungsspielraum ist tatsächlich klein, wir müssen unsere Pflichtaufgaben erfüllen. Was wir gerne angehen würden, wäre die Umgestaltung der Tennisplätze. Dafür haben wir die Zusage über eine Leader-Förderung erhalten, eine Zuwendung im Ausgleichsstock ist beantragt. Bei diesem Projekt steht aber noch die Grundsatzentscheidung an. Wir würden liebend gerne mehr machen, aktuell kann man die Ideen aber nur mitnehmen und sich Gedanken machen, wie man es hinkriegt.

Gewerbesteuern wären ja ein Weg, die Einnahmen zu verbessern. Gibt es für Gewerbetreibende überhaupt noch Raum in Hüffenhardt?

Es sind naturgemäß eher kleinere Betriebe, die sich bei uns ansiedeln. Die letzte freie Fläche im Gewerbegebiet Gänsgarten ist reserviert. Weitere Flächen für Gewerbe auszuweisen, dürfte schwierig werden; wir haben den Bedarf im Regionalplan aber angemeldet.

Auch Bauplätze für Wohnraum sind heiß begehrt. Wo sehen Sie hier noch Potenzial?

Innerorts gibt es noch einzelne Flächen zur Nachverdichtung. Zum Teil werden diese aber auch privat schon umgenutzt. Beim geplanten Baugebiet in der Kantstraße mussten wir die Entwässerung planen, da geht es jetzt weiter. Ich vermute aber nicht, dass es vor 2024 losgehen wird. In so einem Verfahren gibt es mehrere Beteiligte und Anhörungen, da geht tatsächlich einige Zeit ins Land. Geplant sind dort zehn bis zwölf Bauplätze, auch für verdichteten Wohnraum. Und dann gibt es natürlich noch die Hälde in Kälbertshausen. Auch da geht es jetzt mit den Planungen weiter.

In den vergangenen Jahren war man in Sachen Kindergartenplätze in Hüffenhardt schon am Rande der Belastungsgrenze. Nun soll ein Naturkindergarten Kapazitäten schaffen. Wie ist da der aktuelle Stand der Dinge?

Die Vorarbeiten sind erledigt, der Bauantrag ist eingereicht. Es gibt auch konkretes Interesse seitens der Eltern. Die Idee war und ist nicht verkehrt, die Verwaltung unterstützt diese auch, und wir versuchen natürlich, es so schnell wie möglich umzusetzen. Die Leiterin des Kindergartens ist ja schon eingestellt, aktuell laufen auch weitere Vorstellungsgespräche. Es sieht gut aus, dass wir ausreichend Erzieherinnen für den Kindergarten bekommen. Unser Ziel ist es, im Spätjahr zu starten. Für uns als Verwaltung ist es aber komplettes Neuland, besonders die Leiterin und auch unsere Hauptamtsleiterin Karin Ernst sind stark eingebunden. Für den Bau der Hütte bekommen wir eventuell Zuschüsse, auch einen Ausgleichsstockantrag haben wir gestellt.

Von den Kommunen wird auch immer mehr Engagement beim Klimaschutz gefordert. Was tut Hüffenhardt?

Für Freiflächen-Fotovoltaikanlagen gibt es in Hüffenhardt eigentlich keine Flächen. Dafür gute landwirtschaftlich genutzte Flächen auszuweisen, sehe ich kritisch. Die meisten unserer Liegenschaften stehen zudem unter Denkmalschutz. Das heißt, übliche energetische Sanierungen und auch Fotovoltaikanlagen lassen sich hier nicht realisieren. Auf dem Kindergarten und auch auf der Mehrzweckhalle haben wir solche Anlagen. Wen wir eine Sanierung angehen, versuchen wir, es zeitgemäß zu machen und erneuerbare Energien und Dämmung auch umzusetzen.

Für eine Gemeinde, die finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, bedeuten Verschärfungen im Brandschutz oft große Ausgaben, die man als Bürger gar nicht sieht. Welche Form der Unterstützung würde den Kommunen denn helfen?

Wenn man nicht immer neue Forderungen stellen und die Vorschriften verschärfen würde, ohne die Gemeinden finanziell besser auszustatten. Am Schulgebäude musste eine Außentreppe als zweiter Rettungsweg errichtet werden. So etwas kostet die Gemeinde Geld – in diesem Fall waren es rund 42.000 Euro. Die Abschreibungen müssen in den folgenden Jahren auch noch erwirtschaftet werden. Gleichzeitig gibt es dafür keinerlei Zuschüsse, außer man stellt einen Antrag im Ausgleichsstock. Mit diesen Anträgen muss man aber auch verantwortungsvoll umgehen: Man kann davon ausgehen, dass nur einer im Jahr bewilligt wird. Wenn wir diesen Zuschuss für eine solche Pflichtaufgabe nutzen, bleibt uns kein Spielraum mehr, um die Gemeinde weiterzuentwickeln. Und man muss auch bei jeder Investition sehen: Die Unterhaltung und auch die Abschreibungen muss man sich leisten können.

Aber Hüffenhardt spart doch und hat auch Gebühren und Hebesätze erhöht.

Ja, das bringt dann zu einem gewissen Teil Mehreinnahmen. Wir versuchen, alle Einsparmöglichkeiten auszuschöpfen. Aber wenn dann etwas Unvorhergesehenes kommt, stehen 5000 Euro Mehreinnahmen einer Investition von 50.000 Euro gegenüber. Oder ein ganz aktuelles Beispiel: Wir sparen massiv Geld, dann haben wir 40 Einwohner weniger. Das heißt, wir bekommen 40.000 Euro weniger von Bund und Land. Dann bringen unsere Einsparungen nichts mehr.

Ein gutes Beispiel für Unvorhergesehenes sind die Abwasserkanäle: Die Gemeinden sind zur regelmäßigen Befahrung verpflichtet, Schäden müssen nach einer Bewertungsskala sofort oder später saniert werden. Eine solche Befahrung läuft in Hüffenhardt gerade. Mit welchem Gefühl schauen Sie auf die Überprüfung?

In der Brühlgasse waren Schadstellen bekannt. Was da jetzt noch kommt, wissen wir natürlich nicht. Die Befürchtungen sind schon da, dass da etwas Größeres auf uns zukommt.

Gibt es weitere Beispiele?

Auch im Bereich Betreuung und Bildung wird von den Gemeinden in den kommenden Jahren mehr verlangt. Ab 2026 soll es einen Rechtsanspruch auf die Ganztagsgrundschule geben. Land und Bund müssen dann aber auch finanziell hinter solchen Forderungen stehen. Irgendwann können wir es nicht mehr finanziell leisten.

Für die Umgestaltung der Tennisplätze in Hüffenhardt wurde eine Leader-Förderung gewährt. Vonseiten des Gemeinderats steht noch der Grundsatzbeschluss aus. Foto: Kern

Was kommt denn 2022 auf die Gemeinde zu?

Wir versuchen, dass wir unsere Projekte so weit wie möglich vorantreiben. Der Gedenkplatz, der Naturkindergarten, der Tennisplatz und die Freiwillige Feuerwehr sind Themen, die uns beschäftigen. Wir haben die Entscheidung für die Anschaffung eines neuen Feuerwehrfahrzeugs getroffen. Die Kosten bewegen sich in einer Größenordnung von etwa 350.000 Euro – das kann sich Hüffenhardt nicht aus dem Ärmel schütteln. Da gilt es, Zuschüsse zu beantragen und auch gewisse Formalitäten wie die EU-weite Ausschreibung einzuhalten.

In den Gemeinderatssitzungen wird oft hart gerungen. Besonders beim Betrieb des Bürgerbusses scheinen die Meinungen doch stark auseinanderzugehen. Wie ist das gemeinsame Arbeiten?

Zuerst einmal zum Bürgerbus: Ich persönlich finde, dass er eine gute Einrichtung ist. Leider wird er von der Bevölkerung noch nicht so gut angenommen, wie ich mir das wünschen würde. Die Zusammenarbeit im Gremium ist letztendlich gut. Wir arbeiten sachorientiert und finden Lösungen. Dass es unterschiedliche Meinungen gibt, über die auch diskutiert wird, empfinde ich eigentlich als normal.


Was macht eigentlich Karin Ernst?

Die große Bandbreite ihrer Arbeit ist es, die Hüffenhardts Hauptamtsleiterin Karin Ernst an ihrer Arbeit am meisten reizt und gefällt. Seit dem 1. Januar 2019 ist sie in Hüffenhardt, vorher war sie in Haßmersheim tätig. Eigentlich wollte die heute 60-Jährige beruflich kürzer treten, sich die Hauptamtsleitung mit ihrer Vorgängerin nach deren Elternzeit teilen. Daraus ist nichts geworden. Ernst ist der Gemeinde trotzdem treu geblieben.

Karin Ernst. Foto: Kern

"Schon bei meiner Stelle in Haßmersheim war das Spektrum groß. Hier in Hüffenhardt kamen dann auch noch das Bauamt und die Förderanträge dazu", sagt Ernst. Außerdem deckt sie Vertretungen im Standesamt ab, kümmert sich um Personalangelegenheiten, bereitet Gemeinderatssitzungen vor und nach. "Und das Thema Schule und Betreuung nimmt sehr großen Raum ein."

Die Arbeit in einer Verwaltung habe sich in den vergangenen 30 Jahren stark verändert. "Mein Vorgänger hatte noch eine mechanische Schreibmaschine", erinnert sie sich zurück. "In sehr kurzer Zeit haben sich Abläufe, aber auch der Inhalt der Arbeit stark verändert."

Ernst nahm nach dem Schulabschluss ein Studium auf, dann kam die Familienplanung "dazwischen". "Danach habe ich dann ein Fachhochschulstudium für den gehobenen Verwaltungsdienst aufgenommen." Sie sei gerne mit Menschen zusammen, erreiche gerne etwas für Menschen. "Ich bin nicht so gern im stillen Kämmerlein", sagt die Asbacherin – obwohl man genau das klischeehaft über Verwaltungsmitarbeiter denkt. "Ich bin absolut glücklich mit meiner Arbeit in der Verwaltung", fasst Ernst zusammen.

Der Naturkindergarten liegt ihr besonders am Herzen: "Ich war beeindruckt davon, was man erreichen kann, wenn viele Leute zusammenarbeiten. Ich glaube, dass wir damit ein ganz tolles Projekt haben", meint Ernst. Von daher ist für sie auch die Rente noch nicht in allzu greifbarer Nähe. "Ich bin da noch etwas hin- und hergerissen: Ich freue mich auf den Ruhestand, aber ich bin noch nicht bereit, alles aufzugeben."

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