Hardheim

"Monis kleine Kneipe" schließt Ende Juli

"Dieser Schritt tut mir unendlich weh": Die Hardheimer Wirtin Moni Vollmann hört auf. Am 30. Juli wird das letzte Bier gezapft.

10.06.2022 UPDATE: 11.06.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 28 Sekunden
Moni Vollmann steht am Tresen ihrer „kleinen Kneipe“. Aus gesundheitlichen Gründen wird die 75-Jährige das Lokal am „Doggenbrunnen“ Ende Juli schließen. Foto: Adrian Brosch

Hardheim. (adb) Wer "Monis kleine Kneipe" und ihre überaus sympathische Wirtin Monika "Moni" Vollmann kennt, der weiß eines: Das urige Lokal am "Doggenbrunnen" ist für Moni eine absolute Herzenssache. Dennoch sind die Tage gezählt – das letzte Bier wird die 75-Jährige am 30. Juli zapfen. "Es sind in erster Linie gesundheitliche Gründe, die mich zu diesem Schritt bewogen haben – der mir unendlich weh tut", erklärt die Wirtin.

Moni war und ist Wirtin mit Leib und Seele: "Das muss man in diesem Bereich auch sein. Ich wollte nie etwas anderes machen, weil es mir immer unglaublich viel Spaß gemacht hat", hält sie fest. Dennoch seien 46 Jahre in der Gastronomie – davon 23 Jahre im Erftal – "vielleicht auch ganz einfach genug", wie sie anfügt. Schließlich habe sich die Gastronomie über die Jahre stark verändert: "Es sind andere Zeiten angebrochen. Ältere Stammgäste gehen nicht mehr so oft aus oder können es teils gesundheitlich bedingt nicht mehr, aber viele jüngere Leute haben andere Schwerpunkte im Leben als Ausgehen, Kartenspielen oder Stammtischabende."

Auch steigende Lebenshaltungskosten trügen sicher dazu bei, dass sich mancher zweimal überlege, ob er nicht doch lieber zuhause bleibt, bemerkt Moni Vollmann und schneidet ein weiteres Thema an. "Zwar hat die Corona-Pandemie meinen Entschluss nicht beeinflusst, aber es war schon heftig – und danach war es nicht mehr so, wie es früher war", schildert sie bei einem guten Getränk und einer Zigarette.

Apropos Zigarette: "Monis kleine Kneipe" versteht sich als Kneipe im eigentlichen Sinne des Wortes. Hier, nur wenige Meter neben der pulsierenden Wertheimer Straße, scheint die Zeit im positiven Sinne stehen geblieben zu sein. "Um 14 Uhr unter der Woche und um 11 Uhr am Samstag und Sonntag wird geöffnet, dann kommen die ersten Gäste und dürfen auch rauchen: Ich habe eine ausdrückliche Raucherkneipe", sagt Moni lachend, "es ist einfach so ein bisschen wie früher!"

Genau das ist es auch, was den Stammgästen so viel bedeutet: "Meine Kneipe ist ein Ort, an dem man ehrlich zueinander ist, sich nicht verstellen muss und sich vielleicht auch genau deswegen wohl fühlen kann. Hier treffen sich Jung und Alt – nur essen müssen sie woanders: Bei mir gibt es nur Getränke!", schildert sie und erinnert an eine "ganz besondere Stimmung": Ihre Arbeit als Wirtin war nie mit dem Ausschank von Getränken beendet. "Man nimmt gegenseitig Anteil am Leben, teilt Sorgen und Nöte, erzählt sich eigentlich alles. Scherzhaft habe ich einmal gesagt: ,Ich komme beim Beichten gleich nach dem Pfarrer‘", erzählt sie.

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So reagierten die zahlreichen Fans auch "durchweg bestürzt und traurig" auf das Aus ihres zweiten Wohnzimmers: "Sie zeigten natürlich Verständnis, aber es fällt ihnen genauso schwer wie mir und meiner Tochter Katja, die mich stets tatkräftig unterstützt", erklärt Moni.

Nach Hardheim kam Moni 1999 – und das zum zweiten Mal: Als sie 1982 auf der Suche nach einer eigenen Gaststätte war, erschien ihr die altehrwürdige Speisegaststätte "Brauerei Löffler" als Favorit. "Der Löffler war mir damals aber zu teuer", räumt sie ein. So übernahm sie die "Goldene Krone" in Kleineicholzheim, die sie bis 1998 führte. "Dann las ich das Inserat eines Gasthofs bei Hardheim und erkundigte mich, zumal meine Tochter schon hier wohnte. Als ich vor Ort war, staunte ich: Das war ja der Löffler von damals!", blickt sie zurück. Von 1999 bis 2013 führte sie das traditionsreiche Haus, um mit 66 Jahren in den (vorläufigen) Ruhestand zu gehen.

Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt – und mit 66 Jahren fängt frei nach Udo Jürgens Hit das Leben erst richtig an: "Nachdem Heinz Bick gestorben war und der ,Doggenbrunnen‘ leerstand, fragten mich einige Gäste aus ,Löffler‘-Zeiten, ob das nichts für mich wäre", erinnert sich Moni. Sie überlegte nicht lange und eröffnete im Januar 2014 ihre kleine Kneipe. Dabei konnte sie sich auf ein treues Publikum verlassen: Von Stund’ an war die Kneipe bestens gefüllt und genoss bald schon so etwas wie Kultstatus.

Einen besonderen Stein im Brett hatte Moni stets bei den TVH-Handballern, deren Fanschal im Schankraum hängt: "Es war immer toll, wenn die Handballer nach der Pause mit einem satten Schwung kamen und riefen: ,Moni, wir sind wieder da!’", lässt sie wissen. Mit der Handballfamilie verbunden ist auch einer der schönsten Momente ihres Berufslebens: "Bei einem Fastnachtsumzug knieten sie sich auf die Straße und sangen mir ein Loblied – das war mehr als herzergreifend!"

Keine Frage: Nicht nur die Handballer werden Vollblutwirtin Moni sehr fehlen. "Jeder meiner Gäste, das Miteinander, die guten Gespräche und das Altvertraute gehen mir schwer ab", räumt sie ein. "Normalerweise wäre das noch Jahre gegangen, aber gesundheitlich geht es einfach nicht mehr. Ich hätte vielleicht meine Stundenzahl reduzieren können, aber so etwas wäre weder mein Wunsch gewesen noch wäre es meinen Gästen würdig gewesen – es ist doch nicht schön, wenn man ausgerechnet in der Kneipe auf die Uhr schauen muss", bedauert sie.

Ort des Geschehens

Wie es mit der gepachteten Räumlichkeit weitergehe, sei noch offen. Die Frage nach einem eigenen Gastro-Comeback – wie Moni Vollmann es im Januar 2014 mit ihrer "kleinen Kneipe" gefeiert hatte, nachdem sie im Jahr zuvor den "Löffler" aufgegeben hatte – stellt sich unterdessen kaum: "Mit ganz großer Wahrscheinlichkeit wird es keine Rückkehr an den Tresen für mich geben. Sonst hätte ich meine ,kleine Kneipe’ noch weiter betrieben – eigentlich wollte ich ja auch noch längst nicht aufhören!", betont sie zum Abschied und dankt allen ihren Gästen für die jahrzehntelange Treue: "Für uns alle endet am 30. Juli eine ganz besondere Zeit!"

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