Wehrbrücken-Sanierung

Hirschhorn muss lange ohne Neckarquerung leben

Die Sanierung der Wehrbrücke beginnt am 25. Juli und ist bis Juni 2024 mit langwierigen Voll- und Teilsperrungen verbunden.

21.06.2022 UPDATE: 22.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Noch kann die Hirschhorner Wehrbrücke einseitig und per Ampelregelung befahren werden. Ab 27. Juli ist die Verbindung acht Monate lang endgültig dicht. Foto: Marcus Deschner

Von Marcus Deschner

Hirschhorn. Die seit langem angekündigte Sanierung der Wehrbrücke mit einhergehender Vollsperrung über einen Zeitraum von acht Monaten für jeglichen Kraftfahrzeugverkehr beschäftigt die Hirschhorner. Im Vorfeld waren sogar fünf Vollsperrungen mit einer Dauer von je sechs Wochen vorgesehen. Nachdem der Beginn der Maßnahme mehrfach verschoben wurde, soll es nun Ende Juli ernst werden.

Deshalb fand am Montagabend im Bürgersaal eine Informationsveranstaltung statt, in der Arno Krämer, Fachdezernent Bau bei Hessen Mobil sowie Projektleiter Stephan Köhler die Maßnahme näher vorstellten. Bürgermeister Oliver Berthold begrüßte zu der Veranstaltung, in deren Anschluss teils emotional diskutiert wurde.

Zahlreiche Bürger wollten sich im Bürgersaal über die Baumaßnahme informieren. Foto: Deschner

Die zweiteilige Wehr- und Schleusenbrücke, die aus insgesamt fünf Segmenten besteht, stamme aus den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, blickte Stephan Köhler in die Geschichte. 1979 seien neue Fahrbahnplatten aufgelegt worden. Während der Unterbau genietet worden sei, bestehe der Überbau aus geschweißten Teilen, die mittels Schrauben mit dem Tragwerk verbunden seien. "Seither wurde eigentlich nichts Großes mehr gemacht", erklärte der Bauingenieur.

Die sechs Meter Fahrbahnbreite der 163 Meter langen Neckarüberquerung seien recht schmal bei Instandsetzungsarbeiten. Starke Korrosion sei an manchen Stellen im Überbau im Laufe der Jahre aufgetreten. Besonders in den Bereichen, in denen durch den Schleusenbetrieb Gischt aufspritze. "Dort sind Teile derart verrostet, dass man die nicht einfach abstrahlen kann".

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Doch das sei längst nicht alles: Es gibt Schäden an der Fahrbahn, an Leitungsumhüllungen, Öffnungen an Fugen und Abdichtungen und weitere Mängel, die bei mehreren Begutachtungen entdeckt wurden. Zudem sei die seitliche Kammermauer im Schleusenbereich gerissen.

All dies gelte es nun zu sanieren, damit die Brücke für weitere mindestens 25 Jahre vom Straßenverkehr genutzt werden kann. Aus Gründen der Verkehrssicherheit und um die Arbeiter zu schützen, habe man die Instandsetzung der Pfeilerköpfe auf den Wehrpfeilern bereits 2021 vorgezogen. Ab dem 25. Juli gehe es nun an die eigentliche Maßnahme.

Laut Köhler müssen unter anderem zur Beseitigung der Spaltkorrosion an den Brückenträgern die Verstärkungsbleche ausgebaut und erneuert werden. Hunderte von Nieten müssten dabei aus den Hauptträgern der Stahlkonstruktion gelöst werden. Bevor die Hauptträger dann zerlegt werden könnten, müsse das jeweilige Segment und der Träger statisch über eine Hilfskonstruktion auf der Brücke entlastet werden. Dafür seien aufwendige Auswechsel- und Gerüstbauten erforderlich.

Das zig Tonnen schwere Hilfsgerüst wird am 26. und 27. Juli angeliefert und von einem Schwerlastkran eingehoben. Daher muss an beiden Tagen auch die Kreisstraße K3105 für Fahrzeugverkehr voll gesperrt werden.

Das Brückenbauwerk stehe zwar nicht unter Denkmalschutz, aber diese Behörde habe Hessen Mobil dennoch einige Auflagen gemacht. Beispielsweise, dass das äußere Erscheinungsbild erhalten bleiben muss. Was auch bedeutet, dass bei einem Neuanstrich des Geländers der bisherige Farbton erhalten bleibt.

"Fußgänger können die Baustelle jederzeit passieren", versicherte der Fachmann. Das gelte auch für Fahrradfahrer, die allerdings schieben müssten. Der dafür vorgesehene 1,50 Meter breite Streifen werde von der Baustelle durch einen mobilen Zaun abgegrenzt, da es bei den Arbeiten auch zu Funkenflug und anderen Gefahren kommen könne.

Ausschließlich für Ersheimer und Anlieferer mit Autos bis maximal 7,5 Tonnen Gesamtgewicht will Köhler die Notzufahrt von der Strombrücke West über Krautlache und Brentanostraße verstanden wissen. Alle anderen Verkehrsteilnehmer müssen die Umleitung über Moosbrunn voraussichtlich bis zum Frühjahr 2023 nutzen. Dann wird unter halbseitiger Sperrung nochmals bis Mai/Juni 2024 gearbeitet. Rund fünf Millionen Euro lässt sich der Kreis Bergstraße die Maßnahme kosten.

Ort des Geschehens

Laute Kritik gab’s an der Umleitung. Die sei schon wegen der engen Straße für große Lkw nicht geeignet. Nun soll geprüft werden, ob zumindest im Bereich "Baßgeige" eine Behelfsampel installiert werden kann.

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