Das Kino wird die Corona-Krise überstehen
Löwen-Lichtspiele sind momentan geschlossen, werden nach Corona aber definitiv wieder öffnen - Gutscheinaktion läuft weiter

Walldürn. (joc) Auch in Walldürn im Lichtspielhaus gingen vor ein paar Tagen (vorübergehend) die Lichter aus. Das Coronavirus trifft auch eine solch beliebte Freizeiteinrichtung wie das heimische Kino mit unerbittlicher Härte. Seit letzten Montag haben die Löwen-Lichtspiele in der Walldürner Fußgängerzone ihren Betrieb gezwungenermaßen eingestellt. "Vorübergehend geschlossen" heißt es auf der Homepage. Vorübergehend heißt in diesem Fall bis (mindestens) 19. April. So lange gilt die von der Landesregierung beschlossene Freizeitstättenverordnung im Krisenfall. Dass es unmittelbar danach schon wieder weitergehen kann, davon gehen nach jetziger Lage aber wohl nur die kühnsten Optimisten aus ...
Bleibt die Frage, wie das Walldürner Kino die lange Zeit der Tatenlosigkeit und der damit verbundenen Null-Einnahmen überbrücken und wegstecken kann. Es ist schon hart, wenn eine Firma über Nacht des einzigen Produkts ohne eigenes Verschulden beraubt wird. Die Rhein-Neckar-Zeitung sprach mit dem Betreiber Nenad Tomasinjak, der seit 2013 in Walldürn Kinochef ist und in Künzelsau noch ein weiteres Lichtspielhaus betreibt.
Tomasinjak: "Zunächst einmal finde ich es für die Kinofreunde bedauerlich, dass wir derzeit keine Filme anbieten können, aber Gesundheit geht natürlich vor. Das ist das höchste Gut, das stellen wir über alles andere. Zur wirtschaftlichen Situation: Ja, es ist in der Tat so, dass wir derzeit keinerlei Einnahmen haben. Alternativmodelle gibt es bei uns nicht, das Kino ist derzeit geschlossen, und wir haben keine Möglichkeit, auf andere Art mit dem Kino Geld zu verdienen. Da bleibt unter dem Strich, dass wir nun mal keinen Ertrag haben. Auf der anderen Seite sind die Kosten aber geblieben. Der Löwenanteil sind dabei Pacht und Personalkosten. Hinzu kommen Strom, Gas und Wasser."
Trotz der derzeit unbefriedigenden Einnahme-Ausgabesituation muss man sich um den Fortbestand des Walldürner Kinos aber keine Sorgen machen, wie Tomasinjak versichert: "Wir haben das Glück, dass wir in Walldürn eine schlanke Struktur haben. Ein kleines Kino mit einer kalkulierbaren Kostenstruktur. Da bin ich für die Zukunft sehr optimistisch. Wir haben in der Vergangenheit schon einige Krisen gemeistert. Da werden wir auch diese Durststrecke aushalten!"
Am meisten schmerzt Tomasinjak dabei die Situation seiner Mitarbeiter. "Wir haben bei den Löwen-Lichtspielen in Walldürn über 20 Mitarbeiter. Bis auf Theaterleiter Florian sind das alles keine Festangestellten, sondern Minijobber, aber einige von ihnen sind auf das Geld angewiesen. Sie bestreiten mit ihrem Minibudget ihren gesamten privaten Haushalt. Für sie müsste es in Deutschland rechtlich bessere und einheitliche Regelungen geben – gerade in einem Krisenfall wie diesem."
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Stellvertretend für sie ist Nenad Tomasinjak sehr froh über das Soforthilfepaket der Politik. "Ich fülle normalerweise sehr ungern Formulare aus, aber in diesem Fall tue ich es bereitwillig, damit meine Mitarbeiter schnell ihr Geld bekommen."
Tomasinjak freut sich in diesen ungemütlichen Zeiten über die vielen Solidaritätsbekundungen seiner Kunden: "Es melden sich viele regelmäßige Kinobesucher bei mir und drücken mir und meinem Team die Daumen. Alle betonen, dass sie nach der Coronakrise sofort wieder kommen werden. Und einige fragen auch, ob sie irgendwie finanziell helfen können. Wer das möchte, der kann online über unsere Homepage Kinogutscheine – zum Beispiel für das Osternest – zum Selbstausdrucken erwerben.
Dass das Kino allgemein eine wichtige Kultureinrichtung ist und unbedingt erhalten werden muss, das machte gestern auch der bekannte britisch-amerikanische Regisseur Christopher Nolan nochmals deutlich: "Lichtspielhäuser sind ein wichtiger Teil des sozialen Lebens!" In diesem Sinne plädiert er für rasche und unbürokratische Hilfe durch die Politik: "Es geht nicht um die Stars, sondern um die zig Tausende Mitarbeiter, Ticketverkäufer, Reinigungskräfte und Filmtechniker; aber natürlich auch um die wichtige Kulturstätte Kino, auf die wir einfach nicht verzichten möchten."
Mit großer Zuversicht blickt Nenad Tomasinjak nach vorne: "Es kann ja nicht ewig so weiter gehen, irgendwann – hoffentlich in naher Zukunft – wird die Medizin schon eine Lösung gegen Corona finden. Da bin ich guter Dinge! Und dann wird sich auch alles wieder normalisieren Und ich hoffe, dass die Leute dann auch wieder Spaß an ihrem Kino haben werden!"
Ein Hoffnungsträger für alle Kinobetreiber landauf und landab ist der neue Bond-Film, der im Herbst in die Kinos kommen wird. Er hat den bezeichnenden deutschen Titel: "Keine Zeit zu sterben" – auch das ist vielleicht in schweren Zeiten ein Mutmacher für die ganze Branche.
Info: "Wir kommen wieder, keine Frage": Mit diesem Slogan werben die Löwen-Lichtspiele Walldürn auch in Zeiten geschlossener Kinosäle für den Kauf von Gutscheinen. Diese können auch weiterhin online zum Selbstausdrucken hier auf der Homepage des Walldürner Kinos erworben werden.



