Unterkunft wurde Verwaltung

"Gebäude-Recycling" stärkt den Behördenstandort Buchen

Ehemalige Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge wurde als Verwaltungsgebäude des Landkreises seiner Bestimmung übergeben - Raumproblem in Buchen gelöst

19.07.2020 UPDATE: 20.07.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden
Landrat Dr. Achim Brötel, Bundestagsabgeordnete Nina Warken, Bürgermeister Roland Burger und Minister Peter Hauk freuten sich über die gelungene Gestaltung des neuen Verwaltungsgebäudes. Foto: Martin Bernhard

Buchen. (mb) Mit einer Feierstunde haben Vertreter des Landkreises und der Stadt Buchen am Freitagnachmittag ein neues Verwaltungsgebäude offiziell seiner neuen Bestimmung übergeben. In der ehemaligen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge arbeiten jetzt 60 Mitarbeiter des Landratsamts.

Landrat Dr. Achim Brötel blickte auf die Entstehungsgeschichte des Gebäudes zurück. Er erinnerte an die Flüchtlingskrise im September 2015. Innerhalb kürzester Zeit habe der Landkreis damals Unterkünfte für die geflüchteten Menschen schaffen müssen.

"Was dann folgte, war zweifellos eine der größten ehrenamtlichen Hilfsaktionen, die es im Neckar-Odenwald-Kreis gegeben hat", sagte Brötel. Lange Zeit habe der hiesige Landkreis – bezogen auf seine Einwohnerzahl – die meisten Flüchtlinge mehr aufgenommen, als er das hätte tun müssen.

In Buchen wurden auf dem Ringparkplatz Leichtbauhallen errichtet, um nicht Turnhallen belegen zu müssen. Die dort Untergebrachten sollten möglichst bald in ein richtiges Gebäude umziehen. Deshalb errichtete der Landkreis für vier Millionen Euro die Gemeinschaftsunterkunft in der Eberstadter Straße.

Bei der Planung und Bauausführung des Gebäudes sah man schon vor, dieses später als Verwaltungsgebäude umzuwidmen. So entstanden im Jahr 2016 zwei zweigeschossige Gebäude mit 9600 Kubikmeter umbautem Raum und 2150 Quadratmeter Nutzfläche.

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Als die letzten Flüchtlinge im Mai 2019 ausgezogen waren, widmete man sich dem Umbau. 390.000 Euro investierte der Landkreis nach den Worten von Brötel in das Gebäude selbst. Weitere 160.000 Euro gab er aus, um auf einem benachbarten Grundstück 45 Parkplätze zu schaffen.

Inzwischen verrichten in den 59 Büros 60 Mitarbeiter ihren Dienst. Außerdem verfügt das neue Verwaltungsgebäude über drei Besprechungsräume, einen Sozialraum und einen Laborbereich. Die Fachdienste Veterinärwesen, Ausländer- und Asylrecht sowie das Jugendamt sind darin untergebracht.

Dieser Umzug entschärfte die Situation in anderen Bereichen in Buchen. So wurden dringend benötigte Räume in der Helene-Weber-Schule frei, die in nächster Zeit zu Klassenräumen umgestaltet werden sollen. Aus Räumen im ehemaligen Schwesternwohnheim am Krankenhaus Buchen sollen dringend benötigte Einzelzimmerappartements für Ärzte und Krankenschwestern werden.

Brötel sieht nach diesem Umzug nur Gewinner: Die Landkreisverwaltung habe in Buchen ihr Raumproblem gelöst, die Helene-Weber-Schule ebenfalls, und die Stadt Buchen sei als Behördenstandort gestärkt worden. Er bedankte sich bei der Stadt für die gute Zusammenarbeit und bei allen am Umbau beteiligten Mitarbeitern und Firmen.

Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, freute sich ebenfalls über das gelungene "Gebäude-Recycling". Er hofft, dass sich nach der Corona-Krise die Finanzen der Kommunen nach oben entwickeln. So wolle der Bund den Kommunen die Gewerbesteuerausfälle zu 100 Prozent ersetzen. Das Land stelle diesen 2,5 Milliarden, der Bund 500 Millionen Euro zur Verfügung. Der Minister appellierte, weiter zu investieren. Er wünschte den Bediensteten in dem neuen Gebäude alles Gute.

"Aus der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge wurde das Verwaltungsgebäude B5", stellte Bürgermeister Roland Burger fest. Er erinnerte an die Einweihung der Flüchtlingsunterkunft vor vier Jahren. Der irakische Kurde, der damals sprach, arbeite heute als Taxifahrer in Buchen und spreche leidlich Deutsch. Derzeit lebten noch über 200 Flüchtlinge in Buchen, von denen über 40 Prozent einen Arbeitsplatz hätten.

"Der Bau der Gemeinschaftsunterkunft war eine richtige Entscheidung", stellte Burger fest. Er lobte die Arbeit des hiesigen "Arbeitskreises Asyl" sowie die städtische Integrationsarbeit. Ihnen sei es zu verdanken, dass "wirkliche Probleme ausgeblieben sind": Das zweite Gebäude ist an den Pflegedienst "Hand in Hand" vermietet. Nach der Nutzungsänderung sollen darin für ältere Menschen Plätze für betreutes Wohnen geschaffen werden. Außerdem dürfen die Mitglieder des Kleintierzüchtervereins einen Raum in dem neuen Verwaltungsgebäude bei Bedarf für Besprechungen und Versammlungen nutzen.

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