Trekking-Camps im Neckar-Odenwald-Kreis

"Es ist keine Sheriff-Position"

Mitten in der zweiten laufenden Saison ziehen zwei Betreuer ein positives Fazit der Camps.

29.08.2022 UPDATE: 29.08.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 16 Sekunden
Auch wenn die Feuerstelle (hier in Auerbach) momentan aufgrund der Waldbrandgefahr aus bleiben muss, haben die vier Trekking-Camps im Neckar-Odenwald-Kreis viel zu bieten. Das Angebot wird gerne von zahlreichen Nutzern angenommen. Foto: Naturpark Neckartal-Odenwald

Von Noemi Girgla

Neckar-Odenwald-Kreis. Die Zeltplätze gehen weg wie warme Semmeln – auch wenn warmes Essen dort momentan nicht möglich ist. Im März wurde die Buchungsplattform zur zweiten Saison der Trekking-Camps im Neckar-Odenwald-Kreis freigeschaltet, nach wenigen Tagen waren die Wochenenden an allen vier Orten ausgebucht. Das berichten Ralf Herkel und Ramona Klotz, die jeweils eins der Camps betreuen.

Doch die Hitze und Trockenheit fordern auch hier ihre Tribute. "Schon seit einer Weile kann in den Camps nicht mehr gekocht werden. Wir haben Gefahrenstufe vier im Waldbrandindex und schon ab Stufe drei gilt striktes Feuer- und Kochverbot", berichten die ehrenamtlichen Camp-Betreuer. Das gilt nicht nur für die Feuerstelle am Platz in Auerbach, auf die Ralf Herkel ein Auge hat. Auch in Wagenschwend, wo sowieso aufgrund der Lage nur mit Gas gekocht werden darf, herrscht derweil ein striktes Verbot.

"Die Nutzer sind aber darauf eingestellt", erzählt Ramona Klotz, die im Limbacher Ortsteil nach dem Rechten schaut. Bei der Buchung würde darauf hingewiesen. Trotzdem hat sie vorsichtshalber noch einmal Schilder angebracht. Eine Anekdote hat sich dann aber doch zugetragen. "Zwei Männer dachten, sie könnten in Wagenschwend einfach etwas essen gehen. Im Internet sind ja beide Lokale noch gelistet. Dass die aber schon lange geschlossen haben, war ihnen nicht klar." Die hungrige Suche endete mit einem etwas anderen Abendessen und einem geleerten Süßigkeitenautomaten.

Etwa drei- bis viermal die Woche schauen Herkel und Klotz nach den ihnen anvertrauten Plätzen. Als der Naturpark Neckartal-Odenwald das Projekt in Kooperation mit den jeweiligen Gemeinden auf dem Weg brachte, wurden beide angesprochen: Klotz von der Ortsvorsteherin, Herkel vom Bürgermeister. Beide waren prädestiniert, um nach den Camps zu schauen, und lieben ihre nicht mehr ganz so neue Aufgabe.

"Ich war schon mein Leben lang in der Natur und bin dieser sehr verbunden", meint Ralf Herkel, der schon einige Aufgaben für die Gemeinde übernommen hat. Ramona Klotz kennt das Gebiet, auf dem das Wagenschwender Trekking-Camp jetzt liegt, seit ihrer Kindheit. "Mein Grundstück grenzt daran an, und ich habe schon als Kind in der Hütte gespielt", erinnert sie sich gerne zurück.

Sie gibt zu, dass sie anfangs Bedenken gegenüber dem Projekt hatte. "Dann dachte ich, wenn ich selbst ein Auge darauf habe, liegt es auch ein Stück weit an mir, dass alles gut läuft", also sagte sie zu. Die Bedenken haben sich inzwischen gänzlich zerstreut. Die befürchtete Vermüllung blieb aus. Überhaupt laufe alles gut, berichten die Camp-Betreuer unisono. "Es ist so toll, dass es dieses Angebot jetzt gibt", schwärmt Ralf Herkel und erzählt, dass auch die Auerbacher Bevölkerung positiv darauf reagiere. "Die Trekker freuen sich meistens, wenn wir mal vorbeischauen", meint Ramona Klotz. Und wenn sich einer mal nicht freue, wisse man, dass man auf diesen Besucher etwas genauer aufpassen müsse.

Viel passiert ist jedoch noch nie. "Wir hatten mal eine Diskussion, dass keine Hängematten zwischen den Bäumen aufgehängt werden dürfen und einmal haben wir einen bemerkt, der Feuerholz sammelte, was in Wagenschwend nicht erlaubt ist", erzählt sie.

Als Camp-Betreuer sei man aber im Vorfeld bei einer Schulung gut darauf vorbereitet worden, wie man sich in solchen Situationen zu verhalten habe. "Da wurden alle Eventualitäten angesprochen", bestätigt auch Ralf Herkel. Wichtig sei, dass man zwar bestimmt auftrete, aber immer mit der erforderlichen Empathie und Sensibilität, schließlich sei man ja von der Gemeinde beauftragt und habe auch rechtliche Befugnisse. "Es ist ja keine Sheriff-Position", betont Klotz.

Was man für den ehrenamtlichen Job als Camp-Betreuer mitbringen sollte? Vor allem Spaß daran. "Man sollte extrovertiert sein, auf Leute zugehen können und einen Blick für die Natur sowie Respekt vor ihr haben", sind sich Herkel und Klotz einig. Ein bisschen Zeit müsse man zudem erübrigen können. "Es ist aber nicht so, dass das als Berufstätiger nicht machbar wäre", weiß Klotz aus Erfahrung.

Zu den Aufgaben der Betreuenden gehören vor allen ein kritischer Blick auf das Camp und die dazugehörige Checkliste. "Wir füllen die Ausstattung des Platzes immer wieder auf. Sägespäne für die Toiletten, Desinfektionsmittel, prüfen die Materialien, fixieren Schrauben oder Nägel, achten darauf, dass keine Bäume umgesägt werden und schauen, ob sich die Trekker an die Regeln halten", beschreibt Herkel seine Tätigkeit.

Klotz überprüft zudem noch die Hütte, die in Wagenschwend zum Camp gehört. "Neulich dachte ich, da sei ein Wespennest. Als ich es dann überprüft habe, schauten mir aber zwei große Augen entgegen. Ich hatte den Siebenschläfer wohl geweckt." Der nicht-zahlende Gast ward seither nicht mehr gesehen. Zu groß schien seine Empörung ob der Inspektion.

Einen Wunsch hätten Herkel und Klotz dennoch: "Wir beobachten, dass einige Wanderer ihre Buchungen momentan nicht wahrnehmen. Vermutlich ist es ihnen einfach zu heiß für lange Touren. Storniert wird aber kaum, was schade ist. So bekommt kein anderer die Chance, die schönen Plätze in dem Zeitfenster zu nutzen", berichten sie.

Wenn aber keiner da ist, nehmen Ralf Herkel und Ramona Klotz durchaus auch selbst mal eine kleine Auszeit an "ihren" Plätzen. Denn hier sei es ruhig und friedlich. Bei der abendlichen Runde komme man auch selbst runter. Und so definieren sie ihre Aufgabe: Die Plätze so zu versorgen, dass man sich auch selbst wohlfühlt.

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