Eberbach punktet mit Natur, Kultur und Neckarsteig
Neckarsteig lockt mehr Wanderer an - Jugendzeltplatz ist heiß begehrt - Neckar soll künftig mehr in den Fokus rücken

Eberbach liegt idyllisch. Foto: Peter Bayer
Von Peter Bayer
Eberbach. Natur und Kultur - davon gibt es in Eberbach reichlich. Und mit diesen Pfründen kann die Stadt im Wettstreit um Touristen trefflich und erfolgreich wuchern. Sie bietet den Gästen aktiven Urlaub mit Radeln, Wandern, Schwimmen und Kultur. Angebote, die immer öfter wahrgenommen werden und mehr Besucher in die Stadt am Neckar locken, sagt Tobias Soldner, Leiter des Ressorts Kultur-Tourismus-Stadtinformation (KTS).
Auch wenn die Tourismussaison bereits Anfang April beginnt, wundert es bei so viel Angeboten "rund um die Natur" nicht, dass die meisten Touristen in den Sommermonaten nach Eberbach kommen. Ein großes Plus ist dabei die Anbindung an die S-Bahn. "Gruppen, die ein verlängertes Wochenende Urlaub machen, schlagen ihr Quartier bewusst in Eberbach auf und fahren dann mit der Bahn etwa nach Heidelberg", sagt KTS-Mitarbeiter Bernhard Walter. Neben Wandern oder Radfahren ist auch ein Besuch des Freibads für Urlauber in dieser Zeit interessant.
Bei den meisten Gästen handelt es sich um Tages- oder Wochenendtouristen mittleren Alters, weniger um Familien, weiß Soldner. "In der gesamten Metropolregion sind 90 Prozent Tagestouristen." Eberbach bilde hier keine Ausnahme. Am längsten würden die Camper in Eberbach verweilen. Hier habe die Übernachtungsdauer prozentual zugelegt.
Bedingt durch den Neckarsteig ist in den vergangenen Jahren aber auch im Herbst ein leichter Anstieg von Wanderern zu spüren - verbunden mit mehr Übernachtungen. "Leute mit kleinem Geldbeutel finden hier ebenso etwas wie jene, die ihren Aufenthalt noch mit etwas Wellness verbinden wollen", sagt Soldner. Wie sich das exakt in Übernachtungszahlen niederschlägt, kann er allerdings nicht sagen. Die Statistik ist nur von Betrieben mit mehr als zehn Betten vorhanden, wovon es in Eberbach nur vier gibt: Altes Badhaus, Hotel zum Karpfen, Hotel Krone Post und Linde. Die Besitzer der insgesamt 36 Ferienwohnungen oder die vier Privatvermieter müssen keine Zahlen melden.
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Exakte Zahlen gibt es hingegen vom Jugendzeltplatz, der sehr gut angenommen wird. Obwohl er nur von 1. April bis 31. Oktober offen ist, zählte man bei KTS im vergangenen Jahr erstmals über 4000 Übernachtungen bei 1098 Personen. Drei Jahre zuvor waren es nach 904 Personen mit 2456 Übernachtungen. Dass bereits bis ins Jahr 2023 Anfragen vorhanden sind, unterstreicht die Attraktivität des Zeltplatzes gerade bei Jüngeren.
Gut ausgelastet sind von April bis Oktober die sieben Fremdenführer. Jeweils samstags, aber auch auf Anfrage, zeigen sie Gästen wie Einheimischen die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Im vorigen Jahr insgesamt 181 Mal. "Der Altstadtrundgang kommt sehr gut an", sagt Soldner. Kostenfreie Führungen für Schulklassen gab es zudem doppelt so viele wie 2016.
Doch nicht nur die Natur "zieht", auch die kulturellen Veranstaltungen bringen Besucher nach Eberbach. Zu den Jazztagen im März waren viele Musikfans von außerhalb Eberbachs gekommen, hat Soldner beobachtet.
Es sind auch die größeren, zum Teil jährlich stattfindenden Veranstaltungen, die Leben in die Stadt bringen. Etwa der Naturparkmarkt (15. April), der Eberbacher Frühling (11. bis 13. Mai), die Sternfahrt (30. Mai bis 3. Juni), der Lebendige Neckar (17. Juni), das Drei-Länder-Radevent (3. August) und natürlich der Kuckucksmarkt (24. bis 28. August).
Um möglichst viele Touristen nach Eberbach zu locken, haben die Mitarbeiter des Ressorts KTS kräftig die Werbetrommel gerührt. So wird ganzjährig regional und überregional in Printmedien geworben, ebenso im Internet und in Fachmagazinen für Wandern, Busreisen und Radprospekten, aber auch über Verbände wie die Touristikgemeinschaft Odenwald, die Romantischen Vier oder die Burgenlandschaft. Ein gutes Werbemittel sind auch die insgesamt acht Broschüren. Rund 1000 Exemplare werden jedes Jahr auf Anfrage verschickt.
Bei all dem, was in Eberbach für Touristen geboten wird, gibt es natürlich noch Nachholbedarf, ließe sich das Angebot noch ausbauen. So fehlen vor allem für Familien im Sommer bei Regen entsprechende Angebote, etwa ein Indoor-Spielplatz wie in Buchen. Ein solcher fehlt allerdings auf der ganzen Neckartalschiene. Als "großes Versäumnis" bezeichnet der KTS-Leiter den Verzicht auf einen Steg über den Neckar. Der hätte zum Wohlgefühl beigetragen, ist er überzeugt: "Man bekommt einen ganz anderen Eindruck von der Stadt beim Gang über einen Steg".
Doch Soldner vermisst noch etwas. "Wir liegen am europäischen Radwanderweg, dem Neckartal-Radweg, und haben kein Radgeschäft, das während der normalen Geschäftszeiten offen hat, nur am Feierabend", bedauert er. Soldner kann sich gut vorstellen, vermehrt in E-Bikes einzusteigen. Auch wolle man den Neckar erlebbarer machen, ihn mehr in den Fokus rücken. Schließlich kommen viele Tagestouristen über den Fluss nach Eberbach, im vorigen Jahr knapp 8000. Immerhin 76 Mal legten die acht großen Schiffe, die Eberbach regelmäßig anfahren, am Neckarlauer an. Nicht nur große, auch kleine Schiffe sind willkommen. Für Sportboote gibt es seit einiger Zeit am Lauer auch eine Anlegestelle.
Von den Touristen profitiert nicht nur der Handel, die Gastronomie und Hotellerie, der Campingpark und das Schwimmbad oder die Stadt durch Steuereinnahmen, sondern auch die Bürger. Letztere zwar nicht finanziell, aber "gefüllte Straßen tragen zu positivem Wahrnehmen bei", ist der KTS-Leiter überzeugt.



