Tierpark "Hasenwald" in Buchen-Hettingen

Gedankenlose Fütterung durch Besucher wurde zum Problem

Besitzerin Naomi Semma hat Esel Caruso aus dem "Hasenwald" abtransportiert und ihn auf dem Hof Schönit untergebracht

22.08.2017 UPDATE: 23.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 55 Sekunden

Semma-Esel Caruso (Mitte) befindet sich nun auf dem Hof Schönit, wo das 18-jährige Tier mit Artgenossen gehalten wird. Foto: Semma

Von Tanja Radan

Buchen-Hettingen. Wo ist Esel Caruso? Diese Frage werden sich so manche Besucher des Tierparks "Hasenwald" stellen. "Wir haben uns entschlossen, für unseren Esel ein neues Zuhause zu suchen", berichtet Naomi Semma, die Besitzerin des bekannten Semma-Esels, der rund sechs Jahre im "Hasenwald" untergebracht war, im Gespräch mit der RNZ. "Caruso wird im Tierpark nicht artgerecht gehalten", meint Naomi Semma.

Eine tierärztliche Untersuchung habe ergeben, dass Caruso fettleibig sei. Die Fettleibigkeit sei durch Fehlfütterung zustande gekommen und könne Folgeerkrankungen nach sich ziehen. "Die Mitglieder des Hettinger Vogelfreundevereins, die für die Pflege der Tiere zuständig sind, haben dem Esel Heu gefüttert, was auch korrekt ist. Jedoch wurde Caruso von Besuchern auch mit trockenen Nudeln, Toast und altem Brot gefüttert", sagt Semma. Sie kritisiert, dass am Gehege seit dem Beginn der Umbaumaßnahmen im Rahmen der Tierpark-Sanierung keine Schilder mit Futterhinweisen für die Besucher mehr angebracht seien.

Hans Hauk vom Vogelfreundeverein kennt das Problem, dass Besucher die Tiere mit nicht artgerechtem Futter füttern: "Wir füttern die Tiere ausschließlich artgerecht. Jedoch können wir im frei zugänglichen Tierpark nicht verhindern, dass die Besucher die Tiere mit mitgebrachtem Brot füttern. Es ist nicht möglich, das zu überwachen." Auch Pferdebesitzer, die ihre Pferde auf Koppeln halten, seien von diesem Problem betroffen: "Pferdebesitzer berichten mir immer wieder, dass ihre Tiere von Spaziergängern fett gefüttert werden", so Hauk. Der Vorsitzende hat zudem die ärgerliche Erfahrung gemacht, dass die Hinweisschilder, die wegen der Umbauarbeiten nur vorübergehend aus dem "Hasenwald" entfernt worden seien, ignoriert würden. "Schilder halten einige Besucher leider nicht vom Füttern ab", weiß Hauk.

Problematisch sei, sagt Semma, auch, dass Caruso im "Hasenwald" keinen Artgenossen hatte: Esel, die nicht mit anderen Eseln zusammenleben, leiden.

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Hier sieht sich der Vogelfreundeverein nicht in der Pflicht: "Wir sind als Verein nicht in der Lage, einen zweiten Esel zu kaufen." Die Vogelfreunde hätten sich vor sechs Jahren bereit erklärt, Caruso aufzunehmen, und bereits damals sei klar gewesen, dass der Esel mit Ponys gehalten werden würde, erläutert Hauk. "Die Besitzerin hat sich damals nicht daran gestört, dass Caruso keinen Artgenossen hatte." Der Vorsitzende hätte sich zudem grundsätzlich mehr Interesse seitens der Besitzerin gewünscht: "Zeitweise schaute niemand nach dem Esel."

Naomi Semma bemängelt weiter, dass der übergewichtige Caruso im Tierpark zu wenig Bewegung erhalte. "Als Caruso vor sechs Jahren im ,Hasenwald’ untergestellt wurde, gingen Mitglieder und Helfer des Vogelfreundevereins mit ihm spazieren. Seit einigen Jahren ist das nicht mehr möglich, weil es nicht mehr genug Ehrenamtliche gibt", sagt Semma. Die wenigen Helfer seien mit der Pflege der Tiere völlig überfordert. "Hilfsangebote haben die Vogelfreunde jedoch abgelehnt", so Semma.

Seit einiger Zeit suchen auch Besucher des Tierparks das Gasthaus "Hasenwald" auf, das vom Tierpark unabhängig betrieben wird, um die Wirtsleute Caroline Semma und Wolfgang Katz auf sich verschlechternde Bedingungen im Park hinzuweisen. Diese Hinweise geben die Gasthauspächter dann an die Stadt Buchen und den Verein weiter.

"Der Hasenwald ist ein seit Jahrzehnten beliebtes Ausflugsziel vor allem für Familien mit Kindern. Vor diesem Hintergrund haben wir die Leader-Förderung beantragt, auf deren Grundlage wir rund 400.000 Euro in die Modernisierung des Tierparks stecken", erläutert Beigeordneter Thorsten Weber auf Anfrage der RNZ. Er führt aus: "Die Modernisierung dient auch der Arbeitserleichterung für die Mitglieder der Vogelfreunde, die seit Jahrzehnten an 365 Tagen im Jahr ehrenamtlich die Versorgung der Tiere sicherstellen - ein Engagement, vor dem man nur den Hut ziehen kann."

Ehrenamtliche Arbeit habe, so der Beigeordnete, aber auch ihre Grenzen und könne oft nicht die Standards einhalten, die ein professionell von gut bezahlten Fachleuten geführter Zoo ganz selbstverständlich vorweist. "Wir sind seit Monaten in die Problematik involviert", sagt Weber. Beschwerden würden nach ihrer Thematik sortiert: Fragen der Verkehrssicherheit oder der Beschilderung werden von der Stadt Buchen als zuständiger Behörde abgearbeitet.

"Um Probleme in der Tierhaltung kümmert sich der Verein. Allerdings sind wir auch hier im engen Gespräch, um zum einen das Tierwohl zu gewährleisten, zum anderen aber die wertvolle Arbeit der Ehrenamtlichen zu erhalten", unterstreicht Thorsten Weber und blickt in die Zukunft: "Wir hoffen sehr, dass uns das in Zusammenarbeit mit und dem Verständnis von Frau Semma und den Beschwerdeführern gelingt und die Tiere im dann neu gestalteten Hasenwald eine gute Zukunft und weiterhin viele frohe Besucher haben werden."

Naomi Semma entschloss sich vor einigen Wochen, den Esel aus dem "Hasenwald" wegzubringen. Sie hielt nach einem Ort Ausschau, an dem Caruso mit mehreren Eseln zusammenleben kann. Fündig wurde sie bei Melanie Schönit. Auf dem Schönitshof in Buchen sind bereits zwei Esel untergebracht. Das Gehege auf dem Hof teilt sich der Semma-Esel mit den Eseln und zwei Ziegen.

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