Plus Stadtwerke Buchen

"Jede Kilowattstunde zählt" - Per Gewinnspiel Gas sparen

Mit einem Gewinnspiel wollen die Buchener Stadtwerke ihren Kunden einen besonderen Anreiz geben, mehr Gas zu sparen.

01.07.2022 UPDATE: 02.07.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 37 Sekunden
Andreas Stein (l.) und Matthias Gruber in der „Kommandozentrale“ der Gasversorgung der Buchener Stadtwerke. Foto: Rüdiger Busch
Interview
Interview
Andreas Stein (o.) und Matthias Gruber
Geschäftsführer der Stadtwerke Buchen

Von Rüdiger Busch

Buchen. Russland hat seine Gaslieferungen gedrosselt: Der Füllstand der deutschen Gasspeicher liegt aktuell bei rund 60 Prozent. Bis November sollen 90 Prozent erreicht werden, damit Deutschland gut durch den Winter kommt. Um dieses Ziel zu erreichen, sind nicht nur Politik und Wirtschaft gefordert, sondern auch die Bürger: Jeder einzelne Gaskunde kann durch sein Verhalten einen kleinen Teil beitragen. Darauf möchten die Stadtwerke Buchen mit einer besonderen Aktion hinweisen: Wer Gas spart, kann mit etwas Glück einen von 50 Stromgutscheinen im Wert von 50 Euro gewinnen. Wir haben uns darüber mit den Geschäftsführern Matthias Gruber und Andreas Stein unterhalten.


So machen Sie mit

> Mit der Aktion "Natürlich spare ich Erdgas" möchten die Stadtwerke Buchen ihre Gaskunden dazu animieren, ihren Gasverbrauch zu senken. Laut Schätzungen des Umweltbundesamtes würden alleine eine um zwei Grad niedrigere Raumtemperatur und der Einbau von Spar-Duschköpfen dafür sorgen, dass zehn Prozent des aus Russland importierten Erdgases eingespart werden könnten.

> Um einen besonderen Anreiz zu schaffen, verlosen die Stadtwerke unter den erfolgreichen "Gassparern" 50 Stromgutscheine im Wert von je 50 Euro.

Auch interessant
: Hintergrund Gas Buchen

> Wer teilnehmen möchte, meldet sich bis 1. Oktober bei den Stadtwerken an (E-Mail an herold@stadtwerke-buchen.de). Anfang 2023 vergleichen die Stadtwerke dann bei allen Teilnehmern den aktuellen Gasverbrauch mit dem Verbrauch im Jahr 2021. Wer gegenüber dem Vorjahr 15 Prozent Erdgas eingespart hat, kommt automatisch in den Topf der möglichen Gewinner. Sollten mehr als 50 Teilnehmer die Einsparung von 15 Prozent erreicht haben, entscheidet das Los.


Wie sind Sie auf die Idee für die Kampagne gekommen?

Stein: Wir haben uns schon gleich zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine Gedanken gemacht, welche Auswirkungen ein Krieg und einhergehende Sanktionen auf die Gasversorgung haben könnten. Deshalb haben wir als einer der ersten Bäderbetreiber die Temperatur im Hallenbad gesenkt und das Freibad später in Betrieb genommen, um den Gasverbrauch zu senken. Parallel haben wir uns überlegt, wie wir den Kunden zum Sparen motivieren können. Deshalb schaffen wir mit dem Gewinnspiel einen zusätzlichen Anreiz.

Als Unternehmen verdienen Sie aber daran, wenn die Menschen Gas verbrauchen. Ist das ein Widerspruch?

Gruber: Nein, da gibt es überhaupt keinen Zielkonflikt. Im Gegenteil: Wenn es uns gelingt, den Gasverbrauch zu senken, gibt es nur Gewinner. Die Kunden schonen ihren Geldbeutel, sie tun etwas für den Klimaschutz und sie setzen ein deutliches Zeichen der Solidarität mit der deutschen Industrie. Wenn der Wirtschaft, die zwei Corona-Jahre hinter sich hat, im Herbst der Gashahn zugedreht wird, dann fahren wir hier in Deutschland gegen die Wand. Die Folgen wären fatal, wenn beispielsweise die BASF nicht mehr produzieren könnte. Und zudem ist mir ein weiterer Aspekt wichtig: Jetzt Gas zu sparen ist auch ein politisches Statement. Wir befinden uns in einem Machtkampf mit Wladimir Putin. Wir sollten ihm zeigen, dass wir uns nicht gleich in die Knie zwingen lassen, nur weil wir die Heizung runterdrehen müssen.

Hintergrund

> Alarmstufe ausgerufen: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat am 23. Juni die zweite von drei Stufen des Notfallplan Gas ausgerufen, die sogenannte Alarmstufe. Grund für die Ausrufung der Alarmstufe ist die seit dem 14. Juni bestehende Kürzung der

[+] Lesen Sie mehr

> Alarmstufe ausgerufen: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat am 23. Juni die zweite von drei Stufen des Notfallplan Gas ausgerufen, die sogenannte Alarmstufe. Grund für die Ausrufung der Alarmstufe ist die seit dem 14. Juni bestehende Kürzung der Gaslieferungen aus Russland und das weiterhin hohe Preisniveau am Gasmarkt.

> Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist weiter gewährleistet. Es lässt sich aber derzeit noch nicht abschätzen, wie lange die Versorgung ohne größere Eingriffe nahezu im Normalzustand weiterlaufen kann. In jedem Fall sind Haushaltskunden und Einrichtungen wie beispielsweise Krankenhäuser durch gesetzliche Bestimmungen besonders geschützt. Mit der jetzt ausgerufenen Alarmstufe wird die Beobachtung intensiviert und das Signal verstärkt, dass der Verbrauch aus Vorsorgegründen reduziert werden soll.

> Können Versorger jetzt einfach die Preise erhöhen? Preisänderungen sind unabhängig von der Ausrufung der Alarmstufe grundsätzlich möglich. Das Energiesicherungsgesetz (EnSiG) enthält ein außerordentliches gesetzliches Preisanpassungsrecht. Die Anwendung des Preisanpassungsrechts setzt voraus, dass sowohl das Bundeswirtschaftsministerium die Alarmstufe ausruft als auch die Bundesnetzagentur eine Gasmangellage feststellt. Letzteres ist bisher nicht erfolgt, so dass das Recht zur Preiserhöhung nach § 24 EnSiG bisher nicht anwendbar ist. rüb

[-] Weniger anzeigen

Wie lässt sich am einfachsten Gas sparen?

Stein: Zunächst einmal muss jeder selbst entscheiden, wo er am ehesten ansetzen möchte – wir können und wollen niemanden bevormunden. Aber die gängigen Tipps haben natürlich Gültigkeit: die Heizung etwas runterdrehen und das Warmwasser kürzer laufen lassen – das bringt schon einiges. Es gibt viele Möglichkeiten, sein Verhalten anzupassen: So kann man in der Übergangszeit darauf verzichten, die Heizung schon anzuschalten. Stattdessen heizt man, falls vorhanden, alternativ beispielsweise über den Kaminofen nur das Wohnzimmer mit Holz.

Gruber: Die Warmwasserzirkulation abzustellen, bringt in Altbauten möglicherweise auch eine spürbare Einsparung. Was vielen gar nicht bewusst ist: Das Gas, das wir jetzt sparen, steht uns im Winter eins zu eins zur Verfügung, da das jetzt gesparte Gas in die Erdgasspeicher gehen kann. Deshalb lohnt es sich wirklich, nach Einsparpotential zu suchen.

Auf welche Preisentwicklung wird sich der Kunde in den nächsten Monaten einstellen müssen?

Gruber: Wir haben bereits jetzt den Preis in kleinen Schritten erhöht – seit Ende 2021 insgesamt um 60 Prozent. Der Börsenpreis hat sich aktuell im Vergleich zu vor drei Jahren versiebenfacht. Generell gibt es die Prognose von Experten, dass die Heizkosten 2023 doppelt so hoch sein werden wie vor der Krise. Wie sich die Preise aber entwickeln werden, wenn es tatsächlich zu einem echten Engpass kommt, lässt sich nicht vorhersagen. Ab 2024 sagen Fachleute aber eine Entspannung voraus, weil es bis dahin ausreichend Alternativen geben sollte.

Was raten Sie Kunden, die eine Gasheizung haben? Sollen sie so schnell wie möglich umrüsten, wenn sie die Mittel dafür haben?

Stein: Nein, Schnellschüsse wären in der jetzigen Situation die schlechteste Lösung. Wenn die Heizung defekt ist und sowieso eine Investition ansteht, dann sollte man darüber nachdenken. Aber jeder muss für sich das ideale Konzept finden, und da ist vorab eine Energieberatung zu empfehlen. Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Ratsam ist die regelmäßige Wartung mit einem hydraulischen Abgleich.

Gruber: Genau: Wenn jetzt jeder auf Wärmepumpe umsteigt, haben wir spätestens im Januar eine Stromkrise, dann reicht der Strom nicht aus. Wer jetzt sein ungedämmtes Haus isoliert, liegt in jedem Fall richtig – egal welches Heizsystem er später einsetzt. Gerade für eine Wärmepumpe ist ein hoher Dammstandard die Voraussetzung.

Stein: Eines sollte man auch nicht vergessen: Gas ist trotz der aktuellen Situation kein Auslaufmodell. Durch das Beimengen von Wasserstoff kann das Gasnetz zu einem Energiespeicher werden und eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen.

Wie viel Gas vertreiben die Stadtwerke im Jahr, und wie sieht die Entwicklung der letzten Jahre aus?

Gruber: Die Zahl der Kunden ist relativ konstant und zwischen 2016 und 2021 sogar leicht gestiegen: von 3004 auf 3138. Auch beim Verbrauch gab es in diesem Zeitraum einen Zuwachs: von 97 auf 114 Millionen Kilowattstunden. Wir hatten zuletzt immer noch deutlich mehr Umstellungen von Heizöl auf Gas als Stilllegungen von Gasheizungen.

Welches Einsparpotenzial sehen Sie insgesamt in der Aktion?

Stein: Wir haben uns keine Marge als Ziel gesetzt. Jede Kilowattstunde zählt!

Dieser Artikel wurde geschrieben von:
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.