Was passiert im Katastrophenfall?
Wie gut der Hochwasserschutz in ihrer Gemeinde ist, wollte im Rat ein Haagerin wissen.

Von Marcus Deschner
Schönbrunn. Unter dem Eindruck der schrecklichen Flutereignisse im Ahrtal fragte in der jüngsten Gemeinderatssitzung eine Bürgerin, wie es um die Katastrophenschutzlage in Haag bestellt sei. "Gibt’s außer Sirenen auch noch andere Alarmierungsmöglichkeiten?", wollte sie wissen. "Nur die üblichen Apps", antwortete Bürgermeister Jan Frey. Man sei gerade dabei, mit der Feuerwehr weitere Möglichkeiten auszuloten. Außer den gemeindlichen Regenüberlaufbecken habe man keine Rückhaltemöglichkeiten. Abgesehen von dem Regenüberlaufbecken (RÜB) hinter Haag in Richtung Waldwimmersbach. "Das ist unser Hochwasserschutz". Das sei aber doch hinter Haag, bohrte die Frau nach. "Da fließt das Wasser auch hin", erklärte Frey.
Wie genau der teilweise verdolte Lauf des Lobbachs im Haager Ortsetter ist, soll das Bauamt klären. Und einen hundertprozentigen Hochwasserschutz könne man nicht gewährleisten, betonte der Bürgermeister: "Das ist leider so".
Das Rückhaltebecken wurde vom Zweckverband Hochwasserschutz Einzugsbereich Elsenz und Schwarzbach gebaut und 2003 in Betrieb genommen. Es kostete 640 000 Euro, die zu 70 Prozent vom Land gefördert wurden und hat ein Rückhaltevolumen von 5 400 Kubikmetern. Der Damm ist 74 Meter lang, 36 breit und maximal 3,7 Meter hoch. Maximale Einstaufläche: 3 700 Quadratmeter. Der Wasserabfluss bei einem hundertjährigen Hochwasserereignis betrug vor Errichtung der Anlage 10,4 Kubikmeter je Sekunde, jetzt 4,6 Kubikmeter.
Wie Bauamtsleiter Karl Wilhelm auf Nachfrage erläuterte, musste die Gemeinde für diese Rückhaltung kein Geld bezahlen. Zwar liege das Becken auf Schönbrunner Gemarkung. Da der Zweckverband seinerzeit aber keine Notwendigkeit für andere Stauhaltungen zum Schutze der fünf Ortsteile gesehen habe, sei man diesem auch nicht beigetreten. Für die Dörfer gebe es keine speziellen Hochwasserschutzmaßnahmen, da das Wasser aufgrund der Höhenlagen recht schnell abfließe. Nur ein einziges Mal in den vergangenen knapp 20 Jahren habe er beobachtet, dass sich auf dem Gelände ein Wasserspiegel aufstaute. Doch die Lage sei nicht kritisch, die daneben vorbeiführende Straße längst nicht von Überschwemmung bedroht gewesen. Ansonsten beweiden das Gelände des Beckens Schafe und Ziegen. Wilhelm ist überzeugt, dass bei Wassergewalten wie im Ahrtal auch die besten Rückhaltungen hierzulande nichts nützen: "Da brechen dann die Dämme".



