Unterdielbach und Lindach müssen genug Verträge zusammen bekommen"
Unterdielbach und Lindach will Firma Overturn schnelles Internet via Telefonnetz und Funk bringen

Unterdielbach/Lindach (fhs) In dieser Woche sind Werber des Unternehmens Overturn im Stadtteil Unterdielbach unterwegs. Sie versuchen, möglichst 50 oder mehr der insgesamt 83 Haushalte für einen Vertragsabschluss zum schnellen Internet zu gewinnen. Während dieses Unternehmen seine Vorarbeiten dafür und die Prüfungserfordernisse seitens der Eberbacher Stadtverwaltung weitestgehend abgeschlossen hat, wirbt auch das im angrenzenden Neckar-Odenwald-Kreis aktive Konkurrenzunternehmen BBV ebenfalls um Anschlussverträge der Unterdielbacher.
Der Ausbau der Datenübertragungsstruktur in der Stadt Eberbach geschieht im Rahmen des Zweckverbandes fibernet r-n (Rhein-Neckar). Der Ausbau in Eberbach und da in eher aufwendig zu erschließenden Stadtteilen wird nach den Ablaufplänen noch Jahre auf sich warten lassen. Daher kam der Stadtverwaltung die Bereitschaft des privatwirtschaftlich tätigen Unternehmens Overturn Technologies GmbH aus Freising gerade recht: Geschäftsführer Andreas Westermaier erläutert, dass seine Firma in Unterdielbach beabsichtige, über bestehende Telekomleitungen den Bürgern das schnelle Internet zu bringen. Dazu versorge das Unternehmen mit Richtfunk und Übergabe in die Telekom-Anschlüsse "an der Bordsteinkante" (FTTC) die Vertragspartner im ersten Schritt mit einer Übertragungsleistung von 100 MBit, was sich mit "Supervectoring" auf bis zu 500 MBit ausbauen lasse. Westermaier: "Wir sind im Prinzip baubereit."
Hintergrund
> Kupferkoaxialkabel: . Elektrische Leiter wie etwa Telefonkabel bestehen meist aus Kupfer. Um einen Innenleiter liegt einen hohlzylindrischen Außenleiter umgeben ist. Der Außenleiter schirmt den Innenleiter vor Störstrahlung
> Kupferkoaxialkabel: . Elektrische Leiter wie etwa Telefonkabel bestehen meist aus Kupfer. Um einen Innenleiter liegt einen hohlzylindrischen Außenleiter umgeben ist. Der Außenleiter schirmt den Innenleiter vor Störstrahlung ab.
> Glasfasern übertragen als Lichtwellenleiter optisch Daten. Gegegenüber elektrischer Übertragung ist eine erheblich höhere maximale Bandbreite möglich und es können mehr Information pro Zeiteinheit übertragen werden. Das Signal ist zudem unempfindlich gegenüber elektrischen und magnetischen Störfeldern.
> "Vectoring" ist ein Verfahren, das elektromagnetische Störungen aus Kupferleitungen filtert und so die Qualität der Verbindung verbessert.
> FTTC: "Fiber to the Curb" bedeutet "Glasfaser bis zum Verteilerkasten" (am Straßenrand).
> FTTB: "Fiber to the Building" bringt Glasfaser direkt bis ins Gebäude.
> FTTH: "Fiber to the Home" verteiltdas Signal sogar bis in die einzelnen Wohneinheiten. (fhs)
Für den Anschluss seien keine Umbaumaßnahmen im Haus und auf den Grundstücken erforderlich, so Westermaier. Über Details informierten die Unternehmensmitarbeiter Ute Bickle und Rainer Wolf diese Woche die Bürger, es gibt ein Plakat und Flyer mit den Angeboten der Firma. Dies soll später auch im Stadtteil Lindach so erfolgen.
In Unterdielbach setzt sich Bezirksbeiratsvorsitzender Andreas Meier schon seit seinem Zuzug ins Elternhaus seiner Frau 2015 für einen besseren Internetanschluss des Dorfs ein.
Die Telekom scheint einen Anschluss von Kunden in Unterdielbach als unwirtschaftlich zu erachten. Die fibernet-Perspektive ist aus Unterdielbacher Sicht ungenügend. Jetzt biete sich die Chance, mit Hilfe von Overturn gleichsam sofort 100 MBit-Geschwindigkeiten zu erhalten; Voraussetzung allerdings sei die vergleichsweise hohe Anforderung, mit 50 Vorverträgen der 83 Stadtteilhaushalte der Firma ihre Kalkulation zu ermöglichen. Gleichzeitig wirbt aber auch der Neckar-Odenwald-Kreis-Partner BBV (Breitband-Versorgung Rhein-Neckar) von Waldbrunn-Oberdielbach aus mit seinem Kreisanschlussprojekt "toni" über die Kreisgrenze hinweg.
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"Jetzt haben wir jahrelang gejammert. Jetzt müssen wir auch die Verträge zusammenbekommen," argumentiert Meier dafür, sich vertraglich an Overturn zu binden. Selbst wer kein Internet nutzen wolle, möge bedenken, dass die Firma zum gleichen Preis einen Telefonanschluss anbiete und man hierbei im Gegensatz zur Telekom die Möglichkeit für schnelles Internet jetzt "noch on top" eventuell für die Erben oder künftige Nutzer der eigenen Immobilie erhalte. Meier "Mit dieser Entscheidung tut man auch was für Ort." Bei Eberbachs Stadtverwaltung habe sich die Firma BBV wegen Anschlussabsichten in Unterdielbach noch nicht gemeldet, erklären Bürgermeister Peter Reichert und DSL-Sachbearbeiter Marco Bräutigam. Sie kennen auch die RNZ-Berichte über Kritik von Gemeinden etwa im Kraichgau, wollen sie aber nicht kommentieren. Meckesheims Bürgermeister Mike Brandt hatte dort etwa erklärt, dass man seit langem mit BBV- Leistungen unzufrieden sei und diese Auffassung mit anderen Kommunen teile. Die Firma habe unrealistische Anschlusszeiträume genannt und Erwartungen geweckt, die nicht eingehalten wurden. Wer allerdings schon anschlossen wurde, sei zufrieden, und die Firma bemühe sich nach Insolvenz eines Baufirmen-Partners um Ersatzlösungen.



