Der eingeschränkte Regelbetrieb in den Kindergärten ist angelaufen
Ein Besuch in Hettingen: "Die Kinder hatten strahlende Augen"

Buchen-Hettingen. (rüb) Schon von weitem ist Kinderlachen zu hören, eine Gruppe spielt im Außengelände, drinnen wird gebastelt, und es werden Puzzles gelegt: Alles ganz normal, könnte man beim Betreten des Kindergartens St. Odilia meinen. "Normal ist noch nichts", sagt die stellvertretende Kindergartenleiterin Kirsten Erfurt lächelnd, wobei ihr Lächeln nur an den Augen abzulesen ist. Die restliche Mimik ist hinter der Mund-Nasen-Maske versteckt. "Aber es ist zumindest ein erster Schritt zurück zur Normalität", ergänzt ihre Kollegin Silke Haffner, "denn es herrscht wieder Leben im Haus." Seit Montag haben die Buchener Kindergärten im Rahmen des eingeschränkten Regelbetriebs wieder geöffnet.
Die Stadt und die kirchlichen Träger hatten schnell reagiert und die recht breit gefassten Vorgaben aus Stuttgart in der vergangenen Woche in ein praxistaugliches Konzept umgesetzt. Da weiterhin die Notbetreuung oberste Priorität genießt – also die Betreuung von Kindern, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten oder denen es nicht möglich ist, von zu Hause aus zu arbeiten – stehen nicht ausreichend Plätze zur Verfügung, um allen Eltern eine Betreuungsmöglichkeit anbieten zu können. Schließlich dürfen in einer Gruppe wegen der Corona-Auflagen nur noch halb so viele Kinder betreut werden wie üblich. Deshalb bekamen zunächst Vorschulkinder, Kinder mit besonderem Förderbedarf und Kinder, deren Erziehungsberechtigte beide berufstätig sind, den Vorzug.
"Wir hatten alles gut vorbereitet und die Eltern informiert, aber dennoch war der Start am Montag recht stressig", berichtet Silke Haffner, "das Telefon klingelte fast durchgehend." Denn verständlicherweise war das Informationsbedürfnis bei den Eltern groß, und es gab viele Nachfragen. Etwa die, in welche Gruppe das Kind kommt: Die gewohnten Gruppen mussten nämlich aus organisatorischen Gründen aufgelöst werden. Ausschlaggebend für die Gruppeneinteilung ist jetzt, ob das Kind zur Notbetreuung oder zum eingeschränkten Regelbetrieb zählt und ob es die ganze Woche über oder nur an 2,5 Tagen betreut wird.
Informationsbedarf besteht auch bei den Eltern, die bislang noch keine Berücksichtigung gefunden haben, da sie die Kriterien nicht erfüllen: "Die stehen jetzt auf einer Warteliste", erklärt Silke Haffner. Denn unter den derzeit geltenden Vorgaben ist der Kindergarten personell und räumlich an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Deutlich mehr als 50 Prozent der Kinder, die normalerweise den Kindergarten besuchen, kommen nun – zeitweise oder die komplette Woche über – in den Genuss einer Betreuung, sagt Kirsten Erfurt.
Der Kindergartenalltag ist aber doch etwas anders als gewohnt: Das fängt mit dem Morgenkreis an, bei dem die Stühle viel weiter auseinander stehen. Das geht mit dem häufigen Händewaschen weiter und hört mit dem Essen, bei dem ebenfalls viel Wert auf Abstand gelegt wird, noch lange nicht auf. Um das Infektionsrisiko weiter zu minimieren, geben die Eltern ihre Kinder am Nebeneingang ab. Der Weg wurde zudem als Einbahnstraße konzipiert, so dass sich die Eltern nicht begegnen. Zudem wird darauf geachtet, dass die Gruppen unter sich bleiben, etwa beim Spielen im Außengelände. Die Kinder müssen natürlich keine Masken tragen, und die Erzieherinnen verzichten bei der Arbeit im Gruppenraum auch darauf.
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"Die größeren Kinder machen sehr gut mit und achten auch von sich aus auf Abstand", berichtet Silke Haffner. "Bei den kleineren funktioniert das aber natürlich nicht so gut", weiß Kirsten Erfurt. Was aber auffalle: Die Kinder, die schon seit einigen Wochen in der Notbetreuung sind, hätten sich das richtige Verhalten schon eingeübt: "Das klappt automatisch", betont Kirsten Erfurt.
"Wir sind auf jeden Fall froh und glücklich, dass es jetzt wieder losgegangen ist", verdeutlicht Silke Haffner. Das geht aber nicht nur den Erzieherinnen so: "Die Kinder haben heute Morgen gestrahlt, und sie hatten leuchtende Augen." Auch der ein oder anderen Mutter oder manchem Vater dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein. Nach mehr als zwei Monaten Ausnahmezustand ist das nur zu verständlich. Und auch wenn noch nichts normal ist, so ist ein erster wichtiger Schritt in Richtung Normalität getan – für die Erzieherinnen, aber vor allem für die Kinder und für die Eltern.




