Region Mosbach

Kirchliche Gemeinden sollen sich regional stärker vernetzen

Frühjahrssynode des evangelischen Kirchenbezirks befasste sich mit anstehenden Umstrukturierungen.

11.05.2024 UPDATE: 12.05.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden
Zu den bisher 21 evangelischen Kirchengemeinden im Bezirk Mosbach sollen bereits im kommenden Jahr die derzeit noch zum Kirchenbezirk Neckargemünd-Eberbach gehörenden Gemeinden aus dem Kleinen Odenwald (hier die Kirche Aglasterhausen) hinzukommen. Foto: Heiko Schattauer

Region Mosbach. (fzi) Engagierte wissen es längst: Die evangelische Kirche arbeitet auf allen Ebenen stark daran, ihre Strukturen auf sich verändernde Rahmenbedingungen vorzubereiten. Die Notwendigkeit haben viele erkannt. Die Frühjahrssynode des evangelischen Kirchenbezirks Mosbach diente vor allem dazu, Informationen zur aktuellen Entwicklung aus übergeordneten Gremien an die Basis weiterzugeben.

Landesbischöfin Heike Springhart wurde mit der Einschätzung zitiert, dass man im Südwesten zwar noch weit entfernt sei von einer Minderheitenkirche; die begonnenen Transformationsprozesse zielten aber darauf ab, auch in einer Situation mit weniger Mitgliedern das Evangelium genauso strahlkräftig und glaubwürdig unter die Leute und Menschen in Kontakt mit der Botschaft von Gottes Gnade bringen zu können.

Alle Pfarrerinnen und Pfarrer sowie weitere Hauptamtliche in der Kirche bilden dazu seit Anfang des Jahres Dienstgruppen in ihrem Kooperationsraum. Diese Zusammenarbeit soll dazu beitragen, dass Gemeinden und Einrichtungen wie etwa die Diakonie sich regional stärker vernetzen. Unter anderem bei Vorbereitungskursen für die Konfirmation sei die Bündelung von Aufgaben schon spürbar, stellte Dekan Folkhard Krall fest.

Perspektivisch werde aber seitens der Landeskirche erwartet, dass Gemeinden ihre Zusammenarbeit auch strukturell auf eine tragfähige Grundlage stellen, indem sie entweder einen Gemeindeverband gründen oder sich im Kooperationsraum vereinigen.

Auch auf mittlerer Ebene richtet die evangelische Kirche ihren Blick bereits jetzt weit in die Zukunft: Um auf die zu erwartenden Strukturen von 2036 vorbereitet zu sein, wird aktuell eine Fusion der Kirchenbezirke Mosbach, Adelsheim-Boxberg und Wertheim vorbereitet. Gleichzeitig werden schon im kommenden Jahr die Gemeinden des Kleinen Odenwalds dem Kirchenbezirk Mosbach zugeordnet.

Auch interessant
Obrigheim: Mörtelsteiner kämpfen um ihre Dorfkirche
Mosbach: Rote Karte für das "Kleinerwerden" der Landeskirche
Neckar-Odenwald-Kreis: Protest gegen die Pläne der Badischen Landeskirche

Damit werden zu den bisher 21 Kirchengemeinden im Bezirk Mosbach die Gemeinden mit den Ortsteilen Aglasterhausen, Breitenbronn, Daudenzell, Michelbach, Neckarkatzenbach, Neunkirchen sowie Ober- und Unterschwarzach neu hinzukommen. Zu diesen Weichenstellungen passt, dass zwei Drittel der Kirchenmitglieder auch tatsächlich auf Veränderungen dringen.

Den Mitgliedern der Bezirkssynode wurden dazu einige Impulse mitgegeben. So wurde an die soziale Kraft der Kirchen erinnert, die sich auch in der Arbeit der Diakonie ausdrückt. Hingewiesen wurde darauf, dass der Diakonieverband Neckar-Odenwald-Kreis im Juni sein 50-jähriges Bestehen feiert. Mit seinen vielfältigen Hilfs- und Beratungsangeboten sei das Diakonische Werk in diesen Jahrzehnten zu einer tragenden Säule des Sozialsystems in der Region geworden.

Zugleich wurde aber daran erinnert, dass es lange gebraucht hat, bis Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt in der Kirche nicht nur bekannt, sondern auch als strukturelles Problem anerkannt wurden: Ämter und Vertrauen wurden missbraucht, Zuständigkeiten waren nicht ausreichend klar geregelt, die Scheu vor der Wahrheit musste überwunden werden.

Entsprechende Schutzkonzepte seien darum in allen kirchlichen Zusammenhängen auch vor Ort nötig und dürften nicht als lästige Pflicht abgetan werden, war man sich einig. "Gewaltschutzkonzepte sind ein Segen für alle Gefährdeten", brachte es Dekan Krall auf den Punkt. Dass die Kirche sich auch mit Schmerzhaftem auseinandersetzt, werde von vielen Mitgliedern längst erwartet.

Im Vergleich dazu war der Doppelhaushalt 2024/25 für den Kirchenbezirk selbst eine noch unproblematische Angelegenheit. Die Mittel für beispielsweise Diakonie, Notfallseelsorge, Kirchenmusik oder Jugendarbeit seien weiterhin gesichert, vakante Gemeinden könnten mit einer kleinen finanziellen Unterstützung für ihre Verwaltung rechnen, und auch für die strukturellen Umbauprozesse sowie die Digitalisierung stünden Mittel der Landeskirche zur Verfügung. Für die Zukunft müsse allerdings mit zurückgehender Finanzkraft gerechnet werden.

Zum Abschluss seines Berichts waren Dekan Krall zwei weitere Punkte wichtig: einerseits, das Gebet um den Frieden nicht zu vergessen, und andererseits, bei den Wahlen in diesem Jahr daran zu denken, dass Demokratie die aktive Beteiligung von allen brauche, gerade weil sie aktuell unter Druck komme. Mit der Teilnahme an Wahlen könnten alle einen Beitrag dazu leisten, den Schutz der Menschenrechte zu stärken. Schließlich ergebe sich das Eintreten für Menschenrechte klar aus dem Bekenntnis der Kirche.

Auch Ehrungen standen im Rahmen der Bezirkssynode an: Der Synodenvorsitzende Norbert Bienek dankte Sibylle Kircher (Schefflenz), Maike Backfisch (Billigheim) Diakonin Sirkka Zimmermann und Vera Scheithauer (beide Waldbrunn) für zehn Jahre ehrenamtliche Tätigkeit als Prädikantinnen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.