Region Mosbach

Der Bedarf an Kinderärzten sieht in der Realität anders aus als auf dem Papier

Die Praxen sind voll. Was auf dem Papier super aussieht, ist im Praxisalltag manchmal kaum zu schaffen.

13.03.2023 UPDATE: 13.03.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 51 Sekunden
Während der Corona-Pandemie impfte der Schwarzacher Kinderarzt Dr. Daniel Vater auch mal die Erwachsenen. Aktuell haben er und seine Kollegen mit den kleinen Patienten aber (mehr als) alle Hände voll zu tun. Archiv-Foto: Stephanie Kern

Von Stephanie Kern

Region Mosbach. Geht es nach der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, ist die Versorgung mit Kinderärzten im Neckar-Odenwald-Kreis mehr als im Soll: 8,5 (ja, richtig gelesen) Kinder- und Jugendärzte sollte es im Kreis laut deren Bedarfsplanung geben. Es sind (laut Plan) sogar 9,75 Ärzte für die kleinen Patienten "vorhanden".

Soweit die Theorie, in der Praxis von Dr. Daniel Vater aus Schwarzach sieht man aber: Was auf dem Papier super aussieht, ist im Praxisalltag manchmal kaum zu schaffen. "Eines unserer großen Probleme ist der Weggang von Dr. Beck", sagt Vater. Nicht, dass er dem ehemaligen Neckarelzer Kinderarzt den Ruhestand nicht gönnt. Doch durch die Nicht-Nachbesetzung der Praxis wurde auch ein Kassensitz gesperrt. Vater selbst hat in seiner Praxis 1,75 Arztsitze und hat die Dreiviertel-Stelle auch mit einem angestellten Kinderarzt besetzt. "Weil der Bedarf so groß war, habe ich eine weitere Kinderärztin angestellt", erzählt Vater. Bezahlt hat er sie aus der eigenen Tasche, eine zusätzliche Vergütung gab es dafür nicht.

Man muss wissen, dass die Bedarfsplanung sich eigentlich gar nicht am "Bedarf" orientiert, sondern an der allgemeinen Verhältniszahl. Dass die KV eine Bedarfsplanung veröffentlicht, sei gesetzlich vorgegeben, erklärt Kai Sonntag, Pressesprecher der KV Baden-Württemberg. Anfang der 1990er-Jahre stiegen die Kosten für das Gesundheitssystem so stark an, dass sich die Bundesregierung überlegte, wie man die Beitragssätze stabil halten könnte. "Eine dieser Maßnahmen war, die Anzahl der Ärzte zu begrenzen." Heute hört sich das paradox an, doch damals rechnete man mit einer Ärzteschwemme für Deutschland. Als Ausgangszahl hat man die Anzahl der Ärzte aus dem Jahr 1990 genommen. Diese Zahl wurde inzwischen angepasst. "Aber nicht nach dem Bedarf, sondern nach der Frage, wie viele niedergelassene Ärzte mehr man sich als Land leisten kann", so Sonntag. "Deswegen haben wir die für die Patienten paradoxe Situation, dass bei den Kinder- und Jugendärzten ein Versorgungsgrad von 116 Prozent steht, sich aber gleichzeitig kein anderer Arzt niederlassen kann." Die Zahlen des Bedarfsplanes seien "mit allergrößter Vorsicht zu genießen", meint der Pressesprecher. Denn die Bedarfsplanung unterliege einer ganzen Reihe von "groben Mängeln" (Sonntag) und gebe "wenn überhaupt nur einen groben Überblick". Neben der Frage nach der Verhältniszahl steht auch die Abbildung des Tätigkeitsumfangs im Raum, die sei nämlich "nur rudimentär" gegeben.

Wie ...

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