"Am liebsten würde ich gar nicht gehen"
Die Abschlussschüler der Realschule Marek Lutz, Lilian Eggert und Mattis Hock im Gespräch.

Von Martina Birkelbach
Eberbach. Mehrere Ausflüge sind ausgefallen, ebenso die Abschlussfahrt, die an der Realschule "normalerweise" am Ende der neunten Klasse ansteht. Zudem: Ein Jahr ständiger Wechsel aus Homeschooling, Präsenz- oder Wechselunterricht. Marek Lutz (10 c), Lilian Eggert (10 b) und Mattis Hock (10 b) hatten es wie die anderen des 75 Schüler starken Abschlussjahrgangs der Realschule besonders im vergangenen Jahr nicht leicht. Doch für die drei steht fest: "Die Corona-Pandemie war schwierig. Aber es hatte alles nicht nur Nachteile. Unsere Selbstständigkeit wurde gefördert und in der Digitalisierung wurde in einem Jahr so viel hochgezogen, wie sonst vielleicht in fünf Jahren".
Marek, Lilian und Mattis stehen kurz vor dem Mittlere-Reife-Abschluss. Die schriftlichen Prüfungen in Deutsch, Mathematik, Englisch und einem Wahlpflichtfach (Technik, Französisch oder "AES" Alltagskultur, Ernährung, Soziales) wurden von Anfang Mai auf Anfang/Mitte Juni verschoben und sind jetzt durch. Ab Mitte Juli stehen die mündlichen Prüfungen an. "Die sind aber keine Pflicht", erklären die drei. "Ab 7. Juli werden die schriftlichen Noten bekannt gegeben, dann folgen Gespräche mit den Lehrern, ob man ins Mündliche geht oder nicht. Wer nicht ins Mündliche geht, hat ab dann frei".
Der 16-jährige Marek wohnt in Waldkatzenbach. Nach der Grundschule in Strümpfelbrunn kam er direkt an die Eberbacher Realschule. Er ist Klassensprecher der 10c und auch SMV-Mitglied. "Da gab es lange keine Treffen, nur zweimal online", erzählt er. Mattis (16) wohnt in Neckarwimmersbach. Er wechselte nach der vierten Klasse von der Dr.-Weiß-Grundschule auf die Realschule. Lilian (17) wohnt jetzt in Oberdielbach. Sie besuchte die Grundschule in Schönbrunn, war dann auf dem Hohenstaufen-Gymnasium und wechselte mit der neunten Klasse auf die Realschule. "Ich fühle mich hier sehr wohl, am liebsten würde ich gar nicht gehen", sagt sie. "An unserer Realschule steht das Wohl der Schüler an erster Stelle, der Mensch steht im Vordergrund", betont sie. Marek und Mattis pflichten ihr bei: "Wir sind an einer guten Schule".
Online-Unterricht war für die drei, "anders als Präsenzunterricht, weil man sich leichter ablenken hat lassen". "Die Motivation war eine andere. Und wenn man undiszipliniert war und nicht aufgepasst hat, wurde es besonders zum Abschluss hin schwierig." Marek, Lilian und Mattis hatten zu Hause eigene Computer; "aber die Schule hatte Tablets angeboten; mehrfach für alle, die daheim sonst nicht hätten arbeiten können". Alle drei hatten aber schon oft mit Internetproblemen zu kämpfen. Lilian: "Nach den Weihnachtsferien war es besonders schlimm. Da sind wir zwar in unsere Plattform Teams reingekommen, aber man musste sich zwischendurch immer wieder neu verbinden."
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Die Abschlussfahrt und natürlich auch Ausflüge, etwa ins Theater, hätten die drei Ende der neunten Klasse natürlich gerne mitgemacht. "Zuerst hieß es, die wird eventuell in der zehnten Klasse stattfinden, dann vielleicht nach den Prüfungen – und nun ist gar nichts." Seit September 2020 ist laut Marek, Lilian und Mattis "wegen der Corona-Pandemie nichts mehr geplant worden". Lilian: "Das war alles traurig. Aber mit den Leuten, mit denen man Kontakt hatte, hat man sich trotzdem getroffen. Man ist ja nicht mit der ganzen Klasse befreundet".
Wie es nun mit der Abschlussfeier aussieht, "wird gerade diskutiert". Zur Wahl stehen die Stadthalle am 21. Juli und der Schulhof an drei verschiedenen Abenden. Laut Mattis ist alles ein "enormer Aufwand". In die Stadthalle dürften 250 Personen (getestet und mit Abstand) plus Geimpfte und Genesene (die zählen nicht). "Es müsste für jede Gruppe eine ganze Stuhlreihe geben und man muss dafür sorgen, dass die Nichtgeimpften weit genug auseinander sitzen", erklären alle drei. Im Schulhof wäre die Feier ähnlich wie im vergangenen Jahr klassenweise. Allerdings könnte diesmal jeder Schüler drei ungeimpfte (aber getestete) Personen mitbringen. Die Genesenen und Geimpften kämen noch hinzu. Wie auch immer werden Schulleitung und Schüler darüber abstimmen. Doch bislang gehen selbst die Meinungen der drei Schüler auseinander: Während es Mattis "egal" ist, ist Lilian für die Stadthalle und Marek für den Schulhof.
Wenn das dann alles rum ist, will Marek an das Wirtschaftsgymnasium (Ludwig-Erhard-Schule) in Mosbach. In drei Jahren will er dort seine Allgemeine Hochschulreife absolvieren, die vorläufige Zusage der Schule hat er schon. Dann plant er ein Lehramtsstudium, "da habe ich ja schon täglich Einblick, das würde mir Spaß machen".
Lilian hat ebenfalls schon eine vorläufige Zusage für das "Ernährungswissenschaftliche Gymnasium" an der Augusta-Bender-Schule in Mosbach. Sie will nach den drei Jahren bis zum Abitur ein Hebammenstudium anschließen. "Das ist ein duales Studium, sieben Semester, Deutschland ist das letzte Land der EU, in dem das gerade eingeführt wurde."
Auch Mattis hat schon die vorläufige Zusage, und zwar vom technischen Gymnasium in Mosbach. Nach seiner Allgemeinen Hochschulreife will er "irgendwas im naturwissenschaftlichen Bereich" machen, "wahrscheinlich ein Studium in Richtung Physik".
Doch bis zum Start in ein neues Leben dauert es noch bis zum Herbst. Bis dahin will Marek mit seiner Familie nach Oberwiesenthal in Sachsen. Für Mattis geht es nach Frankreich an den Atlantik und Lilian will "daheim im Garten entspannen". "Ich werde meine Freunde in der Schule und die Lehrer vermissen", ist sich Lilian sicher. "Es ist eine gute Schule", betonen Marek und Mattis ebenfalls etwas bedrückt.