RNZ im Gespräch mit dem Kreisseniorenrat

Wichtige Hilfe, wichtige Arbeit

Was der demografische Wandel bewirkt und wie der Verein darauf reagiert

01.09.2017 UPDATE: 02.09.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

"Wir wollen im Management des Alltags Hilfe anbieten und politisch wirken", beschreiben Bernd Ebert (l.) und Harald Wagner ein großes Anliegen des Kreisseniorenrats. Foto: Brinkmann

Von Ursula Brinkmann

Neckar-Odenwald-Kreis. Im Jahr 2030, das zeigt eine Grafik des Statischen Landesamtes Baden-Württemberg, ist die Ausbuchtung in der Bevölkerungspyramide an der Stelle, die anzeigt, welches Alter die Menschen haben, bei den 60- bis 70-Jährigen am größten. Ihr Anteil an der Bevölkerung ist der höchste. Bei Männern wie bei Frauen. Im Neckar-Odenwald-Kreis (NOK) ist die Ausbuchtung noch ein bisschen größer als im Landesdurchschnitt. "Der prozentuale Anteil älterer Menschen ab 60 Jahren steigt ständig. Heute sind es etwa 25 Prozent der Gesamtbevölkerung, in zehn Jahren werden es über 30 Prozent sein. Darum wird die Seniorenarbeit immer wichtiger", schlussfolgert der Kreisseniorenrat (KSR) des NOK in seinem Faltblatt unter der Frage: Wozu ein Seniorenbüro?

In eben jenes Büro haben Bernd Ebert und Harald Wagner die Presse zum Gespräch geladen. Der eine ist Vorsitzender des als Verein agierenden KSR, der andere dessen Schatzmeister. Das Seniorenbüro befindet sich im Ehrenamtszentrum des Landratsamtes in der Mosbacher Scheffelstraße; dienstags und donnerstags ist es in der Zeit von zehn bis zwölf Uhr besetzt, um - so steht’s im Flyer - "ältere Menschen bei der Lösung ihrer Fragen und Probleme zu unterstützen." Bernd Ebert findet es erstaunlich, dass eine große, wachsende Bevölkerungsgruppe nur wenig wahrnehmbar ihre eigenen Interessen vertritt. "Das läuft eher in kirchlichen Strukturen", denkt er etwa an Seniorenkreise. "Wir aber wollen im Management des Alltags Hilfe anbieten und politisch wirken."

Die Alltagsunterstützung, sie zeigt sich, wenn man ein anderes KSR-Faltblatt aufschlägt. Unter "Veranstaltungen" reihen sich da "Internet-Lotsen", "Fahrkartenautomatenschulung", Vorträge über Demenz, Brandschutz im Haushalt oder das Pflegestärkungsgesetz, eine Besichtigung der Kreismülldeponie, ein Seniorensicherheitstraining und mehr aneinander. Eher Unterhaltungscharakter haben Veranstaltungen wie das "Singen mit Senioren", der englische Gesprächskreis, ein vierzehntäglich zusammenkommender Kartenspieltreff oder der alljährliche Kreisseniorentag.

"Wir möchten als die wahrgenommen werden, die engagiert und kompetent und in verschiedenen Bereichen beraten", fasst Bernd Ebert die Zielsetzung des Kreisseniorenrats zusammen. Doch das scheint irgendwie noch nicht dort angekommen zu sein, wo das Angebot eigentlich auf Interesse stoßen müsste. Beispiel Mobilität, Eberts Schwerpunktthema, auch im Landesseniorenrat (LSR), dessen Vorstand der Ravensteiner angehört. "Im ländlichen Raum mit seinem schülerbasierten ÖPNV sollten alternative Beförderungsstrukturen durchdacht werden." Sein Wissen über Bürgerautosysteme mit und ohne kommunale Beteiligung ist inzwischen das eines Experten, und Bürgermeister holen sich bei dem gerade 70 Jahre alt gewordenen Seniorenvertreter Rat. Der soll in erster Linie den Betroffenen gelten.

Anderes Handlungsfeld: "Als Gremium besuchen wir Pflegeeinrichtungen, sprechen mit den Heimleitungen und Vertretern der Kommunen", erzählt Harald Wagner und betont, dass solche Besuche keinesfalls als Überprüfung zu sehen seien. Zur Landesheimbauverordnung äußert sich Ebert auf der Linie des LSR: "Wir appellieren, an Einbettzimmern in Heimen festzuhalten."

Dass eben diese Verordnung in zwei Jahren umgesetzt sein muss, "ermessenslenkende Richtlinien" dazu aber erst vor zweieinhalb Jahren veröffentlicht wurden und genau dies es dem Pflegeheim "Pfalzgrafenstift" (und anderen Einrichtungen dieser Art) schwer bis unmöglich macht, weiter zu bestehen, kann Bernd Ebert nun auch nicht gutheißen. "So knallhart, wie die Verordnung angekündigt ist, darf es nicht kommen."

Zu den aktuell viel und kontrovers diskutierten Entwicklungen des Altenheims in der Mosbacher Altstadt haben die Mitglieder des KSR keine "einhellige Meinung". Noch nicht. "In der nächsten Vorstandssitzung am 5. September wollen wir versuchen, eine Formulierung zu finden", äußerst sich Bernd Ebert zurückhaltend. Einzelne Frauen und Männer des Vorstands als auch aus den Reihen der Vereinsmitglieder hatten ihre Meinung in Leserbriefen kundgetan. Darunter auch solche, die dem Stadtseniorenrat bis zu dessen Aussetzung vor etwa anderthalb Jahren angehörten. Der seither bestehende Seniorenbeirat der Stadt Mosbach, mit dem der KSR kooperiert, hat eine Stellungnahme vor zwei Wochen in der RNZ veröffentlicht.

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