Pfalzgrafenstift Mosbach

Das Stift hat eine mehrheitsfähige Zukunft

Gemeinderat verständigt sich darauf, mit der "Senioren-Wohnen Holding" die Entwicklung des Pfalzgrafenstifts voranzutreiben

07.05.2019 UPDATE: 08.05.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden

Eine mehrheitsfähige Lösung zeichnet sich nach langem Hin und Her und zahlreichen kontroversen Diskussionen für die Entwicklung des Pfalzgrafenstifts ab. Im Gemeinderat zeigt man sich zufrieden und erleichtert. Foto: Heiko Schattauer

Von Heiko Schattauer

Mosbach. Das Timing hätte nicht stimmiger sein können: Ausgerechnet in der letzten Sitzung des (noch) amtierenden Gemeinderats der Großen Kreisstadt Mosbach fand man einen Konsens für die Zukunft des Pfalzgrafenstifts. Ein versöhnlicher Abschluss eines langen Prozesses mitsamt kontroversen Diskussionen, Gründung einer Bürgerinitiative, Einrichtung eines Runden Tisches und vielen Gesprächen zum und über das Thema scheint demnach in greifbare Nähe gerückt zu sein.

Dem Beschlussvorschlag der Verwaltung (siehe Hintergrundkasten) folgte am Montagabend die breite Mehrheit der Stadträte. Bei vier Enthaltungen sprach man sich dafür aus, dass mit der "Senioren-Wohnen Holding" aus Berlin nun ganz konkret über die zukünftige Nutzung des Altenzentrums verhandelt werden soll.

Hintergrund

> Die Beschlussvorlage zum Pfalzgrafenstift: Der Gemeinderat als Stiftungsorgan der Stiftung Hospitalfonds beschließt, mit dem Bewerber aus dem Interessenbekundungsverfahren zur künftigen Nutzung des Pfalzgrafenstifts "Senioren-Wohnen Holding GmbH Berlin"

[+] Lesen Sie mehr

> Die Beschlussvorlage zum Pfalzgrafenstift: Der Gemeinderat als Stiftungsorgan der Stiftung Hospitalfonds beschließt, mit dem Bewerber aus dem Interessenbekundungsverfahren zur künftigen Nutzung des Pfalzgrafenstifts "Senioren-Wohnen Holding GmbH Berlin" weitere Verhandlungen mit dem Ziel eines Abschlusses einer vertraglichen Vereinbarung zu führen.

[-] Weniger anzeigen

"Wir können nun eine gute Lösung präsentieren", befand Mosbachs OB Michael Jann vor der Abstimmung und vor der Vorstellung der Pläne durch Holdings-Vertreter Dr. Roland Schmitt. Jann verwies darauf, dass der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS), den man um Beurteilung der vorgelegten Konzepte zur Entwicklung des Pfalzgrafenstifts ersucht hatte, sich für die Vorhaben der Senioren-Wohnen Holding ausgesprochen habe.

Einstimmige Empfehlungen gab es der Beschlussvorlage zufolge auch vom Runden Tisch (mit zwei Vertretern der Bürgerinitiave "Menschen helfen Menschen, Mosbach") und aus dem Haupt- und Finanzausschuss.

Auch interessant
Mosbach: So soll das Pfalzgrafenstift in Zukunft aussehen
Mosbach: Senioren plädieren für bezahlbare Wohnungen
Pfalzgrafenstift Mosbach: "Runder Tisch" besichtigt Referenzobjekte
Pfalzgrafenstift Mosbach: Noch keine Verträge abgeschlossen
Pfalzgrafenstift Mosbach: BI bemängelt fehlende Transparenz und Bürgerbeteiligung

Auch im Gemeinderat stieß das, was die Spezialisten aus Berlin vorhaben, auf Akzeptanz. Die Verwaltung wurde folglich beauftragt, mit den Verantwortlichen der Senioren-Wohnen Holding nun zeitnah das Zukunftskonzept zu verhandeln. Wie das aussehen soll, erläuterte Dr. Roland Schmitt im Bürgersaal des Rathauses.

So soll das Gebäude von der Holding erworben und von den Tochtergesellschaften "ZusammenZuhause" (die sich um die Vermietungen kümmert) und "advita" (für die Pflege zuständig) bewirtschaftet und betreut werden. Die bestehenden Gebäude im Herzen der Altstadt sollen dabei "weitestgehend" erhalten werden, so Schmitt. "Das Haus ist gut in Schuss, unsere Konzeption lässt sich dort gut umsetzen", skizzierte Schmitt, warum ein Abriss für ihn nicht infrage komme.

Kombinieren will man vor Ort die Angebote Tagespflege (30 bis 40 Plätze), betreutes Wohnen (50 Wohneinheiten) und Demenz-Wohngemeinschaften (eine oder zwei an der Zahl). Die Bewohner im "SeniorenWohnen Mosbach" seien ganz klassisch Mieter, denen man Individualität, Geselligkeit und Sicherheit bieten könne - "und eben ein Zuhause-Gefühl", so Roland Schmitt weiter. Wie dies vor Ort möglich sein soll, verdeutlichten erste Grob-Pläne auf Basis der aktuellen Gebäudegrundrisse.

Damit die Pläne konkreter werden können, bedarf es nach dem grundsätzlichen Okay aus dem Gemeinderat nun allerdings weiterer Verhandlungsrunden; deren Ergebnisse sollen dann noch einmal im Gremium zur Abstimmung vorgelegt werden, umriss Oberbürgermeister Jann die nächsten Schritte.

"Sehr erleichtert" zeigte sich Werner Baier für die gesamte CDU-Fraktion über die nun geplante Entwicklung des Stifts; sie werde zur Befriedung in der Stadt beitragen. Baier hakte zudem in Sachen Mietpreise in der neuen Einrichtung nach. Festlegen wollte sich Dr. Schmitt ob des jetzigen Planungsstands noch nicht, gab aber an, dass man sich in der Regel 15 bis 20 Prozent über dem Mietspiegel für Neubauten bewege.

Freude über die "seniorengerechte Nachnutzung" des Pfalzgrafenstifts herrscht auch bei der SPD, wie Georg Nelius kundtat. Mit der Zustimmung seiner Fraktion verband er die Hoffnung auf eine Langfristigkeit. Der Dank der Freien Wähler galt der Bürgerinitiative "fürs Dranbleiben" und der Verwaltung für die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen. "Wir sind zufrieden", so Friedolf Fehr. Elisabeth Laade mahnte, den eigentlichen Stiftungszweck (unter anderem "Wohnraum schaffen für Bedürftige") nicht aus den Augen zu verlieren, und plädierte dafür, nicht alle Teile des Pfalzgrafenstifts zu verkaufen. OB Jann verwies dahingehend auf die weiteren Verhandlungen und noch mögliche Variablen: "Und die Stiftungsaufsicht ist ja weiter im Boot."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.