Hardheimer Sportfischer feiern 50-jähriges Jubiläum
Das Stück Ortsgeschichte wurde 1974 gegründet. Am Wochenende gibt es eine "Malle-Party" und einen Festakt.

Hardheim. (adb) Wenn der Sportfischerverein Erftal am Wochenende sein 50-jähriges Bestehen feiert, tut er das wenige Monate nach seinem eigentlichen Jubiläum: Gegründet wurde der Verein am 29. März 1974 im damaligen Café Nickert, die erste Hauptversammlung tagte am 10. Mai 1974. "Wir freuen uns wahnsinnig – das wird super!", strahlen der Vorsitzende Mark Müller und Schatzmeister Oliver Winter, mit denen sich die RNZ unterhielt – nicht nur über den Verein, sondern vielmehr über ein Stück Hardheimer Ortsgeschichte.
Die Vereinsgründung ergab sich aus einem losen Zusammenschluss einiger passionierter Angler aus Hardheim, denen gewisse Statuten ihr Hobby erschwerten: Die Pachtverhältnisse gestatteten es ihnen nicht, in der Erfa zu angeln. Das änderte sich mit der Vereinsgründung, der Klaus Fleischer, Werner Hollerbach, Johann Utz, Wilfried Nickert, Albert Bundschuh, Reinhold Nuß, Karl-Heinz Pauler, Aribert Sans, Gerhard Holzmann, Hubert Baumann, Ralf Bermayer, Josef Helget und Ruprecht Leis beiwohnten.
Dank "Schützenhilfe" des damaligen Bürgermeisters Ernst Hornberger wurde ein Teil der Erfa-Pacht an den jungen Verein abgegeben. "Er nahm Gespräche mit den damaligen Pächtern auf. So konnten die Vereinsmitglieder im eigenen Gewässer fischen, was aber bis heute auch Arbeit mit sich bringt. Wir ziehen Jahr für Jahr umgestürzte Bäume aus dem Wasser, entfernen Hochwasseranschwemmungen sowie Massen an Unrat und Abfall. Auch erfüllen wir jedes Jahr den Pflichtbesatz von 1200 Bachforellen, die als sogenannte Setzlinge gelten", erklärt Mark Müller, der 1978 als Jugendlicher dem Sportfischerverein beitrat und seit 2012 als Vorsitzender amtiert.
Gleichzeitig übernahm der Verein Bachpatenschaften mit Ried- und Hoffenbach, die seither jährlich die Angeljugend reinigt. Nachdem dieses erste "Anfischen" vollzogen war, wurde das nächste Ziel in Angriff genommen: Ein Angelsee sollte her! "Im Gespräch waren einige Standorte rund um Hardheim, am Ende wurde der Plan am heutigen Areal ,Bücholdswiesen‘ vollzogen. Die Gemeinde kaufte das Areal, der Verein baute den See", blickt Mark Müller zurück und verweist auf "ein gewaltiges Projekt", bei dem einige der damals rund 70 Mitglieder sogar in finanzielle Vorleistung getreten waren. Mit gemeinsamer Kraft und Ausdauer jedoch hielt man fest zusammen und freute sich 1987 darüber, voller Stolz die Ruten erstmals im eigenen See auswerfen zu können.
Da fehlte nur noch ein schmuckes Vereinsheim, das als Treffpunkt und Gerätelager dienen würde. Und auch hier spielte der Zufall den Fischern in die Hände: "Nachdem die Kläranlage in ihr neues Domizil zog, stand das alte Pumphaus leer – und das direkt neben unserem See", erinnert sich Müller. Erneut war es Bürgermeister Ernst Hornberger, der den Sportfischern wohlgesonnen war. Wenig später begann Vereinsmitglied und Architekt Helmut Schenkel damit, den Umbau zu planen. Was heute ein so gemütliches Anwesen darstellt, ist das Resultat einer bemerkenswerten Gemeinschaftsarbeit – und allein Andreas Pitz als damaliger Vorstand verbrachte 220 Arbeitsstunden im Erftal.
Auch interessant
Ein weiterer Markstein in der Chronik war das Jahr 2007: Der ursprünglich 1,80 Meter tiefe See war durch Verschlammung nur noch einen knappen Meter tief. Hier zeigte sich einmal mehr, was Zusammenhalt und Gemeinschaft bewirken können: Mit über 500 Arbeitsstunden und Kostenbeteiligung der Gemeinde wurden der Bestand abgefischt, der See ausgebaggert und Schlamm entsorgt, um das Gewässer wieder neu zu besetzen. "Binnen eines Jahres war die Aktion erfolgreich beendet", erinnert sich Mark Müller.
Er war es, der den Vorsitz 2012 von Herbert Braun übernahm, der wiederum auf den Gründungsvorsitzenden Klaus Fleischer, Werner Hollerbach und Andreas Pitz gefolgt war. "Nichts ist so beständig wie der Wandel, aber ich denke und hoffe, dass wir im Sinne unserer Vorgänger handeln", stellt er fest.
Für Müller ist das Angeln ein "absolut erholsamer Ausgleich in Verbindung mit Natur pur". Es sei allerdings weit mehr, als nur einen Wurm an die Angel zu hängen und abzuwarten: "Von Vorteil ist es, wenn man die Fischarten kennt und weiß, mit welcher Methode man welchen Fisch überlisten kann", merkt Oliver Winter an und verweist auf ein "kleines" Problem. "Auch bei uns im See werden des öfteren Tiere gefangen, die wir nicht in den See gesetzt haben. Dazu zählen gelegentlich leider auch invasive Schädlinge wie der Signalkrebs, der aus Nordamerika eingeführt wurde und nicht in unser Ökosystem gehört. Wir fragen uns immer noch, wie er in den See gelangte", wundert sich Winter.
Den Hauptanteil im See machen allerdings die Fische aus, die individuell nachbesetzt werden. Die Grundlage dafür bildet eine gewisse Fleißarbeit: "Jedes Jahr wertet unser Gewässerwart Horst Krichbaum die Fanglisten aller Aktiven aus. Anhand dieser Statistik entscheidet sich, wie der See befüllt wird. Meist sind es aber Karpfen, Schleien, Weißfische und Zander", betont Mark Müller, dem die Hege und Pflege der Fische ein wichtiges Ansinnen ist. "Angeln hat auch etwas mit der Liebe zur Natur zu tun", stellt er klar und spricht von einer großen Verantwortung, die er auf anderer Ebene zuweilen vermisst: "Es fehlt oft an Leuten, die Verantwortung tragen wollen", bedauert er. Ein Beispiel dafür ist die Einstellung des Kinderferienprogramms. "Leider war die Resonanz zu schwach – und wenn mehr Personal gebraucht wird, als es Anmeldungen gibt, erübrigt es sich", weiß Müller.
Auf der anderen Seite klagen die Fischer objektiv nicht über Nachwuchs: "Unser Jugendwart Jochen Baumann bietet alle 14 Tage ein Jugendangeln an, das von Acht- bis Zwölfjährigen gut angenommen wird", freut sich Oliver Winter und spricht von aktuell rund 90 Mitgliedern aller Altersklassen.
Umso größer ist die Vorfreude auf das Wochenende, das am Freitag mit der "Malle-Party" in Kooperation mit den TVH-Handballern beginnt: "Ab 21 Uhr wird DJ Tommy auf dem Vereinsareal flotte Musik auflegen, zu der das Tanzbein geschwungen werden kann", verspricht der Vorsitzende. Der eigentliche Festakt beginnt am Samstag, 13. Juli, um 16 Uhr – als Bestandteil des traditionellen Fischerfests. Hier kann auch der "Geräteschuppen" bewundert werden, der im vergangen Jahr neu verputzt und um zwei neue Pergolen sowie LED-Lichter ergänzt wurde – und dann heißt es "Petri Heil" im Erftal.