Hauptamtsleiterin Elke Ander geht nach 51 Jahren in den Ruhestand
"Loyalität und Vertrauen waren zu jeder Zeit gegeben" - Offizielle Verabschiedung am 30. Januar

Osterburken. (ahn) "Acht Wochen nach der Geburt meiner Tochter fiel der damalige Bürgermeister Klemens Brümmer aus. Da bin ich wieder zurück zur Arbeit gegangen, während ich mein Kind in einer Tragetasche dabei hatte", erinnert sich Osterburkens Hauptamtsleiterin Elke Ander. Unter anderem dieses Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein und ihre ungebrochene Liebe zu ihrem Job sind Gründe dafür, dass ihr nun der Abschied "sehr schwer fällt". Denn am 31. Januar geht Elke Ander in ihren wohlverdienten Ruhestand – und das nach über 51 (!) Jahren im Osterburkener Rathaus.
"Die Arbeit war mein Leben", sagt sie, während eine gute Portion Wehmut in ihrer Stimme mitklingt. "Es ist in dieser Zeit vieles zusammengewachsen. Nicht nur die abwechslungsreiche Arbeit, sondern auch die Kollegen werden mir fehlen!"

Einige ihrer jetzigen Kollegen waren noch gar nicht auf der Welt, als am 1. September 1968 das ereignisreiche Leben im Osterburkener Rathaus für Ander anfing. "Ich bin angefragt worden, ob ich mich bewerben möchte", berichtet sie. Dieses Angebot habe sie reichlich überdacht, zumal sie noch in der Handelsschule war und eigentlich die Mittlere Reife machen wollte. Doch letztendlich sagte sie dem Job im Rathaus zu. Im Nachhinein eine gute Entscheidung, meint sie, denn "ich habe den Schritt bis heute nicht bereut."
Nachdem sie erfolgreich den Lehrgang zur Angestelltenprüfung II absolviert hatte, kam sie im April 1973 ins Vorzimmer des Bürgermeisters – damals noch unter Klemens Brümmer –, wo sie als Sachbearbeiterin immer unverzichtbarer wurde.
Damals teilte sie noch mit einem Kollegen die Stelle des Hauptamtsleiters, "die es in dieser Form noch gar nicht gab". Als ihr Kollege 1999 ging, führte Roland Burger, seit 1991 Rathauschef, die beiden Stellen zusammen. Er war es auch, der dann Elke Ander als Hauptamtsleiterin vorschlug. "Da musste ich nicht lange überlegen", sagt sie rückblickend. Für die Ernennung zur Hauptamtsleiterin sei sie Burger heute noch dankbar: "Das vergesse ich ihm nie."
Dabei waren die Anfänge nicht ohne Schwierigkeiten. Kein Wunder, denn sie war die erste Hauptamtsleiterin im Neckar-Odenwald-Kreis. "Es war ungewohnt und für mich auch schwierig. Besonders eine Mutter, die berufstätig ist, ging damals eigentlich gar nicht." Doch sie hat sich in einer von Männern dominierten Welt durchgesetzt und bekleidet bis zum heutigen Tag erfolgreich die Stelle der Hauptamtsleiterin.
In dem halben Jahrhundert ihres Wirkens hat sie natürlich einige Höhepunkte der Kommunalpolitik erlebt. Besonders im Gedächtnis ist ihr das Stadtjubiläum 2006 haften geblieben. "Es war zwar sehr arbeitsaufwendig, aber auch sehr schön. Das Bürgerfest war eine ganz tolle Sache." Dies sei auch dadurch möglich gewesen, weil die Vereine sich sehr gut eingebracht hätten – "in Osterburken funktioniert die Vereinsarbeit zum Glück noch."
Auch die Geburt des Regionalen Industrieparks Osterburken (RIO) erlebte sie mit, ebenso wie die Gemeindereform, bei der die Stadtteile Hemsbach (1971), Bofsheim (1974) und Schlierstadt (1975) hinzukamen. Auch bei der Städtepartnerschaft mit Hondschoote in Frankreich war Ander von Anfang an (1979) dabei. Ebenso war das Römermuseum für sie schon immer ein "herausragendes Projekt".
Was sich wie ein roter Faden durch ihre Arbeitszeit gezogen hätte, seien die Schulen, also die Realschule und das Ganztagsgymnasium (GTO). Besonders der anstehende Neubau des Gymnasiums "bricht mir ein bisschen das Herz", wie sie sagt. "Ich hätte mir lieber eine Sanierung gewünscht." Denn das GTO gehöre – wie auch die Brücke in der Stadtmitte, deren Bau sie miterlebt hat – zu Osterburken einfach dazu. So wie eben Elke Ander zum Rathaus dazugehört.
Während ihres Wirkens hat sie unter drei Bürgermeistern gearbeitet – von Klemens Brümmer über Roland Burger bis jetzt zu Jürgen Galm. "Obwohl alle drei grundverschieden waren, bin ich mit ihnen gut ausgekommen und hatte mit allen drei ein freundschaftliches Verhältnis", betonte Ander.
Dieses gute Arbeitsklima ist vor allem auch ihr Verdienst, denn sie verfügt über Eigenschaften, die man sich als Vorgesetzter nur wünschen kann, wie Bürgermeister Jürgen Galm verrät: "Das Arbeitsverhältnis war von Verlässlichkeit geprägt." Vor allem im Jubiläumsjahr, in das Galms Anfangszeit fiel, sei Ander eine große Stütze gewesen. "Das Jahr hätte ich ohne sie nicht so er- und überlebt", sagt das Stadtoberhaupt und betont: "Loyalität und Vertrauen waren zu jeder Zeit gegeben."
Zu all dem kommt noch das überaus große Arbeitspensum hinzu, das Elke Ander an den Tag legte. Mit 63 Jahren hätte sie abschlagsfrei in den Ruhestand gehen können – das kam für sie nicht infrage. Auch die festgelegte 39-Stunden-Woche reichte ihr nicht aus. "Wenn man alle Überstunden zusammenrechnet, habe ich sieben Arbeitsjahre mehr auf dem Konto", sagt sie und schiebt hinterher: "So etwas macht man auch nur, wenn es einem Spaß macht."
Spaß macht ihr auch ihr Engagement in diversen Vereinen, in denen sie zum Teil ebenfalls in verantwortlicher Position wirkte, wie etwa in der Chorgemeinschaft, bei der DLRG oder beim Historischen Verein.
In ihrem wohlverdienten Ruhestand möchte Ander dann erst einmal alles sacken lassen, wie sie sagt. Außerdem schwebt ihr vor, für sich ein Buch über die 50er und 69er Jahre zu schreiben und eine Kreuzfahrt ans Nordkap zu unternehmen. "Da war ich noch nie. Das ist ein Traum für mich."
In diesem Sinne: Weiterhin eine gute Reise.
Info: Die offizielle Verabschiedung von Elke Ander findet am Donnerstag, 30. Januar 2020, um 20 Uhr in der Baulandhalle statt.



