Erneut Atommüll per Schiff unterwegs - Gegner kündigen Proteste an
Der zweite Transport von Atommüll auf dem Neckar ist unterwegs. Gegner formieren sich zum Protest.

Obrigheim. (dpa) Der zweite Transport von Atommüll auf einem Fluss in Deutschland ist unterwegs. Am stillgelegten Kernkraftwerk Obrigheim legte am Mittwochmorgen ein Spezialschiff mit drei Castoren ab, wie ein Polizeisprecher sagte. Der Transport auf dem Neckar steht unter starkem Polizeischutz.
Die Behälter mit verbrauchten Brennelementen sind für ein Zwischenlager in Neckarwestheim bestimmt. Für die etwa 50 Kilometer lange Strecke auf dem unteren Neckar wurde mit einer Fahrzeit von mindestens neun Stunden gerechnet. Die Polizei bewacht den Transport unter anderem mit Booten, einem Hubschrauber und Einsatzkräften am Ufer.
Zum Protest gegen Atommüll-Transporte auf dem Neckar hatten sich einige Aktivisten am Mittwoch zu einer Mahnwache in Lauffen versammelt. "Es wird zwei Mahnwachen als öffentliche Anlaufpunkte in Lauffen geben: eine direkt am Neckar, eine auf dem Rathausplatz", sagte Herberth Würth vom Aktionsbündnis Neckar-Castorfrei. "Wenn es unterwegs nicht zu Blockaden kommt, rechnen wir mit dem Castor zwischen 14.30 und 15.30 Uhr", sagte er. Zu sehen waren Banner mit Aufschriften wie "Stopp Castor! Stopp Atomkraft!" und "Atomkraft? Nein danke".
Er könne nicht abschätzen, wie viele Demonstranten sich in Lauffen formieren, sagte Würth. "Die Schwierigkeit ist, dass es im Voraus keine Infos zum Transporttag gibt. Der Vorlauf - also dass sich die Menschen freinehmen können, um zum Demonstrieren zu kommen - ist relativ kurz." Die Polizei war mit einigen Beamten in Lauffen.
Hintergrund
Für den Atommüll-Transport auf dem Neckar kommt ein Schubverband zum Einsatz. Die Castoren sind auf einem Transportschiff untergebracht, das als Schubleichter bezeichnet wird. Bewegt wird das Schiff von einem kleineren Schubboot. Die maximale Länge des Verbands beträgt 107,05
Für den Atommüll-Transport auf dem Neckar kommt ein Schubverband zum Einsatz. Die Castoren sind auf einem Transportschiff untergebracht, das als Schubleichter bezeichnet wird. Bewegt wird das Schiff von einem kleineren Schubboot. Die maximale Länge des Verbands beträgt 107,05 Meter. Ein solches Ausmaß erfordert vor allem in engen Schleusenkammern viel Fingerspitzengefühl.
Dem Energieversorger EnBW zufolge verfügen Schubleichter und Schubboot über die Zulassung für den Transport von radioaktiven Stoffen. Der Schubleichter "Lastdrager 40" beinhaltet zum Beispiel eine Doppelhülle mit Kammern, die durch Wände - sogenannte Querschotts - getrennt sind.
Aus EnBW-Sicht ist die Manövrierfähigkeit des Schiffsverbands auch bei technischen Problemen gewährleistet. Das Schubboot "Edda" verfügt demnach über zwei vollwertige Antriebe. Der Verband sei auch dann manövrierfähig, wenn ein Antrieb ausfallen sollte. Darüber hinaus steht das gleichartige Schubboot "Ronja" als Ersatz zur Verfügung. Es kann innerhalb weniger Minuten angekoppelt werden. dpa
Der Schubverband für den Transport der Behälter hatte bereits am Montagnachmittag an der Laderampe des Kernkraftwerks Obrigheim angelegt. Am Dienstagabend um 23 Uhr wurde nach Polizeiangaben mit der Beladung begonnen, die Arbeiten waren in der Nacht zum Mittwoch gegen 1.15 Uhr abgeschlossen. Sie liefen demnach planmäßig und ohne Zwischenfälle.
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Der bundesweit erste Castor-Transport auf dem Neckar war Ende Juni erfolgt. Insgesamt plant der Energieversorger EnBW fünf Fahrten mit je drei Containern. Damit bringt das Unternehmen insgesamt 342 ausgediente Brennelemente nach Neckarwestheim. Der Transport erfolgt mit einem sogenannten Schubverband aus einem Schubleichter und einem Schubboot.
Der Energieversorger hält die Beförderung per Schiff neckaraufwärts für eine sichere Lösung. Er argumentiert, dass der Transport des Atommülls nach Neckarwestheim den Bau eines Zwischenlagers in Obrigheim überflüssig mache. In den Castoren befindet sich Berichten zufolge auch Plutonium. Ein Behälter wiegt beladen 107 Tonnen.