Neue Rekorde beim Stadtradeln

Mosbacher radeln fast 90.000 Kilometer zusammen

Bei Alltagsfahrten, Besentouren und Training traten die Mosbacher ganz schön in die Pedale – mehr als je zuvor.

28.06.2023 UPDATE: 28.06.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 34 Sekunden
Das Rad auch im Alltag nutzen, dazu soll das Stadtradeln ermutigen. In Mosbach ist die Aktion gerade zu Ende gegangen, knappe 90 000 Kilometer wurden geradelt – deutlich mehr als in den Vorjahren. Foto: dpa

Von Stephanie Kern

Mosbach. Es sind (noch) nicht ganz 90.000 Kilometer, aber man ist ganz nah dran. Das Mosbacher Stadtradeln ist vorbei – und die Bilanz des städtischen Sportbeauftragten Philipp Parzer fällt sehr angenehm aus. "Ich bin wirklich positiv überrascht", sagt Parzer. Denn am Donnerstag – also kurz vor Toreschluss – standen gerade mal 80.000 Kilometer auf dem Stadtradel-Tacho. "Ich habe auch noch ein bisschen Hoffnung, dass wir die 90.000 Kilometer noch schaffen." Das Stadtradeln ist zwar vorbei, wer aber noch Fahrten nachzutragen hat, darf das noch bis Freitag tun.

Ganz final sind die folgenden Zahlen deshalb nicht, große Veränderungen sind aber nicht mehr zu erwarten. 352 Radelnde (so viele wie noch nie) fuhren 89.711 Kilometer ein, im vergangenen Jahr waren es knapp 72.000 Kilometer. 15 Tonnen CO2 wurden durch die Radelaktion in den vergangenen drei Wochen eingespart, im Vorjahr waren es elf.

Von den 29 Teams aus der Region radelte in diesem Jahr die Radsportabteilung des VfK Diedesheim ganz nach vorne. 13.966 Kilometer legten Mitglieder und Mitstreiter auf zwei Rädern zurück. "Natürlich bin ich stolz! Wir haben unser Bestes getan, um dieses Jahr ganz vorne zu landen", sagt Lothar Weißschädel, auf den die Teilnahme am Stadtradeln zurückgeht. Nachdem sich herumgesprochen habe, dass der VfK in Führung gegangen sei (lange lag die Johannes-Diakonie aus Mosbach vorne), seien noch ein paar Radler dazugekommen.

Gleich die zwei besten Einzelradler stammen aus dem VfK-Team. Einer ist Thomas Lang. Unglaubliche 1969 Kilometer hat er in den vergangenen drei Wochen runtergerissen. Bei Gert Hörtdörfer aus Neckarelz waren es 1930 Kilometer – zweiter Platz in der Einzelwertung. Der 83-Jährige fährt jeden Tag Fahrrad. "Ich bin ein Besengänger", erzählt er. Jeden Tag unternimmt er Touren zu Besen und Gasthäusern, kehrt dort ein und macht sich dann auf einer anderen Route auf den Heimweg. "Heute fahre ich nach Neckarsulm, da gibt es heute im Besen mein Leibgericht", berichtet er am Montag. Knappe 15.000 Kilometer fährt er im Jahr, hält sein E-Bike in Schuss, putzt es nach jeder Ausfahrt. Dass Thomas Lang ihn um knappe 40 Kilometer überholt hat, findet Hörtdörfer nicht schlimm: "Den Jungen kann man ruhig den Vortritt lassen."

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Eben jener Thomas Lang ist auch bei Philipp Parzer bekannt. Denn er habe ihn um Hilfe gebeten: Die App ließ ihn nur 300 Kilometer am Stück aufzeichnen – Parzer musste händisch 25 weitere Kilometer hinzufügen. Er betont aber: "Alle Kilometer zusammen zählen. Nicht jeder hat die gleichen Voraussetzungen." In diesem Sinne hofft Parzer auf eine Neuauflage im kommenden Jahr, auf mehr Mitradler – und auf mehr als 100.000 Kilometer insgesamt.

Auf Platz zwei in der Teamwertung landete die Johannes-Diakonie. Deren Kennziffern: 13.613 geradelte Kilometer, 48 Radelnde und 235 Kilometer pro Kopf. "Ums Gewinnen geht es aber nicht, sondern ums Gemeinschaftsgefühl", sagte Johannes-Diakonie-Sprecher Michael Walter vor einer Woche noch. Über Platz zwei freut man sich trotzdem.

Platz drei haben (noch) die Mitarbeitenden des Landratsamtes erkämpft – ganz knapp vor der Radsportabteilung des TV Mosbach. Durch Nachtragen könnte sich hier noch etwas ändern. "Ich bin aber vorsichtig optimistisch, dass wir vorne bleiben", meint Katrin Friedrich. Die Sozialplanerin ergriff die Initiative für ein Landratsamtsteam bereits im vergangenen Jahr. "Da haben es aber wohl viele nicht gewusst." Deshalb habe man dieses Mal Personalchef und Landrat mit eingebunden, innerhalb des Landratsamtes wurden Prämien für die drei besten Einzelradler ausgelobt. 268 Kilometer hat Katrin Friedrich gesammelt, ist täglich von ihrem Heimatort zur Arbeit nach Mosbach gerollt, abends ging es dann den Berg hoch. "Das war dann einfach noch mal ein Ausgleich, wenn man die Arbeit hinter sich hat." Ein bisschen mehr Werbung würde sie sich seitens der Stadtverwaltung für das Stadtradeln wünschen. "Da kann man ein bisschen mehr draus machen", meint Friedrich.

Dass das Stadtradeln auch nachhaltig wirkt, dafür sind Hörtdörfer und Friedrich die besten Beispiele: Auch am Montag waren sie mit dem Rad unterwegs. Er zum Besen nach Neckarsulm, sie zur Arbeit nach Mosbach. Das Ziel von Stadtradeln ist es ja, möglichst viele Menschen für den Umstieg auf das Fahrrad im Alltag zu gewinnen und dadurch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Wenn man es so betrachtet, ist man beim Stadtradeln nicht ganz nah dran, sondern schon in etwa da, wo man sein möchte.

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