Neckarelz

Friseurin schloss nach Covid-19-Tod der Mutter ihren Salon

Corona hat ihr Leben verändert - Das hat Brigitte Valinski zugesetzt

17.06.2020 UPDATE: 18.06.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
Nachdem ihre an Covid-19 erkrankte Mutter Helga Heuß verstarb, beendete die frühere Stadträtin Brigitte Valinski nun ihre Laufbahn als selbstständige Friseurin. Foto: Frank Heuß

Von Frank Heuß

Michelbach/Neckarelz. Das neuartige Coronavirus verändert die Welt über die Pandemie hinaus. Die Facetten sind dabei so vielschichtig wie das Leben selbst. Es sind Schicksale in dieser Zeit, in denen sich die eigentlichen Auswirkungen widerspiegeln.

Viele kennen die gebürtige Neckarelzerin und ehemalige Mosbacher Stadträtin Brigitte Valinski als sehr rationale, pragmatisch bodenständige Person. Befindlichkeiten oder Wehleid sind nicht wirklich ihr Ding. Der Tod ihrer 88-jährigen Mutter Helga Heuß, die an Covid-19 erkrankt war, hat ihr zusammen mit den notwendig gewordenen Veränderungen im Beruf als selbstständige Friseurin allerdings doch zugesetzt.

"Ich hätte schon gerne noch ein paar Jahre weitergemacht", bekennt die 67-Jährige. Die Geschehnisse der letzten Monate haben jedoch zum Umdenken geführt. So entschloss sich Valinski,  nach der von den Corona-Schutzmaßnahmen bedingten Zwangspause nicht mehr wieder zu öffnen. Auf den Tag genau nach 16 Jahren der Selbstständigkeit hat sie ihren Betrieb abgemeldet.

Emotional habe das viel mit dem Tod ihrer Mutter Helga zu tun: "In einem Seniorenheim ist die Infektionsgefahr immer präsent, und auch meine Mutter gehörte als Pflegebedürftige mit Vorerkrankungen zur Risikogruppe", erklärt sie. Auch Helga Heuß war in Neckarelz nicht unbekannt: Ehemann Otto Heuß, Brigitte Valinskis vor einigen Jahren verstorbener Vater, saß früher ebenfalls für die SPD im Gemeinderat.

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Im Frühjahr erlitt ihre 88-jährige Mutter, die sie über Jahre zu Hause gepflegt hatte, einen Schlaganfall. Von den Neckar-Odenwald-Kliniken in Mosbach kam sie in eine Rehaklinik nach Bad Wimpfen. Der Anfang April bekannt gewordene Ausbruch des Coronavirus in der Einrichtung, der zahlreiche ältere Patienten betraf, schlug medial große Wellen.

Die Ursachenforschung ist bis heute noch nicht vollständig abgearbeitet. Helga Heuß war eine der ersten Patientinnen der Klinik, bei der man das Virus Sars-CoV-2 nachwies; wenig später starb sie im Klinikum Heilbronn. Und vielleicht hätte der Test in dieser Anfangsphase der Pandemie noch länger auf sich warten lassen, wenn nicht die Aufsichtsratsvorsitzende der Awo Neckar-Odenwald, Gabriele Teichmann, darauf gedrängt hätte. Teichmann ist privat gut mit der Familie befreundet und stand in der schwierigen Zeit beratend zur Seite.

"Im Friseurberuf hat man immer engen Kontakt mit Menschen", weiß Brigitte Valinski. Trotz allem Verständnis für die nun notwendigen Schutzmaßnahmen in ihrem Beruf will sie diesen nun nicht mehr ausüben.

"Die persönlichen Gespräche sind gerade bei älteren Menschen sehr wichtig", stellt sie heraus. "In meinem Alter möchte ich weder die Kunden noch mich selbst gefährden, aber auch nicht noch einmal meine Arbeitsweise grundlegend umstellen", erklärt sie.

So nahm sie die Gegebenheiten nun zum Anlass, einen Schlussstrich zu ziehen. Enkelkind Jonas, das vor wenigen Monaten zur Welt kam, weiß die freigewordene Zeit bestens auszufüllen. "Allen Weggefährtinnen und Wegfährten sowie der Leitung des Pflegeheims bin ich für die gemeinsame Zeit dankbar", unterstreicht sie rückblickend auf ihre berufliche Laufbahn, die 1969 mit der Ausbildung im Friseursalon Ahrne in Haßmersheim begann.

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