Das Problem-Klo am Bahnhof ist endlich in Betrieb
Sie war fast zwei Jahre geschlossen, erhitzte die Gemüter und ist nun seit einiger Zeit in Betrieb: die WC-Anlage in Neckarelz.

Von Stephanie Kern
Neckarelz. Eigentlich ist die Geschichte unglaublich: Die Stadtverwaltung hat 2006 das gegenüber dem Bahnhof gelegene Parkgrundstück von der Bahn erworben und damit die damals schon störanfällige WC-Anlage der Deutschen Bahn "geschenkt" bekommen. Nach über 35 Jahren Betrieb ist die Toilette kaputt, kann auch nicht mehr repariert werden und soll ersetzt werden – und das kostet die Stadtverwaltung nicht nur 186.000 Euro, sondern auch jede Menge Planungsarbeit und Ärger.
Denn die Bahn hatte die Toilette damals ohne baurechtliche Genehmigung auf Bahngelände bauen dürfen. Dies hat dazu geführt, dass unter der WC-Anlage verlaufende Leitungen widerrechtlich überbaut wurden und die Stromversorgung bahnseitig hausintern geregelt wurde. All das musste nun korrigiert werden, denn die Stadtverwaltung benötigte für den Tausch der Anlage eine Genehmigung.
Die lang andauernde Schließung und die Probleme bei der Planung waren immer wieder Thema, ob im Gemeinderat, im Technischen Ausschuss oder auch in Leserbriefen in der RNZ. Seit Mai ist aber nun Ruhe eingekehrt: Die Toilette am Neckarelzer Bahnhof steht am neuen Standort und tut das, was sie tun soll.
Neben den erwähnten 186.000 Euro für die Toilettenanlage selbst fielen auch noch Planungskosten und die Beseitigung von Altlasten an, wie Juliane Knapp, Leiterin der Abteilung Hochbau der Stadtverwaltung, berichtet. "Eigentlich ist so eine Toilette der größte Luxus, den man sich als Kommune leisten kann." Denn das neue WC beinhalte viel Technik, und die sei teuer.
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Selbstreinigende Brille, sich zum Teil selbstreinigender Boden und eine tägliche Kontrolle durch eine Reinigungskraft kosten. Die Benutzungsgebühr von einem Euro sei da eigentlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Die Investition in einer Einraumzelle ist groß, aber sinnvoll", befindet Knapp.
Die Nutzungsgebühr, das hatte Knapp bereits einmal erklärt, sei unumgänglich: Weil es sich aber eine Einraumtoilette handelt und Besucher sofort in der Toilette stehen, ist die Installation einer gebührenpflichtigen Schließanlage zwingend vorgesehen. "Die Stadt verdient daran nichts", versichert Knapp. Tatsächlich werde die neue Anlage auch schon "gut in Anspruch genommen."
Was dann aber doch wieder wie eine Posse wirkt, ist das Verhalten der Bahn. Die habe sich bei der Stadt beschwert, warum man denn mit dem Neubau der Toilette so lange brauche. "Das Komplizierte war aber die Klärung der Infrastruktur-Versorgung mit der Bahn selbst", so Knapp. Die neue Toilette aufzubauen, sei relativ unkompliziert gewesen. "Aber die alte vernünftig außer Betrieb nehmen – das konnten wir alleine gar nicht bewerkstelligen."
Auch sonst ist die Bahn am Bahnhof Neckarelz noch zu Gange, noch immer ist der hintere Fahrstuhl eingebaut und soll saniert werden. Diese Arbeiten sollen im Herbst abgeschlossen sein. Und bis dahin kann man dann vielleicht auch die unglaubliche Geschichte glauben.