Neckar-Odenwald-Kreis

Verkehrs-Unfallstatistik mit Licht und Schatten (Update)

Insgesamt sinkt die Zahl der Unfälle. Allerdings gibt es einen Anstieg bei den Verkehrstoten.

01.03.2021 UPDATE: 01.03.2021 09:47 Uhr 3 Minuten, 10 Sekunden
Traurig ist die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2020 mit Blick auf den Neckar-Odenwald-Kreis und die Verkehrstoten. Zehn Menschen verloren auf den Straßen im Kreis ihr Leben, damit ist trotz rückläufiger Unfallzahlen sogar ein Todesopfer mehr als 2019 zu beklagen. Archiv-Foto: Schattauer

Neckar-Odenwald-Kreis. (schat) Gute Zahlen, schlechte Zahlen: Die Verkehrsunfallstatistik des Polizeipräsidiums Heilbronn für das Jahr 2020 weist mit Blick auf den Neckar-Odenwald-Kreis Licht- und Schattenseiten aus. Die Zahlen zum Rhein-Neckar-Kreis finden Sie hier.

Die positive Nachricht zuerst: Die Gesamtanzahl der Verkehrsunfälle im vergangenen Jahr ging analog zum landesweiten Trend (-17,7 Prozent) auch in der Region erfreulicherweise um 16,3 Prozent zurück. Insgesamt hatte die Polizei 2853 Unfälle zu bearbeiten, 2019 waren es noch 3410 gewesen, was in etwa auch dem Schnitt der vergangenen Jahre entsprochen hatte (Mittelwert 2016 bis 2019: 3422). In 2488 Fällen blieb es glücklicherweise bei Sachschäden. Bei den Verkehrsunfällen mit Personenschaden war 2020 in der Region ein Rückgang um 10,3 Prozent zu verzeichnen (2020: 365; 2019: 407).

Die Abnahme der Verkehrsunfallzahlen sei natürlich auch der Coronapandemie geschuldet, relativiert Polizeipräsident Hans Becker: "Daher wäre es falsch, aus den überwiegend positiven Daten unrealistische Erwartungen abzuleiten." Die Statistik des Jahres 2020 sei aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen nur begrenzt mit den Vorjahren vergleichbar. "Wenn die Menschen im Homeoffice, die Geschäfte und Lokale geschlossen, die meisten Veranstaltungen abgesagt sind, fahren natürlich auch weniger Autos auf den Straßen und es passieren weniger Unfälle", so Becker.

Mehr Verkehrstote, weniger Verletzte

Eine Schattenseite ist bei der Entwicklung der Verkehrstoten im Neckar-Odenwald-Kreis auszumachen: Sie weist nämlich trotz deutlich geringerer Gesamtunfallzahl einen leichten Anstieg auf (+11,1 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr war ein Verkehrstoter mehr zu beklagen. Insgesamt zehn Verkehrsteilnehmer verloren im Jahr 2020 auf Straßen im Neckar-Odenwald-Kreis ihr Leben. Tödlich verletzt wurden bei schweren Unfällen vier Autofahrer, drei Motorradfahrer, ein Lkw-Lenker, ein Radfahrer und ein Fußgänger. Immerhin ging die Zahl der getöteten Motorradfahrer im Jahr 2020 deutlich zurück, nachdem 2019 ein trauriger Höchstwert von sieben tödlich Verunglückten vermerkt werden musste.

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Mit der positiven Tendenz der Unfälle mit Personenschaden im Neckar-Odenwald-Kreis sind auch rückläufige Zahlen im Bereich der verunglückten Personen festzustellen (-19,5 Prozent). So reduzierte sich die Anzahl der Leichtverletzten um 16,5 Prozent (von 454 auf 379) und der Schwerverletzten sogar um 33,6 Prozent (von 116 auf 77) im Jahr 2020.

Hauptunfallursache: Hohes Tempo

Wie schon in den Jahren zuvor heißt die Hauptunfallursache bei den Unfällen mit Personenschaden im Neckar-Odenwald-Kreis weiterhin "nicht angepasste Geschwindigkeit". Zwar gab es einen leichten Rückgang, "es bleibt jedoch mit deutlichem Abstand die Hauptunfallursache", so Pressesprecher Gerald Olma. Weitere häufige Auslöser sind Abstandsverstöße und Vorfahrtsverletzungen.

"Im Bereich der Kinderunfälle ist eine hohe Zuwachsrate im Neckar-Odenwald-Kreis festzustellen", skizziert Olma einen weiteren Negativaspekt des aktuellen Zahlenwerks aus dem Polizeipräsidium. Ein Plus von fast 89 Prozent weist die Statistik hier aus, im Vergleich zum Vorjahr wurden acht Unfälle mehr mit Kinderbeteiligung (17 statt neun) polizeilich aufgenommen. In neun Fällen sei das Kind Verursacher des Verkehrsunfalls gewesen, heißt es dazu weiter.

Ebenfalls deutlich gestiegen: Unfälle unter Drogeneinfluss (plus 66 Prozent). Vermerkt sind hier zehn Fälle, 2019 waren es noch deren sechs gewesen. Im gesamten Präsidiumsbereich ist hier ein Anstieg von rund 24 Prozent auszumachen (56 Fälle), landesweit ist hingegen ein Rückgang von 0,5 Prozent vermerkt. Höher liegt die Zahl der Unfälle, in denen eine Alkoholbeeinflussung festgestellt wurde. In der Region blieb sie konstant, 49 Ereignisse finden sich hier in der Statistik für den Neckar-Odenwald-Kreis.

Mehr E-Bikes in Unfälle verwickelt

Wie in den meisten anderen Landkreisen hat das Rad-Verkehrsaufkommen auch im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn zugenommen. Dies schlägt sich leider auch in der Verkehrsunfallstatistik nieder: Die Unfallzahlen stiegen hier um 8,2 Prozent. Insbesondere bei den E-Bike-Fahrern ist ein Anstieg an Unfallbeteiligungen abzulesen. Von 50 Prozent mehr Unfällen mit Pedelecs (18 an der Zahl) als noch im Vorjahr berichtet die Polizei für das Jahr 2020 und den Neckar-Odenwald-Kreis. Die Unfälle mit Personenschaden stiegen in diesem Bereich ebenfalls leicht an (um 11,4 Prozent), im Gegensatz zu 2019 war im abgelaufenen Jahr auch ein tödlich verunglückter Radfahrer zu beklagen.

Die Anzahl der Unfälle mit motorisierten Zweirädern stieg derweil von 71 auf 73 erfasste Unfälle (+2,8 Prozent). Immerhin sank die Zahl der Unfalltoten in diesem Bereich um rund 57 Prozent.

Beim Blick über den Neckar-Odenwald-Kreis hinaus fällt zunächst die erfreuliche Abnahme der Gesamtunfallzahlen im Gebiet des Polizeipräsidiums Heilbronn auf. Rund 22 Prozent beträgt hier der Rückgang, insgesamt waren 20.673 Unfälle im Jahr 2020 zu verzeichnen (rund 12.000 davon Kleinstunfälle). Zurück ging demnach auch die Zahl der Unfälle mit Personenschaden – um rund 18 Prozent. Für den gesamten Zuständigkeitsbereich des Präsidiums weist die Statistik des abgelaufenen Jahres 39 Verkehrsunfalltote aus, deutlich weniger als 2019 (46).

Raser im Visier

"Oberstes Ziel der Polizei ist weiter die Minimierung von Verkehrsunfällen, insbesondere mit Verletzten", erklärt Leitender Polizeidirektor Thomas Lüdecke. Aufklärung, Präventionsarbeit, aber auch die Verkehrsüberwachung stünden dabei als Mittel zur Unfallbekämpfung zur Verfügung. Und die werde man auch weiter verstärkt einsetzen, gerade mit Blick auf die Hauptunfallursache: "Eine konsequente Geschwindigkeitsüberwachung steht weiter an oberster Stelle unserer Überwachungsmaßnahmen", lässt Lüdecke wissen: "Wir wollen mit unseren Maßnahmen gezielt unverantwortliche Raser, die andere Menschenleben gefährden, aus dem Verkehr ziehen!"

Der Blick in die Statistik verdeutlicht, warum dieser Druck offenbar notwendig ist: Bei ihren Verkehrskontrollen registrierte die Polizei 2020 im Präsidiumsbereich insgesamt knapp 142.000 Geschwindigkeitsverstöße, die wiederum 3235 Fahrverbote nach sich zogen.

Update: Montag, 1. März 2021, 18 Uhr

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