Unweit der Kreisgrenze gibt es seit 2014 einen Waldfriedhof
Der Wald als letzte Ruhestätte. Baumbestattungen werden immer mehr nachgefragt.

Schöntal-Aschhausen. (dore) Die letzte Ruhestätte inmitten der Natur: Baumbestattungen werden in Deutschland seit einigen Jahren immer stärker nachgefragt. In der Region sind Waldfriedhöfe dennoch weiterhin eine Seltenheit, im Neckar-Odenwald-Kreis gibt es keinen einzigen. Nicht weit von der Kreisgrenze entfernt, in Schöntal-Aschhausen, sieht das schon lange anders aus: Am 31. Mai 2014 wurde dort mit einem ökumenischen Gottesdienst der Waldfriedhof eröffnet.
Das rund fünf Hektar große Waldgrundstück ist im Besitz der Familie der Grafen von Zeppelin. Der Waldfriedhof wird auch von der Familie in Zusammenarbeit mit der Firma Dorn Bestattung betrieben. Die RNZ hat sich mit Alexander Graf von Zeppelin vor Ort getroffen. Rund 500 Bäume, an denen eine Urnenbeisetzung stattfinden kann, stehen in dem Waldgebiet.

Ist ein Baum belegt, so erkennt der Betrachter das an kleinen Schildchen am Baumstamm. Sie tragen die Namen und die Lebensdaten der Verstorbenen. An jedem Baum ist eine eigene Nummer angebracht. Eine Übersichtstafel am Eingang zum Waldfriedhof zeigt dem Besucher, wo der jeweilige Baum zu finden ist.
"Aus ganz Deutschland haben Menschen hier ihre letzte Ruhestätte gefunden, viele kommen aber auch aus der Nähe", informiert Alexander Graf von Zeppelin. Konfession, reich, arm, jung oder alt – auf dem Waldfriedhof von Aschhausen kann sich jeder bestatten lassen. "Bei uns sind alle Menschen gleich", betont Graf von Zeppelin. Jeder kann sich seinen "Wunschbaum" zu Lebzeiten aussuchen, vorausgesetzt, er ist noch nicht belegt.
Ein Familienbaum kostet derzeit 3700 Euro, ein Urnenplatz an einem Gemeinschaftsbaum 700 Euro. An einem Gemeinschaftsbaum können sich laut dem Betreiber mehrere "x-beliebige" Leute bestatten lassen, während an einem Familienbaum nur bestattet werden dürfe, wer vom Käufer ausgewählt wurde. Auch hier können bis zu zehn Bestattungen erfolgen. "Die meisten Interessenten suchen sich ihren Baum zu Lebzeiten aus", erzählt Graf von Zeppelin. Sie erwerben diesen für 60 Jahre.
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Die Preise für die Bäume sind unabhängig von deren Alter, Lage, Art und Größe immer gleich. "Wir haben bewusst alte und junge Bäume ausgewählt", erklärt Graf von Zeppelin. Damit sei eine gesunde Mischung vorhanden. Vorwiegend handle es sich dabei um Eichen oder Buchen.
Wichtig war den Grafen von Zeppelin, eine Waldfläche zu finden, die eben ist, und somit auch Gehbehinderte die Möglichkeit haben, den Waldfriedhof zu betreten. Daher wurde auch ein geschotterter Fahrweg durch den Waldfriedhof angelegt.
So einzigartig wie jeder Baum ist, so individuell kann auch der Abschied gestaltet werden. "Jeder kann selbst entscheiden, ob die Trauerfeier hier im Waldfriedhof auf der mit Bänken ausgestatten Lichtung oder bei schlechtem Wetter am überdachten Platz am Eingang, in der Schlosskapelle im nahe gelegenen Schloss Aschhausen oder im Heimatort stattfindet", informiert Graf von Zeppelin. Pfarrer und Bestatter könne man selbstredend auch frei wählen. Nur beim Grabschmuck gelten strikte Vorgaben: Den übernimmt die Natur. Gestecke, Kränze und Schalen sind nach der Trauerfeier hier nicht vorgesehen.
Als die Idee des Waldfriedhofs Aschhausen vor über zehn Jahren aufkam und der Gemeinderat von Schöntal grünes Licht gab, habe die Bevölkerung den Waldfriedhof zwar gewollt. Doch anfangs seien die Bürger, gerade weil es eben eine ungewöhnliche Form der Bestattung gewesen sei, dem Ganzen noch etwas zurückhaltend begegnet. "Mittlerweile wird der Waldfriedhof aber gut angenommen", sagt Graf von Zeppelin.
Und ein Alleinstellungsmerkmal – zumindest im Hohenlohekreis – hat die Ruhestätte bei Aschhausen nach wie vor: "Wir sind derzeit der einzige Waldfriedhof hier, der auch eine Urnen-Wiesenbestattungsmöglichkeit angrenzend zum Waldfriedhof bietet", so Graf von Zeppelin. Ebenso sei auch für die Zukunft genügend geeignete Waldfläche für eine Erweiterung des bestehenden Waldfriedhofs vorhanden.