Neckar-Odenwald-Kreis

So leiden die Fahrschulen unter der Corona-Krise

Handbremse zurzeit angezogen - Nach der Krise wird ein Ansturm auf die Fahrprüfungen erwartet

05.04.2020 UPDATE: 06.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 47 Sekunden
Auch bei der Fahrschule Thorsten Schnell stehen die Fahrschulautos aufgrund der aktuellen Lage auf dem Hof, statt von Fahrschülern ausgefahren zu werden. Foto: zg

Neckar-Odenwald-Kreis. (mami) Monatelanges Lernen, dazu Theorie- und Praxisstunden – man investiert eine ganze Menge Zeit und Geld, um endlich Auto fahren zu dürfen. Und dann werden kurzfristig alle Prüfungen und der Unterricht komplett eingestellt. Das Coronavirus hat auch Einfluss auf die Fahrschulen und die Fahrschüler.

Laut des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg trifft die Maßnahme, alle Fahrschulen bis auf Weiteres zu schließen, rund 29.000 Fahrschüler. Auch im Altkreis Buchen leiden die Fahrschulen unter der Schließung. Die Rhein-Neckar-Zeitung hat sich bei einigen von ihnen umgehört.

"Wir mussten bei rund zehn Leuten die Prüfung absagen", sagt Thorsten Schnell, der mit seiner Fahrschule in Walldürn sitzt. Doch nicht nur die Schüler, sondern auch die Fahrschulen selbst trifft die Schließung hart und unerwartet. "Aktuell haben wir null Einnahmen, aber die Fixkosten für Miete und Leasing laufen ja alle weiter", so Schnell weiter. Man habe zwar etwas Puffer und könne eine gewisse Zeit überbrücken, aber auf Dauer könne der Zustand so nicht gehalten werden.

Ähnlich sieht es auch Sascha Krause, der in seinen Fahrschulen in Walldürn, Altheim und Schefflenz die Türen schließen musste. Er sagt: "Wir können nur warten. Aktuell sitzen wir daheim und haben nichts zu tun." Wie sein Kollege Thorsten Schnell hat auch er die angebotene Sofort-Hilfe beantragt. "Ich bin darauf angewiesen, um meine Kosten zu decken." Genehmigt wurde die Hilfe zwar schon, wie viel Geld er aber am Ende bekomme, das wisse er nicht. Bei allem Verständnis für die Situation könne man nur hoffen, dass sie nicht allzu lange andauert und dass man genug angespart hat, meint Krause.

Eine weitere Problematik sieht der Fahrlehrer darin, dass, "wenn es wieder weitergeht, ja alle ihre Prüfungen so schnell wie möglich nachholen wollen. Wir haben mit dem TÜV in Buchen zwar einen super Partner, mit dem die Zusammenarbeit bisher sehr gut funktioniert, aber das wird sicherlich eine große Herausforderung, das alles unter einen Hut zu bekommen."

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Für Hanne Fuhry ist mit ihrer gleichnamigen Fahrschule in Buchen die Zeit die größte Sorge. "Wenn es nur einen Monat geht, dann können wir das noch verkraften. Schlimmer wäre es, wenn es sich in unabsehbare Länge ziehen würde", erklärt sie. Trotz aller Sorgen wolle sie sich nicht beklagen, denn "wir sind bestimmt nicht der am schlimmsten betroffene Bereich. Da gibt es andere Bereiche, die es deutlich härter trifft." Dennoch sei die Lage sehr ernst und man müsse schauen, wie es weitergeht.

Zurzeit muss Michael Jaufmann von der Osterburkener Fahrschule Shortcut selbst mit seinem Fahrschulauto fahren. Foto: Matthias Miltz

"Es ist definitiv kein schönes Gefühl, wenn man weiß, dass man aktuell keinen Cent Umsatz macht", sagt auch Michael Jaufmann von der Fahrschule Shortcut in Osterburken und Kreisvorsitzender des Fahrlehrerverbandes Neckar-Odenwald. Es sei Wahnsinn, wie sich alles von jetzt auf nachher entwickelt habe. "Was ich so mitbekommen habe, waren alle Kolleginnen und Kollegen – wie ich auch – gut beschäftigt. Und jetzt direkt auf Null schrauben zu müssen, das ist schon hart."

Auch er stelle sich die Frage, wie er die verlorene Zeit aufarbeiten solle. "Wir dürfen am Tag maximal elf Fahrstunden und den abendlichen Theorieunterricht machen. Die Tage, die wir geschlossen haben, die können wir nicht einfach so wieder aufholen", erklärt er.

Natürlich habe man sich auch Gedanken über Alternativen, wie zum Beispiel Theorieunterricht per Video-Stream, gemacht, aber "das dürfen wir schon alleine deshalb nicht, weil es uns gesetzlich untersagt ist". Es sei einfach nicht möglich, den Stoff online so zu vermitteln wie im normalen Unterricht. Es ginge zwar darum, die Regeln zu lernen, aber auch vor allem darum, sie zu verstehen und sie einzusehen. Außerdem könne bei einem Online-Unterricht schwer kontrolliert werden, ob die Schüler tatsächlich am Unterricht teilnehmen oder "sich nebenher noch anderweitig beschäftigen".

Auch Jaufmann sieht – ähnlich wie seine Kollegen – eine große Herausforderung darin, "alles unter einen Hut" zu bekommen, wenn die Fahrschulen ihren Unterricht wieder fortsetzen können. "Die Leute werden uns die Bude einrennen, weil sie, verständlicherweise, so schnell wie möglich ihre Prüfung machen wollen und die verlorene Zeit aufholen möchten."

Er sei trotz der schwierigen Lage sehr froh, dass der Fahrlehrerverband alles tue, um die Fahrschulen – so gut es gehe – zu informieren, wie es denn weitergehen soll. "Sobald etwas Neues entschieden wurde, geht der Newsletter sofort an alle Mitglieder des Verbandes raus", sagt er. Wie sich die weitere Lage entwickle, könne momentan keiner sagen. Natürlich hoffe man, dass es so schnell wie möglich wieder weitergeht, aber bis dahin könne man nur eins tun: abwarten.

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