Neckar-Odenwald-Kreis

So geht der Kreis in der Corona-Zeit mit überfüllten Bussen um

Eltern, VRN und Landkreis ringen um Lösung - Beschwerden über zu volle Busse

23.09.2020 UPDATE: 24.09.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Das Gedränge vor dem Einsteigen und stark frequentierte Buslinien sind in der Corona-Pandemie ein Problem. Foto: Jana Schnetz

Neckar-Odenwald-Kreis. (jasch) Zum Schulstart in Baden-Württemberg gab es eine Förderung des Landes mit bis zu 80 Prozent für zusätzliche Busse in der Schülerbeförderung. Das Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises als momentaner ÖPNV-Aufgabenträger und der VRN begrüßten die staatliche Hilfe.

Doch die Entscheidung auf Landesebene kam offenbar nicht bei allen Eltern und Schülern spürbar an: "Generell sind am EBG zwei Buslinien betroffen, die überfüllt sind", lässt zum Beispiel Dagmar Hufnagel, Elternbeiratsvorsitzende des Eckenberg-Gymnasiums in Adelsheim wissen – und die Situation wird durch das Coronavirus noch verschärft. Manche Eltern hätten gar Bedenken, ihre Schüler mit dem Bus fahren zu lassen, seien aber darauf angewiesen. Dies teilte Frank Weber, Vater einer Tochter am Nicolaus-Kistner-Gymnasium in Mosbach in einer Stellungnahme an die Redaktion mit. Die RNZ fragte beim Landratsamt und dem VRN nach, welches Konzept sie in der Corona-Pandemie verfolgen.

Jan Egenberger, Pressesprecher des Landratsamts, erläuterte den aktuellen Stand: "Seit Bekanntgabe des Förderprogramms des Landes hat der Kreis als Aufgabenträger intensive Gespräche sowohl mit dem BRN als auch mit privaten Busunternehmen geführt. Bisher konnten so 16 Linien verstärkt werden. Zudem wird der zuständige Fachdienst beim Landratsamt zusammen mit den Linienverkehrsunternehmen die Situation permanent beobachten mit dem Ziel, weitere Verstärkerfahrten – wo notwendig – einzusetzen."

In der Stellungnahme des VRN, konkretisierte Axel Thiemann, Pressesprecher des VRN das Verfahren: "Seit dem 16. September sind im Neckar-Odenwald-Kreis mittlerweile zusätzliche Fahrzeuge auf den Linien 821, 841, 844, 822, 836, 857, 848 und 890 kreisweit im Einsatz."

Thiemann gab zu: "Es sind vereinzelt Hinweise von Eltern auf im Linienverkehr eingesetzte Busse gekommen, die über dem vom Land definierten Wert liegen." Doch er betonte: "Busse werden aus rechtlichen Gründen grundsätzlich nicht ,überfüllt‘, das gilt auch außerhalb der Corona-Pandemie."

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Zur Aussage, dass es schwierig sei, im Bus Abstand zu halten, sagte der Pressesprecher der VRN. "Durch das korrekte Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung wird das Ansteckungsrisiko nachweislich minimiert, vor allem in Bereichen, in denen das Einhalten des Mindestabstandes, wie es im ÖPNV generell der Fall ist, nicht immer möglich ist. Der VRN hat in seinem Verbundgebiet den Aufgabenträgern empfohlen, dass pro Bus – neben den Sitzplätzen – nur noch eine beschränkte Anzahl an Stehplätzen zur Verfügung stehen beziehungsweise genutzt werden sollte."

Abgesehen von überlasteten Buslinien sieht Dagmar Hufnagel das Gedränge vor dem Bus kritisch: "Wir haben beobachtet, dass Schüler die Maskenpflicht in den Bussen einhalten. Das Problem ist an den Bushaltestellen, wo keine Maskenpflicht besteht und die Schüler sich dicht drängen, wenn der Bus kommt." Diese Schuld wies der VRN aber von sich. Genauso wie in den öffentlichen Verkehrsmitteln, sei das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes auch außerhalb an den Bahnhöfen und an den Haltestellen weiterhin Pflicht.

Mögliche Polizeikontrollen könnten bei der Einhaltung der Maskenpflicht unterstützen: "Grundsätzlich sind die Ordnungsbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte, die als Aufgabenträger für den Schülerverkehr zuständig sind, für die Einhaltung der Mund-Nasen-Bedeckung verantwortlich. Dabei werden sie von den Verkehrsunternehmen unterstützt, die allerdings keine rechtlichen Befugnisse haben, um direkt vor Ort tätig zu werden. Weitere Unterstützung erfolgt über die Landes- und Bundespolizeibehörden in den jeweiligen regionalen Zuständigkeitsbereichen."

Die Erfahrungen der vergangenen Schuljahre hätten allerdings gezeigt, dass die aktuell laufenden ersten Schulwochen noch nicht repräsentativ seien, um eine endgültige Auslastung der Schülerverkehre festzustellen, so Thiemann und Egenberger weiter. Viele Schüler würden ihren Schulweg witterungsbedingt derzeit noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Im Herbst und Winter beziehungsweise bei schlechterem Wetter könne sich das jedoch ändern.

"Um die Situation abschließend bewerten zu können, ist es aufgrund des gerade erst begonnenen Schuljahres noch zu früh", urteilte Egenberger. Eltern, Lehrer, Schüler und Aufgabenträger dürften gespannt sein, wie sich die Situation an den Haltestellen noch entwickeln wird.

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