Neckar-Odenwald-Kreis

Mit einem Stipendium will der Kreis Ärzte aufs Land locken

Der Sozialausschuss lernte die neu besetzte Stabstelle Kreisentwicklung kennen - Ärztliche Versorgung von zentraler Bedeutung

27.01.2020 UPDATE: 28.01.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden
Lisa-Marie Bundschuh. Foto: U. Brinkmann

Von Ursula Brinkmann

Neckar-Odenwald-Kreis. Medizinische Versorgung in Kliniken einerseits sowie Be- und Überlastung von Medizinern in Kliniken andererseits nehmen aktuell in der Berichterstattung (nicht nur) der RNZ viel Raum ein. Wollte man es sich sehr einfach machen, könnte man als Lösung vorschlagen: Kommt aufs Land! So einfach ist es natürlich nicht. Im Gegenteil. Die (Wieder)besetzung ländlicher Hausarztpraxen ist ein Thema, das seit geraumer Zeit den ländlichen Raum auf kommunal- wie landespolitischer Ebene beschäftigt. So bedeutsam scheint es, dass die Fortführung einer Praxis von Bürgermeistern und Gemeinderäten selbst in die Hand genommen wird. Beispiele sind in Elztal und Haßmersheim zu finden.

In der Landkreisverwaltung ist man ebenfalls nicht untätig. Die "Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung im Kreis" hat bei der Stabstelle Kreisentwicklung sogar Priorität. Diese Stelle ist seit 1. November 2019 mit Lisa-Marie Bundschuh neu besetzt. Im Ausschuss für Gesundheit und Soziales gab sie mit einem Sachstandsbericht ihren Einstand als Kreisentwicklerin. "Da kommt was auf uns zu", sieht sie ein "Riesenproblem" im Kreis: fehlende (Land)ärzte. So erwartungs- wie hoffnungsvoll stellte Landrat Dr. Achim Brötel sie als "echte Verstärkung" vor.

Aktuell gebe es im Landkreis 83 Hausärzte, begann Bundschuh mit einer kurzen Bestandsaufnahme. Insgesamt gibt es im NOK 205 zugelassene und angestellte Vertragsärzte. "Aber unter den Hausärzten sind 36 Prozent älter als 60 Jahre" Es geht um Nachfolgen, aber nicht nur. Vor allem am anderen Ende der Altersskala will man ansetzen und werben – auch mit finanziellen Mitteln. Was schon von der grün-schwarzen Landesregierung diskutiert wurde, findet seinen Niederschlag nun im Norden des Landes: Studentinnen und Studenten sollen ab dem fünften Semester mit einem Stipendium aufs Land gelockt werden. "Das NOK-Förderprogramm möchte bis zu vier Medizinstudenten mit monatlich je 500 Euro maximal vier Jahre lang fördern." Im Gegenzug verpflichten sich die "fertigen" Mediziner (nach ihrem so genannten praktischen Jahr am Ende ihre Regelstudienzeit), mindestens vier Jahre lang im Kreis ärztlich tätig zu sein oder ihre Weiterbildung zum Facharzt im Landkreis zu absolvieren.

Aber das soll nicht alles sein. Noch früher setzt die Ansprache studienwilliger Abiturienten etwa auf Bildungsmessen ein. Zudem sollen angehende Mediziner und Studienanfänger in den Blick genommen werden, die aus dem Kreis kommen oder einen Bezug zum NOK haben, um sie hier zu halten. Dazu, malt Bundschuh aus, käme der Aufbau eines Gesundheitsnetzes, eines Studentennetzwerks, die Teilnahme am Weiterbildungsprogramm Allgemeinmedizin, ein einheitliches Marketingkonzept sowie Gespräche mit kommunalen Vertretern und Ärzten. Und: "Der kontinuierliche und konstruktive Kontakt mit den Neckar-Odenwald-Kliniken war und bleibt ein wichtiger Baustein."

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Aus den Reihen der Ausschussmitglieder baten Sabine Schweiger und Dr. Dorothee Schlegel um eine möglichst geschlechterspezifische Darstellung der Praxissituation und darum, Bürger(innen) in die Gesundheitskonferenz einzubinden. Außerdem möge man, so Schweiger, die Schwangerschaft einer Stipendiatin nicht als Vertragsbruch sehen, der eine Rückzahlung der Fördergelder nach sich ziehe. Zurückgezahlt werden müssen die Summen nämlich nicht, es sei denn, die vertraglichen Vereinbarungen werden nicht erfüllt. Die Kollegen Norbert Bienek und Jens Wittmann hingegen wollten wissen, ob es bei den Überlegungen ausschließlich um Hausärzte gehe beziehungsweise, ob sich mit den vorgestellten Maßnahmen auch Fachärzte gewinnen lassen sollen? Letzteres konnte Bundschuh bejahen. "Es werden alle Fachrichtungen gebraucht."

Die Stabstelle hat nicht nur ein Stethoskop um den Hals. Lisa-Marie Bundschuh stellte auch die anderen Säulen vor: das Tourismus-Leuchtturmprojekt "Römerpfade", das Konzept NOK mobil, NOK fairtrade und kommunale Entwicklungshilfeprogramme.

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