Nahversorgungsmodell

Der Marktfee-App fehlt ein Schönbrunner Treff

Der Projektkümmerer Jörg Gerspach hat Verbesserungsvorschläge für das an sich erfolgreiche StartUp eines "Intelligenten Marktplatzes".

27.10.2021 UPDATE: 28.10.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Mit einem Treffpunkt-Angebot in Schönbrunn sollen sich die niedrigen örtlichen Kundenzahlen der Marktfee-App noch steigern lassen. Foto: Hüll

Von Felix Hüll

Schönbrunn. Gestartet ist "Emmas App" als Modellversuch, mit Hilfe digitaler Geräte das Einkaufen von Alltagsgütern auf dem Land weiter zu ermöglichen. Nach drei Jahren des inzwischen in Marktfee-App umgetauften Dienstes hat "Kümmerer" Jörg Gerspach eine zweigeteilte Erfolgsbilanz gezogen. Waren des täglichen Bedarfs mit dem iPhone beim regionalen Handel bestellen und liefern lassen kommt an.

Gerade in Schönbrunn nutzen aber die als Zielgruppe ins Auge gefassten älteren Bürger das Angebot nicht wie gedacht. Das allgemeine Nahversorgungsmodell habe sich aber gleichwohl zu einem "durchaus respektablen Unternehmen" entwickelt. Gerspach: "Alles in allem hat Emmas- bzw. die Marktfee.App-basierte Bestellmöglichkeit auch zur Haustürlieferung eine absolut positive Entwicklung genommen." Trotz der niedrigen Nachfrage in Schönbrunn könne man durchaus von einem Erfolg des Projektes "Nahversorgung ländlicher Raum" sprechen sowie von einem effizientem, den Erfolg fördernden Einsatz der Projekt-Fördermittel.

Von ursprünglich 32 Anbietern rund um die beiden Modell-Gemeinden Spechbach und Schönbrunn sind inzwischen 475 geworden. Anfangs gab es für die Waren dieser Anbieter 29 Kunden. Mittlerweile sind 8164 registriert und aktuell (Mitte Oktober) davon 5.985 aktive Nutzer. Allerdings sind es dabei direkt in Spechbach und Schönbrunn gerade mal zehn Kunden, von denen zwei die Dienste auch nur teilweise in Anspruch nehmen.

Laut Kümmerer Jörg Gerspach sind von Anfang an nicht die Leute erreicht worden, die man im Rahmen des Projektes "Nahversorgung ländlicher Raum" eigentlich hatte erreichen wollen. Statt der älteren nicht mehr uneingeschränkt mobilen Menschen sind es vor allem Abnehmer in größeren Städten und deren Umfeld, die sich inzwischen vor allem per direkter Hauslieferung versorgen lassen anstelle des Abholens der Waren an einem Übergabepunkt. Gerspach hat dafür auch eine Erklärung: "Ältere Leute nutzen nicht, allenfalls nur mit geringen Ausnahmen, die sogenannten sozialen Medien wie Facebook, Twitter, Tiktok etc." Sie scheuten sich zudem ihre Geschäfte über ein Mobiltelefon oder Tablet abzuwickeln. "Viel lieber wird dafür bei Internet-Affinen der PC benutzt und per Rechnung anstatt per Kreditkarte bezahlt." Ganz besonders nachteilig sei, dass in Schönbrunn ein sozialer Treffpunkt fehle, der in das Warenbestell- und -übergabesystem mit einbezogen werden könnte. Er war während der dem Projekt vorangegangen Workshops immer wieder "an erster Stelle" gewünscht worden. In Spechbach sei mit der dortigen Metzgerei zumindest ansatzweise so ein Treff vorhanden. Für Schönbrunn regt Gerspach an, mit Hilfe der örtlichen Vereine einen solchen Treffpunkt noch einzurichten.

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Denn es bestehe durchaus Interesse an den "Marktfee"-Diensten. Dies signalisieren Gerspach die Rückmeldungen auf jüngste Veröffentlichungen im Amtsblatt.

Zwar werde auch der seit diesem Januar bestehende Wochenmarkt von Vielen genutzt. Aber die treuen Marktfee-App-Kunden verzichteten deswegen nicht auf die bequeme Lieferung von Waren direkt an die Haustür. Zudem soll in absehbarer Zeit nun auch das Bestellen vom heimischen PC aus möglich sein, habe die betreuende Firma Ciciona Software GmbH signalisiert, so Gerspach.

Bürgermeister Jan Frey hat diesen Sachstandsbericht an den Rhein-Neckar-Kreis zur Kenntnis erhalten.

Die Gemeinde Schönbrunn unterstütze das Projekt weiter, bestätigt im Landratsamt Sprecherin Silke Hartmann. Nach Auslaufen des Förderzeitraums fürs Projekt Marktfee-App Ende 2020 sei jedoch die Stabsstelle Wirtschaftsförderung der Kreisverwaltung nicht mehr so eng in die Aktivitäten des Projekts eingebunden.

Abschließend hatte man eine 28-seitige Informationsbroschüre erstellt. Sie ist abrufbar unter www.rhein-neckar-kreis.de über die Suchfunktion (Stichwort "Marktfee" eingeben und dann nach dem pdf der Broschüre scrollen). Darin sind das Wie des Projekts nochmals nachzulesen sowie Informationen für die mögliche Warenanbieter wie für die Kunden.

Der Rhein-Neckar-Kreis hat die Marktfee-App laut Silke Hartmann einerseits im Rahmen eines technischen Förderprojekts "CrowdMyRegion" begleitet sowie andererseits mit dem Ansatz "Intelligente Marktplätze", bei denen es um zukunftsgewandte Nahversorgungsmöglichkeiten für den ländlichen Raum ging.

„Kümmerer“ Jörg Gerspach. Foto: Hüll
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