Wissenschaftsministerin Petra Olschowski besuchte DHBW
Hochwasserschutz stand im Fokus. Baukompetenzzentrum ist "auf einem sehr guten Weg".

Von Peter Lahr
Mosbach. Als erste Frau an der Spitze der Stuttgarter Akademie der Schönen Künste schrieb die bündnisgrüne Wissenschaftsministerin Petra Olschowski einst Landesgeschichte. Im Rahmen ihrer "Sommertour" besuchte sie dieser Tage in Mosbach die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), wo sie deren Präsidentin Prof. Dr. Martina Klärle begrüßte.
Im Fokus stand das Thema "Hochwasserschutz". Über den aktuellen Stand der Forschungen berichteten Prof. Dr. Jens Bender, Studiengangsleiter Bauingenieurwesen, und Wasserbau-Doktorand Marco Öttl. Präsenz zeigte auch Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.
Dass die Praxisnähe in der Lehre und Forschung der DHBW den Wissenstransfer erleichtere, betonte Prof. Dr. Max Mühlhäuser eingangs. Dem Prorektor und Dekan der Fakultät Technik oblag die Moderation – und er musste auch die Reißleine ziehen, als der Vortrag sämtliche Zeitvorgaben zu sprengen drohte.
Besonderer Wermutstropfen: Jenseits der Vorstellung des Studiengangs und der Beschreibung der Grundproblematiken endete die allgemeine Verständlichkeit am – sicher kenntnisreichen, aber leider ohne entsprechenden Masterabschluss kaum mehr nachvollziehbaren – Fachchinesisch.
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"Ich arbeite gerne in der Forschung", betonte Bender eingangs. Als Richtlinie habe er von einem seiner einstigen Dozenten folgendes Motto übernommen: "Der Mensch kann auf das Beste hoffen, der Ingenieur muss mit dem Schlimmsten rechnen." Was das Schlimmste sei? "Zu wenig oder zu viel Wasser."
Sinn der Forschungen sei es, Bauwerke zu bemessen, "damit sie möglichst bei extremen Ereignissen nicht zerstört werden". Über die Betrachtung der zurückliegenden Jahre leite man die Wahrscheinlichkeit von Extremereignissen ab, doch sei gerade bei lokal auftretenden Starkregenereignissen eine exakte Vorhersage nahezu unmöglich.

Auch wenn Hochwasserdeiche für eine Nutzungszeit von 100 Jahren konzipiert seien, sorge der Klimawandel dafür, dass sie bereits nach 50 Jahren überholt sind. "Wir haben aus statistischer Sicht deutlich mehr Extremereignisse zu erwarten", warnte Bender. Als häufigsten Versagensgrund benannte er das Überströmen. "Das ist ja superkomplex", kommentierte die Ministerin und gab zu, "nicht so in dem Thema drin" zu sein.
Seine Promotion in einem vierminütigen Kurzdurchlauf vorzustellen, vor dieser Aufgabe stand Marco Öttl. Mithilfe eines nicht minder hochkomplexen Modells will er Deiche einer Risikobewertung unterziehen, um ihre "Versagenswahrscheinlichkeit" besser abschätzen zu können. "Wie können wir aus Ihrer Forschung praktische Konsequenzen ziehen?", hakte Olschowski nach.
"Höher geht immer, aber das ist es nicht allein", lautete die Antwort. Bei neuen Deichen könne man mit einem dreizonigen Aufbau besseren Schutz bewirken, aber es gebe noch viele Altdeiche, für die es gelte, Maßnahmen zu ergreifen. "Auch Sandsäcke bereitzustellen kann schon eine Maßnahme sein", ergänzte Bender.
Mühlhäuser schlug vor, die gekürzten Themen – die Verbreitung von Landminen durch Hochwasser und der Einstau von Schotterbetten bei Bahngleisen – im Rahmen einer zweiten Veranstaltung anzubieten. Nachdem die DHBW das "wahnsinnige Problem in der Bauverwaltung" ansprach und Techniker für den gehobenen Dienst weiterqualifizieren wollte, durfte die Ministerin ein simuliertes Hochwasserereignis im Lohrtalweg durch eine Virtual-Reality-Brille betrachten sowie ein Experiment, das die "Strömungen und Verwirbelungen bei Wehranlagen, in Rohren und Ausgüssen" veranschaulichte.
Die Pressefrage nach dem Status quo beim geplanten Baukompetenzzentrum der DHBW Mosbach beantwortete Petra Olschowski folgendermaßen: "Vermögen und Bau bearbeitet das mit einer hohen Priorisierung. Das ist auf einem sehr guten Weg. Ich gehe davon aus, dass der Neubau Ende der 2020er-Jahre realisiert sein wird."
Vom Besuch der Dualen Hochschule nehme sie mit, dass man sich auch auf das Thema Hochwasser – jenseits der gefühlten Bedrohung – mit mathematischen Risikoberechnungen vorbereiten könne. Sehr beeindruckt zeigte sich der Gast aus Stuttgart von der hervorragenden Forschungsleistung der Mosbacher Institution. Auf einem nicht minder guten Weg sah die Ministerin die Landesregierung beim "großen Thema Klimaschutz": "Wir haben viele Initiativen auf den Weg gebracht." Sprachs und machte sich ebenfalls auf den Weg.