Wissenschaftsministerin Bauer: DHBW Mosbach ist eine "anerkannte Marke geworden"
Wisschenschaftsministerin Theresia Bauer, die am Dienstag beim "Mosbacher Bildungsgespräch" zu Gast ist, im Interview mit der RNZ.

"Die DHBW Mosbach ist als starker, verlässlicher Partner der Unternehmen gut in der Region etabliert", sagt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Am Dienstag referiert und diskutiert sie vor Ort. Foto: RNZ
Von Brunhild Wössner
Mosbach. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer ist am kommenden Dienstag, 28. April, neben dem Frankfurter Professor Hans Peter Klein beim vierten "Mosbacher Bildungsgespräch" in der Dualen Hochschule Mosbach zu Gast. Aus diesem Anlass sprachen wir mit der Politikerin über die Veranstaltung selbst, die DHBW Mosbach und die Perspektiven grün-roter Hochschulpolitik.
RNZ: Die Hochschulfinanzierung steht, die Universität Heidelberg liegt in globalen Rankings als beste deutsche Hochschule ganz vorne, und Sie selbst können sich mit dem Titel "Wissenschaftsministerin des Jahres" schmücken. Wie bewerten Sie Ihre Amtszeit ein Jahr vor der Wahl?
Bauer: Ich möchte mich ungern selbst bewerten. Ich meine aber schon, dass wir einiges für die Wissenschaft erreichen konnten: Wir haben die finanzielle Ausstattung der Hochschulen deutlich verbessert und damit bundesweit Maßstäbe gesetzt. Bis 2020 fließen 1,7 Milliarden Euro zusätzliche Landesmittel an die Hochschulen. Wir haben die Grundfinanzierung gestärkt und den Hochschulen damit größere Spielräume eröffnet. Bis zu 3800 reguläre Stellen können dort zusätzlich entstehen. Wir haben im neuen Landeshochschulgesetz die Autonomie der Hochschulen gestärkt, neue Wege ins Studium geebnet und sichergestellt, dass junge Menschen in Baden-Württemberg trotz steigender Studierendenzahlen ein ausreichendes Angebot vorfinden. Wir haben die Studiengebühren abgeschafft, um finanzielle Hürden abzubauen; wohlgemerkt bei vollständiger Kompensation der wegfallenden Gebühren für die Hochschulen, damit die Qualität des Studiums nicht leidet.
Dennoch sind auch in der Hochschullandschaft des Landes Anpassungen unausweichlich, wobei die medialen Wellen schnell hochschlagen, wie etwa bei den Musikhochschulen oder der Verselbstständigung der DHBW Heilbronn.
Die Hochschullandschaft ist immer in Bewegung, und das soll auch so sein. Dass manche Entscheidungen Kritik hervorrufen, ist Teil des politischen Geschäfts. In den von Ihnen genannten Fällen ist es uns mit viel Geduld und intensiven Dialogen gelungen, die kritische Energie in positive Prozesse zu lenken, die dann zu sehr guten Ergebnissen geführt haben.
Welche weiteren Veränderungen sehen Sie auf die Hochschulen zukommen, und wie bewerten Sie die dabei zutage getretenen Widerstände?
Wenn Sie mich nach dem nächsten großen Thema auf der Agenda fragen, dann würde ich sicher den wissenschaftlichen Nachwuchs nennen. Wir brauchen jetzt bessere Arbeitsbedingungen für unsere jungen klugen Köpfe: Verlässliche berufliche Perspektiven und familienfreundliche Karriereangebote. Wir sind mit dem neuen Hochschulfinanzierungsvertrag bereits auf dem richtigen Weg. Dennoch haben wir hier viel Arbeit vor uns - bundesweit.
Die DHBW als eine Innovation der Landeshochschulpolitik gilt als Erfolgsmodell par excellence. Als Hochschule nach dem amerikanischen State-University-Modell hat die DHBW einen tiefgreifenden Strukturwandel bei gleichzeitig starkem Wachstum der Studierendenzahlen bewältigen müssen. Wie gut ist den traditionell stark dezentral geprägten vormaligen Berufsakademien die stärkere Zentralisierung hin zum DHBW-Präsidium aus Ihrer Sicht bekommen? Läuft das Zusammenspiel zwischen dem Präsidium und den DHBW-Standorten rund?
In den vier Jahren ihres Bestehens hat sich die DHBW nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ sehr positiv entwickelt. Die DHBW ist stark, weil sie über starke Standorte verfügt und weil sie als Gesamthochschule eine über das Land hinaus hoch anerkannte Marke geworden ist. Das Zusammenspiel zwischen Standort und Zentrale ist nicht immer spannungsfrei, aber sehr produktiv. Und ich finde, das Ergebnis ist exzellent.
Die DHBW Mosbach liegt als derzeit inzwischen viertgrößter Standort an der Grenzlinie der Regionen Rhein-Neckar, in deren Herz der große DHBW-Standort Mannheim beheimatet ist, und Heilbronn-Franken, wo gerade ein höchst moderner DHBW-Standort entsteht. Diese Entwicklung bereitet manchem im Neckar-Odenwald-Kreis Sorgen. Welche Möglichkeiten, Chancen und Profilierungsfelder sehen Sie, die eine tragfähige Zukunftsperspektive für den Standort Mosbach versprechen? Welche Spielräume hat die Politik, um die Entwicklungsperspektiven der DHBW Mosbach zu unterstützen?
Mosbach ist mit einem klug ausdifferenzierten Studienangebot als starker, verlässlicher Partner der Unternehmen gut in der Region etabliert. Der vor kurzem eingeweihte Neubau für die DHBW Mosbach zeigt doch besonders gut, wie wichtig die Landesregierung diesen Standort einschätzt. Neun bis zehn Millionen Euro Investitionsvolumen sind ja schließlich kein Pappenstiel.
Sie sind am 28. 4. zu Gast beim 4. Mosbacher Bildungsgespräch, das unter dem Motto "Bildung für alle? Hochschule für alle?" steht. Wie viele Studierende könnten denn die Hochschulen des Landes überhaupt verkraften?
Wir wollen ausreichend Studienplätze zur Verfügung stellen. Für einen bevölkerungsreichen Hochtechnologiestandort wie Baden-Württemberg heißt das: starkes Wachstum seit zwei Jahrzehnten. In der Spitze um bis zu 22 500 Studienplätze zusätzlich. Das ist eine Leistung, auf die wir stolz sein können. Die Hochschulen haben mit der Bewältigung von Überkapazitäten ihren Teil dazu beigetragen. Gemeinsam haben wir es geschafft, die Herausforderungen dieser im Grunde ja sehr willkommenen Entwicklung zu meistern. Wir werden die Zahl der Studienplätze auch in Zukunft dem hohen Bedarf entsprechend halten - und zwar ohne dass die Qualität des Studiums leidet. Das haben wir mit dem neuen Hochschulfinanzierungsvertrag garantiert.
Wenn alle an die Hochschulen drängen, wer repariert dann das Auto oder setzt die Heizung instand? Oder anders gefragt: Wie sehen Sie die Balance zwischen den akademischen Entwicklungswegen und den Alternativen, etwa dem dualen Berufsausbildungssystem?
Zunächst mal: Es ist in Baden-Württemberg immer noch so, dass mehr junge Menschen eine Ausbildung beginnen als ein Studium. Mir gefällt aber insgesamt nicht, wie diese Debatte zurzeit geführt wird. Wir dürfen akademische Bildungswege und unser bewährtes duales Berufsausbildungssystem nicht gegeneinander ausspielen. Unser Land braucht beides. Es geht vielmehr darum, für beide Bereiche die vorhandenen, ungenutzten Potenziale zu heben. Wir brauchen mehr Durchlässigkeit zwischen den Bildungssystemen. Und noch immer machen zu viele junge Menschen keinen Abschluss oder sind am Ende ihrer Schullaufbahn nicht ausbildungsfähig. Dort müssen wir ansetzen. Wir können es uns nicht erlauben, auch nur ein Kind zurückzulassen.
Info: 4. Mosbacher Bildungsgespräch mit Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Prof. Hans Peter Klein von der Goethe-Universität Frankfurt/M, Dienstag, 28. April, 19.30 Uhr, Duale Hochschule Mosbach, Audimax.



