Warum Meike Mülhaupt Demos gegen die Corona-Politik anmeldet
Meike Mülhaupt hat in Mosbach Demonstrationen gegen die Corona-Politik angemeldet und ruft zu gegenseitigem Verständnis auf.

Mosbach. (cao) Meike Mülhaupt ist mit der Corona-Politik und vor allem einer möglichen Impfpflicht nicht einverstanden. Deshalb hat sie Demonstrationen in Mosbach angemeldet. Im RNZ-Interview erklärt sie ihre Beweggründe.
Gegen was richtet sich Ihr Protest? Und was wollen Sie damit erreichen?
Gegen die mögliche Einführung einer Impfpflicht. Zudem bin ich mit der Kommunikation und den ständig wechselnden und oft unrechtmäßigen Corona-Regelungen der Regierung absolut unzufrieden. Auch die feindliche Umgangsweise untereinander in der Gesellschaft finde ich bedenklich. Wir sollten hier dringend wieder Brücken bauen, anstatt weiter einander zu verurteilen.
Sie haben die Corona-Demonstration am Montag, 17. Januar, in Mosbach angemeldet. Wieso haben Sie sich zu diesem Schritt entschlossen?
Lange war ich sehr zurückhaltend und abwartend, auch wenn gewisse Regelungen sich mir teilweise nicht erschlossen haben. Aber jetzt kamen mehrere Punkte zusammen: Bei Berichten über "Corona-Demos" musste ich immer wieder lesen, dass vor allem Rechtsextreme, Reichsbürger und Schwurbler teilgenommen hätten. Ich war vorher mit meinem Freund zweimal bei den Spaziergängen, habe dort friedliche Menschen aus der Mitte der Gesellschaft getroffen, die sich Sorgen um ihre Gesundheit, den möglichen Abbau unserer Demokratie und des Solidaritätsprinzips machen, aufgrund der Maßnahmen ihre Geschäfte und Jobs bedroht sehen. Dann erschien ein RNZ-Bericht, in dem Mosbachs OB explizit betonte, dass solche Demos angemeldet werden sollen. Also dachte ich: Herausforderung angenommen!
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In Ihrer Rede am 17. 1. betonten Sie, "politisch eher links" zu sein. Macht es Ihnen da nichts aus, auch mit AfD-Politikern und Menschen rechter Gesinnung auf die Straße zu gehen?
Ja, ich bin politisch deutlich mehr links als rechts verortet. Und ich sympathisiere ausdrücklich nicht mit der AfD. Aber auch Menschen mit anderer Gesinnung haben das Recht zu demonstrieren. Das respektiere ich, sonst wäre ich kein Demokrat. Auf einer Demo zu einem gesellschaftlich so relevanten Thema kommt der Querschnitt unserer Bevölkerung mit allen politischen Facetten zusammen. Ich bin bereit, dies bis zu einer bestimmten Grenze auszuhalten.
Eine erneute Demo am vergangenen Montag haben Sie nun allerdings nicht angemeldet. Warum?
Ich sehe mich nicht als Hauptorganisatorin des Protests, es können auch gerne andere den Job des Veranstalters übernehmen. Die Demo muss außerdem nicht immer montags stattfinden, selbst wenn das ein recht symbolischer Tag ist. Ich habe jetzt eine für den kommenden Sonntag um 14 Uhr auf dem Marktplatz angemeldet. Wir wollen uns nicht unbedingt als diejenige Demo positionieren, wegen der montags eine Gegendemonstration angemeldet werden muss.
Nun wird im Netz dazu aufgerufen, angemeldete Demos zu meiden, sich andernorts zu treffen. Was sagen Sie dazu?
Es gibt unterschiedliche Sichtweisen, wie der Protest gestaltet werden kann. Ich persönlich finde es schade, wenn man von angemeldeten Demos abrät und praktisch zum Boykott aufruft. Aber: Ganz gleich, ob angemeldete Demo mit Megafon und Trommeln oder ein nicht angemeldeter, ruhiger Spaziergang – beide haben ihre Daseinsberechtigung.
Können Sie nachvollziehen, wenn manche es als egoistisch oder unsolidarisch ansehen, sich gegen eine Impfung zu entscheiden?
Die Entscheidung, sich impfen zu lassen oder nicht, ist von Natur aus egoistisch, oder weniger abwertend: eigennützig. Es geht hier um den eigenen Körper, bei dem man selbst das höchste Interesse an Wohlbefinden verfolgt. Ängste, Unsicherheit, religiöse Ansichten oder persönliche Überzeugung sind für manche Menschen Grund genug, sich nicht impfen lassen zu wollen. Das sollte man akzeptieren. Auf menschlicher, emotionaler Ebene kann ich nachvollziehen, wenn Impfbefürworter so über ungeimpfte Menschen denken, wünsche mir aber sehr, dass der Ton gegenüber Ungeimpften wieder sachlicher und freundlicher wird. Ich finde, es sollte nicht notwendig sein, dass zu erwähnen, aber ich bin zweifach geimpft. Und ich habe zu keinem Zeitpunkt Menschen davon abgeraten sich impfen zu lassen oder wiederum empfohlen es zu tun. Das ist eine individuelle Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss.
"Wir müssen wieder mehr mit- als übereinander reden", forderten Sie in Ihrer Rede. Wie kann das bei mitunter schon verhärteten Fronten gelingen?
Ganz pragmatisch: Aufeinander zugehen und sachlich bleiben. Ich war am Montag mit zwei Freunden auf dem Marktplatz. Wir sind mit einem älteren Herrn ins Gespräch gekommen, der ein Schild mit der Aufschrift "Mehrdenker statt Querdenker" hoch hielt. Im Laufe des Gesprächs habe ich mich ihm als Veranstalterin der "Gegenseite" geoutet und bin sehr froh, dass er dennoch mit mir weiterreden wollte. Wir waren nicht immer einer Meinung, aber dennoch war es ein nettes und offenes Gespräch und man hat die Meinung des anderen soweit respektiert. Ich finde so etwas ist ein guter Anfang, gegenseitiges Verständnis für den jeweiligen Standpunkt des anderen hilft.